Die Verkaufsstelle der Deutschen Bahn am Calwer ZOB bleibt wohl geschlossen.Foto: Dörr Foto: Schwarzwälder Bote

Verkehr: Stattdessen soll Videoreisezentrum am ZOB eingerichtet werden / OB unzufrieden mit Plänen der Bahn

Vermutlich ist nichts mehr zu machen: Die Verkaufsstelle der Deutschen Bahn am Calwer ZOB bleibt wohl auch nach der Corona-Krise geschlossen. Das habe sich bei Gesprächen mit dem Konzern herauskristallisiert, erklärte Calws Oberbürgermeister Florian Kling in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Stattdessen könnte es künftig ein Videoreisezentrum geben.

Calw. Erst wenige Wochen ist es her, dass die Deutsche Bahn in einer E-Mail verkündete, die DB-Verkaufsstelle im Calwer ZOB – die während der Corona-Pandemie dicht gemacht hatte – werde auch nach dieser Krise geschlossen bleiben. Sowohl Stadtverwaltung als auch Landratsamt waren von dieser Nachricht kalt erwischt worden.

"Ich bin aus allen Wolken gefallen", hatte Calws OB Florian Kling Ende Juni im Gespräch mit unserer Zeitung dazu geäußert – zumal der Stadt zu dieser Zeit nicht mal eine schriftliche Mitteilung zum Sachverhalt vorlag. Eigentlich hatte es sogar bereits Pläne gegeben, am ZOB eventuell eine Mobilitätszentrale einzurichten, beispielsweise mit Car-Sharing und Leih-Fahrrädern. Und nicht zuletzt steht der Betrieb der Hermann-Hesse-Bahn (HHB) in den kommenden Jahren vor der Tür, wodurch sich die Anzahl an Bahnfahrern deutlich vergrößern könnte.

OB Kling hatte daher auch Landrat Helmut Riegger ins Boot geholt; beide wandten sich mit deutlichen Worten an den Staatskonzern und warben um den Erhalt der Verkaufsstelle. Letztendlich wohl vergeblich, wie es scheint.

Beratung per Kamera und Mikrofon

Denn wie Kling in der jüngsten Sitzung des Calwer Gemeinderat bekannt gab, hätten sowohl er selbst als auch Riegger mittlerweile mit mehreren Stellen bei der Bahn Kontakt gehabt – und es habe sich abgezeichnet, dass nicht mehr viel Hoffnung bestehe, eine dauerhafte Schließung verhindern zu können.

Stattdessen sei nun vonseiten des Konzerns ein Videoreisezentrum ins Spiel gebracht worden, das stattdessen eingerichtet werden könnte. Bei einem solchen, so beschreibt es die Deutsche Bahn auf ihrer Internetseite, wird über eine Ruftaste an einem Automaten im Bahnhof der Kontakt zu einem Reiseberater in der Zentrale hergestellt. Dieser schaltet sich per Kamera und Mikrofon auf den Bildschirm; dann kann das Beratungs- oder Verkaufsgespräch beginnen. "Abschließend zahlen Sie am modifizierten Fahrkartenautomaten in der Seitenwand des Videoreisezentrums. Akzeptiert werden Bargeld, Girocard/Maestro-Karte oder Kreditkarte", heißt es in der Beschreibung.

"Besser als nichts – zufrieden bin ich trotzdem nicht", meinte Kling zu den Plänen des Konzerns. In seinen Augen sei die Schließung ein "völlig falsches Zeichen", gerade angesichts der kommenden Hesse-Bahn. Nun will er sich dafür einsetzen, das zumindest das angesprochene Videoreisezentrum auch eingerichtet wird.

Dass die Bahn die Verkaufsstelle aufgibt, hat übrigens eine simple Ursache: "Aus wirtschaftlichen Gründen haben wir uns entschieden, es zuzumachen", hatte eine Bahn-Sprecherin vor wenigen Wochen auf Anfrage unserer Zeitung erklärt. Allgemein gesehen sei die Zahl der Bahnkunden, die ihren Fahrschein noch klassisch am Schalter kaufen, auf unter zehn Prozent zurückgegangen. Auch in Calw habe sich die Nutzung der Vertriebskanäle geändert.