Die CDU fndet, dass der bisherige Bildungsplan als Handreichung zum Thema Toleranz im Unterricht ausreicht. Foto: Reichel

Kreis-CDU schaltet sich in Debatte um Bildungsplan-Petition ein. Landtagsabgeordneter Blenke stellt Rolle der Familie in Frage.

Kreis Calw - Gestern lief die Frist zur Unterschrift unter die Petition "Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens" mit ihrer Kritik an der ausführlichen Thematisierung der sexuellen Vielfalt ab. In die hitzige Debatte darum hat sich nun auch der CDU-Kreisvorstand eingeschaltet und sich in seiner jüngsten Sitzung geschlossen für Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften in der Gesellschaft ausgesprochen. Unabhängig davon müsse die Erziehung im Sinne des christlichen Menschenbildes Leitlinie der Bildungspolitik in Baden-Württemberg bleiben.

Anlass der Diskussion sind die aktuellen Pläne des baden-württembergischen Kultusministeriums für einen neuen Bildungsleitplan. Dieser sieht vor, dem Thema "sexuelle Vielfalt" im Unterricht der Klassen 1 bis 10 eine besonders breite Plattform einzuräumen und für Akzeptanz der sexuellen Vielfalt zu werben.

Aus Sicht der Calwer CDU geht dieses Vorhaben zu weit. Der bisherige Bildungsplan biete bereits eine gute und ausreichende Handreichung, um das Thema Toleranz im Unterricht zu besprechen. Festzuhalten sei auch, dass die Erziehung im Sinne des christlichen Menschenbilds in der Landesverfassung und auch im Kirchenstaatsvertrag festgeschrieben ist. Dieses sei ein geeigneter Kompass für Lehrer. Die Kritik der Kirchen an den geplanten Reformen könne man deshalb nachvollziehen.

Blenke stellt Rolle der Familie in Frage

Der Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Thomas Blenke sieht mit dem Entwurf des neuen Bildungsleitplans die Rolle der Ehe und Familie in Frage gestellt. Dies werde besonders an dem im Papier benannten Bildungsziel deutlich. Danach sollen Schüler verschiedene Formen des Zusammenlebens kennen. "Explizit zählt das Papier mehrfach schwule, lesbische und transgender Beziehungen auf. Die heterosexuelle Beziehung von Mann und Frau werde jedoch nur indirekt erwähnt", stellt Blenke fest und macht stellvertretend für das Gremium deutlich: "Der besondere Schutz von Ehe und Familie, wie dies das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland vorschreibt, steht für uns als Union nicht zur Disposition."

Kritisch mit den Plänen des Kultusministers Andreas Stoch setzt sich auch die Petition "Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens" auseinander. Die Calwer Christdemokraten können sich zwar nicht mit allen Inhalten der Petition eines Nagolder Lehrers einverstanden erklären. Dennoch zeigen sie Unverständnis für die Reaktion der Landesregierung. Mit dem Einreichen der Petition habe der Lehrer sein Grundrecht wahrgenommen. Es sei unerhört, dass Minister Stoch ihm deshalb ein unverantwortliches und undemokratisches Verhalten unterstellt.

Dass sich jetzt sogar Ministerpräsident Winfried Kretschmann in Intoleranz übe und die weit mehr als 100.000 Unterstützer der Petition als "religiös imprägniert" mit fundamentalistischen Grundlagen abkanzle, stößt bei den Christdemokraten auf Unverständnis. "Gerade diejenigen, die fortwährend Toleranz predigen, wollen nun Andersdenkenden einen Maulkorb verpassen", fasst Blenke die Meinung der Mitglieder des CDU-Kreisvorstandes abschließend zusammen.