Kommunales: Bau- und Umweltausschuss berät über Projekte in Hirsau und der Kernstadt
Der Stadt Calw stehen unter Umständen gleich zwei große Bauprojekte ins Haus. Eines in der Weidensteige und das andere in Hirsau, nahe dem Kloster (wir berichteten). Vor allem Letzteres hat für ordentlich Diskussionsstoff in der jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses gesorgt.
Calw. Der Wohnraum ist knapp, der Bedarf da – eine Bebauung vorhandener Baulücken also durchaus unterstützenswert. Zumindest dem stimmten die Räte in der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses zu. Ansonsten machten sie aber keinen Hehl daraus, dass sie an der Art der Bebauung keinen Gefallen finden.
Sowohl in der Weidensteige und Weiherstraße in der Kernstadt, als auch im Altburger Weg in Hirsau sollen zum Teil Gebäude mit Flachdächern gebaut werden. Dies ist den Entwürfen der Planungsbüros zu entnehmen.
Im Bereich der Kernstadt betreffen die Pläne die Fläche, wo derzeit noch das ehemalige Druckereigebäude der Kreissparkasse steht. Dort sollen sechs zweigeschossige Doppelhaushälften entstehen, weitere fünf Reihenhäuser gegenüber der Weiherstraße im hinteren Teil des Grundstücks – allesamt mit einem "normalen" Satteldach. Vier Mehrfamilienhäuser, die entlang der Straße und eines in zweiter Reihe dahinter gebaut werden sollen, sind aber mit begrünten Flachdächern geplant.
"Will man da jetzt wirklich solche Fremdkörper reinklatschen?", fragte Stadträtin Linda Morhard (CDU). Trotz der Bedenken entschied sich der Ausschuss dafür, dem Gemeinderat zu empfehlen, dem städtebaulichen Entwurf zuzustimmen.
Eine etwas längere Diskussion lieferten sich die Räte nach der Vorstellung der Pläne für Hirsau durch Heidi Heuser-Kawerau und Kollegen vom Architekturbüro Heuser und Partner. Dort sollen auf dem Gelände der evangelischen Kirchengemeinde, am Kreisverkehr, drei Gebäude sowie eine Tiefgarage gebaut werden.
Antrag auf mehr als nur einen Parkplatz pro Wohneinheit
Die Kirchengemeinde würde dann im Erdgeschoss eines der Gebäude einziehen. Die Wohnungen sollen speziell für Senioren attraktiv sein. Derzeit sei man in Gesprächen mit der Diakonie über ein Betreutes Wohnen. Die Wohnungen würden auch so geplant, dass sie senioren- und behindertengerecht seien.
Auch hier: Wenig Bedenken wegen der Bebauung an sich, dafür umso mehr wegen der Bauweise. "Heutzutage sehen alle neugebauten Gebäude gleich aus. Was ist mit der Bautradition?", fragte Irmhild Mannsfeld (Neue Liste Calw). Evelin Menges (SPD) findet es ebenfalls schwierig, sich mit solchen Bauten anzufreunden, wenngleich sie die Notwendigkeit für deren Bau sieht.
"Ich finde aber, die Würfel an dieser Stelle sind deplatziert", sagte Menges. "Schade für Hirsau." Anders sah es Karl-Heinz Scheffelmeier (Freie Wähler): "Flachdach hat man heute halt", meinte er. Zumal dies mit Abstand das ökologischste sei, bekräftigten die Vertreter des Architekturbüros.
Heuser-Kawerau betonte, dass man sich extra des Stadtbilds wegen für drei einzelne Gebäude entschieden habe, anstatt für ein riesiges. Und: Was die Höhe der Häuser anbelangt, sei man weit niedriger als bei der nahe gelegenen Römerklinik. "Das kann kein Kritikpunkt sein."
Was aber durchaus einer sein kann, ist der geplante eine Parkplatz pro Wohneinheit in den neuen Häusern. Zu wenig, findet Dieter Kömpf (Freie Wähler). "Da muss nur mal Besuch kommen, dann reicht es schon nicht." Er stellte einen Antrag auf je 1,5 Parkplätze sowie ein begrüntes Dach.
Ein Muss für die Räte, das machten sie deutlich. "Eine Begrünung wäre mir wirklich wichtig", pflichtete Mannsfeld bei. In dieser Hinsicht konnten die anwesenden Architekten die Runde besänftigen – denn eine Begrünung der Flachdächer sei ohnehin geplant gewesen.
Schlussendlich entschied sich der Bau- und Umweltausschuss einstimmig dazu, dem Antrag von Kömpf stattzugeben. Mit sieben Enthaltungen stimmten die Räte außerdem dafür, dem Gemeinderat zu empfehlen, die Kubatur, also die Baukörper, an sich anzunehmen. Was die genaue Form angeht, ist wohl noch nicht das letzte Wort gesprochen.