Historie: Belgischer Heimatverein lädt Bezirksposaunenchor zu einem gemeinsamen Konzert ein

Der Bezirksposaunenchor des Dekanats Calw spielte beim Heimatverein in Moorslede (Belgien) ein Friedenskonzert anlässlich des Endes des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren.

Calw/Moorslede. Genau am 29. September 1914 wurde die Stadt Moorslede, die vier Jahre lang in der Frontlinie der vier Flandernschlachten lag und dabei komplett zerstört wurde, durch die alliierten Truppen befreit. Dieses Ereignis hat der dortige Heimatverein zum Anlass genommen, ein europäisches Friedenskonzert zu organisieren. Dazu hat er einen Sängerchor aus der Normandie (Frankreich) und den Bezirksposaunenchor Calw eingeladen.

Der Moorsleder Chor hatte die musikalische Leitung inne. Bereits im Vorfeld hatten die Verantwortlichen Noten für gemeinsame Stücke verteilt, die dann in einer Generalprobe vor dem Konzert zum ersten Mal gemeinsam gespielt wurden.

Museum erinnert an verlustreiche Schlacht

Der Chor aus Moorslede und der Normandie bestand aus insgesamt 100 Sängern, so dass sich der Posaunenchor, der mit 32 Musikern und elf Begleitpersonen angereist war, bei den gemeinsamen Stücken nicht in der Lautstärke zurückhalten musste. Außerdem wurden die Ensembles bei "Conquest of Paradise" und bei der Uraufführung der für diesen Tag extra komponierten "Friedens-Ode" durch eine Trommelgruppe mit zehn Rhythmusinstrumenten begleitet. Es war für die Musiker und die Zuhörer im Konzertsaal ein bewegender Moment, als alle Musiker, als Schluss- und Höhepunkt des Konzerts, Beethovens "Freude, schöner Götterfunken" anstimmten.

Da das Dorf Moorslede, etwa 15 Kilometer von Ypern entfernt, im Ersten Weltkrieg komplett dem Erdboden gleichgemacht und selbst die Kirche gesprengt wurde, ist bei den Einwohnern dieser Krieg stark im Bewusstsein verankert.

Die Reisegruppe aus Calw besuchte den größten deutschen Soldatenfriedhof in Belgien, wo etwa 48 000 deutsche Soldaten beerdigt wurden. Ein Historiker führte sie über die Anlage und erzählte Einzelschicksale von dort beerdigten Soldaten, die größtenteils als Freiwillige in den Krieg zogen und dann mit 18 oder 19 Jahren bereits ihr Leben im Schlamm der dortigen Schlachtfelder verloren. Einzelne Familien kommen auch heute noch nach Menen an das Grab ihrer Urgroßväter.

Der Bezirksposaunenchor feierte eine Andacht mit passenden Chorälen und Lesungen. Ein weiterer Höhepunkt der Konzertreise war ein Gottesdienst in der in den 1920er- Jahren wiederaufgebauten katholischen Kirche in Moorslede. Auch hier lag der Schwerpunkt der musikalischen Posaunenchorbeiträge auf dem Frieden, der aus Gottes Hand kommt.

Später stand eine Fahrt nach Blankenberge an, wo es am berühmten "Belgium Pier" ein Mittagessen mit Meerblick gab. Blankenberge war im 19. Jahrhundert ein mondäner Kurort, von dem nun nur noch einzelne renovierte Häuser im Ortskern zeugen.

Die Rückfahrt ging über Verdun in Frankreich, wo die Gruppe jenes Museum besuchte, das an die verlustreichste und grausamste Schlacht um Verdun erinnerte. Obwohl hier mit viel Artillerie und Soldaten um die Frontlinie gekämpft wurde, gab es in den gesamten vier Jahren nur minimale Gebietseroberungen, die aber kurz darauf wieder verloren gingen. Etwa 320 000 Soldaten auf beiden Seiten verloren allein im Jahre 1916 ihr Leben. Als Antwort auf die erschütternden Zeugnisse aus Briefen und Bildern dieses Museums und als feierlicher Abschluss dieser Reise wurde auf einem nahen deutschen Soldatenfriedhof eine Andacht musiziert.

Diese Reise und die Begegnungen mit den Menschen von Moorslede wird vielen Bläsern noch lange in Erinnerung bleiben.