Die Hafenstadt Haifa gehört zu den Zielen christlicher Reiseveranstalter. Foto: Göttling

Lieber Reise verschieben statt stornieren. Komplettverluste über mehrere Monate.

Wildberg - So etwas hat es für die Reiseunternehmen in Deutschland noch nie gegeben: Seit der Reisewarnung des Auswärtigen Amtes aufgrund der Corona-Krise konnten sie ihr gesamtes Geschäft in den vergangenen Monaten vergessen. Dies trifft auch die christlichen Reisefirmen in der Region äußerst hart.

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Geschäftsführer Rüdiger Tramsen von der "Biblische Reisen GmbH" in Stuttgart sprach von Komplettverlusten über mehrere Monate. Seiner Reisegesellschaft seien auch angesichts weltweiter Flugstreichungen und Grenzsperrungen "die Hände gebunden". Kurzarbeit sei frühzeitig beantragt worden und viele Mitarbeiter arbeiteten im Homeoffice oder bauten Überstunden ab. Trotzdem sei die Erreichbarkeit jederzeit gewährleistet. Positiv sei, "dass derzeit viele der abgesagten Gruppen auf den Herbst oder 2021 umbuchen möchten".

Auch die Veranstalter von Studien- und Begegnungsreisen "Tour mit Schanz" aus Wildberg im Kreis Calw wurden von der Corona-Epidemie und den damit verbundenen Maßnahmen kalt erwischt. Der Vorsitzende des Reisebüros, Joachim Anz, bat um die Unterstützung seiner Kunden, um als Veranstalter finanziell überleben zu können. Daher schlägt er ihnen bereits seit März vor, die Reisen nicht zu stornieren, sondern zu einem anderen Zeitpunkt durchzuführen: "Die Gelder, die bereits angezahlt sind, verbleiben beim Veranstalter für den neuen Reisetermin." Im schlimmsten Falle für den Veranstalter, einer Insolvenz, sei die Rückerstattung der Beiträge an die Teilnehmer gesetzlich abgesichert.

Trotz gravierender Folgen Verständnis für Maßnahmen

Einer der bundesweit größten Anbieter christlicher Gruppenreisen ist die "Liebenzeller Mission Freizeiten & Reisen GmbH" mit etwa 230 Reisen pro Jahr in 40 Ländern und mehreren tausend Teilnehmern. Der Veranstalter erklärte zu Beginn der Corona-Epidemie: "Es ist eine herausfordernde Zeit für uns alle. Die Ereignisse überschlagen sich stündlich und Normalität ist in weite Ferne gerückt. Was heute nach einem Plan aussieht, kann morgen schon überholt sein. Wir können daher immer nur auf die aktuelle Situation innerhalb der nächsten Wochen reagieren." Auch viele Länder würden sich bezüglich Einreiseverboten oder Ausgangssperren nicht langfristig festlegen, "da niemand die Entwicklung abschätzen kann".

Geschäftsführer Thomas Trommer gab trotz der "zutiefst schmerzhaften" Entwicklungen für seine Freizeitleiter und -teilnehmer aber nie die Hoffnung auf, dass Reisen bald wieder möglich werden. "Wir sind zuversichtlich, dass wir diese Krise mit Gottes Hilfe durchstehen und wir beten für alle Menschen, für die Politiker, Hilfskräfte und Notleidenden." Trommer zeigte trotz der gravierenden wirtschaftlichen Folgen Verständnis für die einschneidenden Maßnahmen zum gesundheitlichen Schutz der Menschen.