Familie Slaibi freut sich auf die Osterfeiertage. Auch wenn sie sie nicht mit der ganzen Verwandschaft erleben können. Foto: Rousek Foto: Schwarzwälder Bote

Ostern: Familie Slaibi aus Syrien feiert in kleinem Kreis / Besuch von griechisch-orthodoxer Kirche geplant

Feiertage verbringen die meisten Familien zusammen. Gemeinsam wird gegessen, gefeiert, gelacht. Bei den Slaibis geht das nicht mehr. Vor drei Jahren kamen sie aus Syrien, der Großteil der Verwandtschaft ist noch dort. Trotzdem freuen sie sich auf das Osterfest.

Calw. Im Wohnzimmer der Familie steht ein Bäumchen, festlich geschmückt mit künstlichen Ostereiern. Um den Tisch herum, auf dem der Baum steht, toben die vier Kinder von Jared und Amal Slaibi. Die fast eineinhalbjährigen Zwillinge Yulian und Dayan, der achtjährige Eili und der neunjährige Tony.

In Calw haben sich die Kinder gut eingelebt. Die beiden Älteren haben in der Schule schon viele Freunde gefunden. Sie gehen gerne dorthin. Das merkt man auch an ihrer Sprache: Komplett akzentfrei sprechen Eili und Tony Deutsch, haben aber auch Arabisch nicht verlernt. Seit drei Jahren lebt die Familie Slaibi nun schon in der Hesse-Stadt. Für sie als griechisch-Orthodoxe Christen kommt den Osterfeiertagen eine große Bedeutung zu. Allerdings feiern sie erst am 8. April, denn im Gegensatz zur evangelischen und katholischen Kirche werden die Feste im Griechisch-orthodoxen nach dem Julianischen Kalender berechnet. Ansonsten läuft es aber ganz ähnlich ab, wie das Osterfest der Protestanten und Katholiken eine Woche zuvor – es gibt den Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag, viele Gottesdienste finden statt.

Diese kann die Familie nun in einer griechisch-orthodoxen Kirche in Weil der Stadt feiern, die sie vor einigen Monaten gefunden haben. Die Zwillinge sind schon dort getauft worden. Weil die noch recht junge Gemeinde aber noch keinen eigenen Pfarrer hat, muss für jeden Gottesdienst einer aus Köln anreisen. Deshalb wird normalerweise nur etwa alle vier Wochen ein Gottesdienst veranstaltet. "Die Kirche ist sehr klein, aber trotzdem gut", sagt Jared Slaibi. Kein Wunder also, dass ein Besuch dort an den Osterfeiertagen fest eingeplant ist.

Tausende ziehen durch die Straßen, tanzen und feiern

Außerdem soll gemeinsam etwas besonderes gekocht und gebacken werden. Auf Ma’amoul, ein Gebäck mit Dattelfüllung aus der arabischen Küche, freut sich Amal Slaibi besonders. Vor allem weil sich die Familie in den vergangenen Wochen sehr spartanisch ernährt hat. In der Fastenzeit essen griechisch-orthodoxe Menschen bis auf wenige Ausnahmen kein Fleisch und keine Milchprodukte. "Das ist sehr schwer", lacht sie.

Das Eier bemalen gehört auch bei der sechsköpfigen Familie dazu. Aber erst am Sonntagmorgen. "Dann haben wir sie für die Feier am Abend", sagt Amal. Auch wenn diese kleiner ausfällt, als in der syrischen Heimat. Dort hatten die Slaibis eine große Verwandtschaft und viele Freunde. Wie in Deutschland auch, wird das Zuhause österlich geschmückt. Am Ostersonntag feiern die Gläubigen schon ab 4 Uhr morgens die Auferstehung Jesu Christi mit Tanz und einem Feuerwerk, erzählt der Familienvater.

In der Kirche stehe ein großer Korb voller Eier, die allesamt in rote Zwiebelschalen eingewickelt seien, sagt Tony. Jeder Besucher bekommt eines davon. "Die rote Farbe soll uns an das Blut von Jesus erinnern." Begegnen sich die Menschen auf den Straßen, begrüßen sie sich mit den Worten: "Jesus ist auferstanden". Das Gegenüber erwidert dann: "Ja, er ist wirklich auferstanden."

Teilweise versammeln sich mehrere tausend Menschen auf den Plätzen rund um die Kirche und ziehen in großen Prozessionen durch die Straßen. "Hier ist das schon sehr anders", meint Jared Slaibi. Wie so vieles. In Syrien hat der Familienvater als Chemiker gearbeitet. Jetzt hat er zwar einen Job gefunden, aber weil er noch nicht gut genug Deutsch spricht, in einem ganz anderen Beruf. "Deutschland ist super, uns gefällt es hier", fügt er sofort hinzu. "Aber man hat immer Heimweh." Vor allem nach der Familie. "Die ist am wichtigsten", seufzt der neunjährige Tony. Die Schwester von Amal Slaibi wohnt zwar in Germersheim, sodass man sich regelmäßig trifft. Der Rest der Verwandtschaft lebt jedoch noch im fernen Syrien. Dort ist um diese Jahreszeit alles grün. "Gerade hat es 27 Grad Celsius", lächelt Jared Slaibi und schaut wehmütig zum Fenster, gegen das stetig Regentropfen prasseln. "Aber hier ist es friedlich."