Elisabeth Kabatek, die nicht nur Schreiben, sondern auch Singen kann, begeisterte mit Susanne Schempp mit frechen Songs im Café Raisch. Foto: Henriques Foto: Schwarzwälder-Bote

Elisabeth Kabatek liest aus Beziehungskomödie "Brezeltango" / Autorin zieht schwäbische Mentalität durch den Kakao

Von Marieke Henriques Calw. "Ich hoffe, Sie sind freiwillig hier", begrüßte Autorin Elisabeth Kabatek die versprenkelten männlichen Gäste im Café Raisch auf dem Wimberg, das sich mit rund 70 Besucherinnen fest in Frauenhand befand. Soviel schon vorab: Auch die Herren konnten sich dem trockenen Witz der Stuttgarter Autorin, die von der Buchhandlung Fuchs ins passenden Ambiente geholt wurde, nicht entziehen. Nach "Laugenweckle zum Frühstück", das mit 90 000 verkauften Exemplaren ein Überraschungserfolg war, erfahren die Leser im "Brezeltango" endlich, wie es mit der Stuttgarterin Line und ihrem Katastrophen-Gen weitergeht.

Zwar glaubt sie, diesen verhängnisvollen Defekt, der sie von einem Schlamassel zum nächsten stolpern lässt, dank der Liebe endgültig abgeschafft zu haben – doch weit gefehlt. Mit der ersten Szene wird die junge Frau Opfer eines schrecklichen – aus Lesersicht köstlichen – Missverständnisses, dass für sie mit einer Nacht in U-Haft endet. Herrlich schräg ist nicht allein die Situationskomik, sondern auch die blühende Gedankenwelt der Protagonistin: "Fünf Jahre Stammheim, das fehlte noch in meinen hübschen Lebenslauf, und anstelle eines Passbildes würde ich ab sofort die erste Seite der BILD-Zeitung beilegen" – so schießt es Line durch den Kopf, die auf dem Weg zum Bewerbungsgespräch versehentlich zur Kindesentführerin wird. Rasant nimmt auch die Fortsetzung der frechen Beziehungskomödie Fahrt auf.

Wie bereits das Erstlingswerk besticht "Brezeltango" mit Charakteren wie der bodenständigen "Tante Dorle", die man augenblicklich ins Herz schließt. Außerdem beschreibt Kabatek die schwäbische Mentalität treffend und zieht sie liebevoll durch den Kakao. Klar, dass Dialoge in Mundart nicht fehlen. Für "neigschmägds" Publikum gibt sie deshalb eine humoristische Vokabeleinführung. Außerdem verrät sie einiges darüber, wie ihre Bücher entstehen und was sie inspiriert. Häufig fahre sie einfach durch die Stadt und lausche den Dialogen: "Manche sind dabei einfach unfreiwillig komisch, sodass man sie eins zu eins verwenden könnte."

Die passende Musik zwischen den Szenen lieferte Susanne Schempp mit der Akustikgitarre und ihrer grandiosen Stimme. Das melancholische "Send in the clowns" interpretierte sie so gefühlvoll, dass man den Atem hätte anhalten mögen. Einige der originellen Songs, passend zum Buch, hat sie selbst geschrieben und getextet, wie "Helfersleut" oder "Brezeltango". Diese präsentieren Schempp und Kabatek im Duett, und der Funke sprang aufs gut gelaunte Publikum über.

Die Frage, ob sich das Beziehungskarussell weiterdrehen wird, kann die Autorin heute noch nicht beantworten. Doch Schreiben wird sie weiterhin – wenn vielleicht auch etwas ganz anderes.

"Es ist einfach Klasse, eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen, die dem Publikum, den Akteuren und den Organisatoren gleichermaßen Spaß macht", so das zufriedene Resümee von Veranstalter Florian Fuchs.