Willy Astor ist vernarrt in die deutsche Sprache und begeisterte sein Publikum erneut mit großer Wortakrobatik. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Bei Komiker Willy Astor folgt Gag auf Gag in atemberaubendem Tempo / Ein ausgezeichneter Gitarrist

"Weilimdorf" ruft ein Zuhörer in Richtung Bühne. "Jetzt droht der Abend zu eskalieren", entgegnet Willy Astor. Klingt skurril. Ist es auch, wenn der Münchner Kabarettist auf der Bühne steht.

Calw-Hirsau. Zuvor hatte sich Astor an Weil der Stadt abgearbeitet. Der Name der Calwer Nachbarstadt ging ihm einfach nicht den Hals runter. "Weil der Stadt nichts anderes einfiel", sinniert er und ob es da noch eine Siedlung "Übrigens ein Dorf" gebe. Weilimdorf kam ihm da gerade recht: "Weil im Dorf nichts los ist", fällt Astor dazu ein.

Das zeigt zweierlei. Zum einen setzt sich der Sänger, Komponist und Texter mit den Örtlichkeiten auseinander, an denen er auftritt. Auch Calw bekommt sein Fett weg, schließlich kommen hier Heumaden vor. Astor ist schon zum dritten Mal in der Hesse-Stadt. Ihm gefällt das Ambiente im Kloster und "wenn der Jürgen ruft", sagt er in Richtung Veranstalter Jürgen Ott, "dann komme ich."

Zum anderen zeigt es den Wortakrobaten und Sprachjongleur. "Der Jäger des verlorenen Satzes", so der Programmtitel, liebt die deutsche Sprache. Astor erinnert sich bei seinem Auftritt in Calw an einen Tag vor 44 Jahren, als er bei BMW seine Werkzeugmacherlehre begann und das erste Mal an einem Schraubstock stand. "Heute", so spannt der den Bogen, "fräse ich an den Worten, bis es passt."

Seine Sprache weist eine eigene Rhythmik auf, etwa in der fast nicht enden wollenden Geschichte, in der jedes Wort mit A beginnt ("Adalbert Adelsreiters Aha-Alebnis").

Und Astor legt in manchen Nummern ein unglaubliches Tempo vor. Da folgt Gag auf Gag. Im Geiste sucht man nach einer Reset-Taste, um ja alles mitzubekommen.

Etwa wenn der Komiker von seiner fiktiven Promi-WG erzählt. Da riecht es immer so komisch nach Kirche, wenn das Mädchen aus Skandinavien da ist. Weil Wencke immer Myrrhe mitbringt. Oder wenn Liam Neeson musste und er nicht wissen konnte, "dass ich Sean Penn". Und dann hat noch eine Frau Fischer geklingelt. "Mir gefällt deine Birne Helene", begrüßt sie Astor, "komm rein. Wenn du willst, zeige ich dir mein Silbereisen."

Temporeich auch die Schilderung seines Urlaubs auf den Spirituosen. Dort begegnet Astor einer Mariacron. Schnell wird man vertraulich, spricht über Familienplanung und Kinder. "Ein Söhnlein wäre brillant", meint er zu der Dame, die sich dann doch als recht zickig erweist. "Dann bleibt halt mein Henkel trocken", beendet er die Begegnung.

Zu Hause holt ihn der Alltag ein und sein bayerisches Idiom wird ihm zum Verhängnis. Willy möchte einen Gurkensalat zubereiten und merkt, dass ihm die Gewürze fehlen. Er klingelt bei der Nachbarin. "Sie ham bestimmt an Dill do", sagt er zu der Frau. Es endet mit einer schallenden Ohrfeige.

Einiges über Leben und Werk des Künstlers

Den schnellen Gags folgen dann wieder ruhige Passagen. Charmant weiß Astor von sich zu erzählen. Man erfährt einiges über Leben und Werdegang des Künstlers. Das hat zum Ende hin zuweilen aber auch eine gewisse Langatmigkeit.

Gleichwohl erweist sich der Münchner als Meister seines Fachs. Ein Kritiker der "Süddeutschen Zeitung" stellt ihn gar in die Tradition der ganz großen Humoristen Karl Valentin und Loriot.

Bei seiner reichlich bemessenen Zugabe zeigt Astor noch andere Qualitäten. Dass er auch Lieder schreibt, die nachdenklich stimmen ("Einfach sein"). Und ganz am Schluss zeigt er mit zwei Instrumentals, wie gut er seine Gitarre beherrscht. Er spielt einen Bossa Nova, den er so sehr liebt. Mit "Nautilus", benannt nach dem Schiff des von ihm bewunderten Meeresforschers Jacques Cousteau, entlässt er die Zuhörer in die Nacht.

Der Beifall verrät, dass er auch zum vierten Mal nach Calw kommen kann. Dann hoffentlich vor mehr Zuhörern als der coronabedingt knapp 200 am Donnerstagabend.