Der Vorwurf gegen den Mann, der dem Kommando Spezialkräfte (KSK) angehört, lautet auf Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Foto: (dpa)

Zwei Kilo in Waffenversteck in Sachsen entdeckt. 60 Kilo noch immer verschwunden. 

Cal/Collm - Bei den aus den Beständen des Kommandos Spezialkräfte (KSK) in Calw vermissten 62 Kilogramm Sprengstoff handelt es sich nach Angaben des Verteidigungsministeriums ausschließlich um PETN. Der gleiche Stoff war auch bei einem inzwischen inhaftierten Soldaten in Nordsachsen gefunden worden war.

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"Die Feststellung des Unterbestandes ist als vorläufiges Ergebnis zu betrachten, das sich aus einem Abgleich zwischen Ist-Bestand vor Ort und Soll-Bestand im logistischen Buchungssystem ergeben hat", stellte das Verteidigungsministerium in einer Antwort auf eine schriftliche Frage der Innenpolitikerin Martina Renner (Linke), die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, weiter fest. PETN-Pulver kommt etwa in Handgranaten oder als Bestandteil des Plastiksprengstoffs Semtex zur Anwendung.

Zwei Kilogramm in Waffenversteck entdeckt

Zwei Kilogramm PETN (Pentaerythrityltetranitrat) waren Mitte Mai in einem Waffenversteck eines 45-jährigen Soldaten der Bundeswehr-Eliteeinheit KSK in Collm entdeckt worden. Bei der Razzia fand die Polizei damals auch ein SS-Liederbuch und Aufkleber mit Nazi-Motiven. Der Mann, der das geheime Waffendepot auf seinem Privatgrundstück angelegt hatte, war 2017 Teilnehmer der Party für den Chef der zweiten Kompanie gewesen, die zum Auslöser der Rechtsextremismus-Affäre beim KSK wurde. Bei der Feier wurden Schweineköpfe geworfen, Rechtsrock gehört und der Hitlergruß gezeigt.

Über den Verbleib des fehlenden Sprengstoffs solle eine Generalinventur Klarheit verschaffen, die bis zum Beginn des kommenden Jahres abgeschlossen sein werde, heißt es in der Antwort des Ministeriums. Die "Bewährungsfrist" für das KSK endet schon früher - am 31. Oktober. Dann will Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) entscheiden, ob die bis dahin unternommenen Reformschritte ausreichend sind oder das Spezialkommando ganz aufgelöst wird.

"Zentrale Fragen an die Bundeswehr und die Strafverfolgungsbehörden lauten: Wo sind die restlichen 60 kg dieses hochgefährlichen Sprengstoffs? Was wurde unternommen, diesen zu finden?", sagte Renner. Die Aufklärung dazu werde Maßstab dafür sein, inwieweit die Ministerin an Konsequenzen aus dem KSK-Skandal interessiert sei "und ob die Ermittlungsbehörden die rechten Strukturen tatsächlich ausleuchten oder zerschlagen wollen".