Die Verkehrsgesellschaft Bäderkreis Calw mbH (VGC) zieht die Preise an. (Symbolbild) Foto: sgb

Verkehrsgesellschaft Bäderkreis Calw mbH (VGC) erhöht 2020 die Preise.

Kreis Calw - Trotz aller politischen Forderungen, die Fahrpreise für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu senken, sieht sich die Verkehrsgesellschaft Bäderkreis Calw mbH (VGC) gezwungen, zum 1. Januar 2020 den gegenteiligen Prozess einzuleiten. Sie ziehen die Preise an.

Nur allzu gerne hätte Gisela Volz, Geschäftsführerin der VGC, gute Nachrichten für die Fahrgäste des ÖPNVs verkündet. "Doch leider habe ich nur die Nachricht einer Preiserhöhung", bedauert sie. "Darauf hätten wir gerne verzichtet." Die Lohn- sowie die Kostenentwicklung, beispielsweise was die Spritpreise anbelangt, mache diesen Schritt unausweichlich.

Lediglich die Preiszone eins bleibt von den Veränderungen verschont. Hier wird eine Einzelfahrkarte für einen Erwachsenen weiterhin 2,30 Euro kosten, für ein Kind 1,60 Euro und eine Viererkarte (Erwachsene) 7,80 Euro. Ab der Zone 2 erhöhen sich die Preise in Zehn-Cent-Schritten, erklärt Volz. So zahlt ein Erwachsener künftig für einen Einzelfahrschein für zwei Zonen drei Euro, statt wie zuletzt 2,90 Euro. Noch teurer wird es für jene, die acht oder mehr Zonen mit Bahn oder Bus zurücklegen wollen: Sie müssen 2020 zwanzig Cent mehr bezahlen als 2019. Für Schüler, die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule fahren, beziehungsweise deren Eltern erhöht sich der Tarif um etwa einen Euro im Monat. "Wir befinden uns damit im Rahmen der Kostenentwicklung", sagt Volz, auch mit Blick auf andere Verkehrsverbünde. In Relation betreffen die Erhöhungen die Einzelkartenmehr als die Zeitkarten, erklärt die Geschäftsführerin. Damit wolle man einen Anreiz schaffen, dauerhaft umzusteigen auf den ÖPNV.

Stadt-Land-Gefälle

Systematisch ändert die VGC zum Jahreswechsel nichts. Auch wenn beispielsweise von einigen Fahrgästen die Wiedereinführung der Zehnerkarte erbeten wurde. Den Bedarf hierfür können Volz und Ansprechpartner Wolfgang Ziegerer, respektive dessen Nachfolger Andreas Breitbach, nicht erkennen, wo es doch Vierer-Karten gibt, die extra auf Nachfrage vor einigen Jahren eingeführt wurden. Zumal es auch in anderen Verkehrsverbünden keine Zehnerkarte gibt.

Insgesamt berichtet Volz von einer höheren Nachfrage nach Gruppentickets. "Die Erkenntnis, dass man mit mehreren Leuten spart, hat sich durchgesetzt", meint sie. Nicht so sehr jedoch der erhoffte Trend in Richtung mehr ÖPNV. 2019 hat die VGC keine Zuwächse zu verzeichnen. In Sachen Schülertickets sind die Zahlen sogar leicht rückläufig, führt Volz aus. Die Geschäftsführerin erklärt sich das mit einem starken Stadt-Land-Gefälle. Es brauche immer eine Zeit, bis sich die Entwicklungen aus den Großstädten – wie derzeit beispielsweise ein verstärktes Umweltbewusstsein – auch im ländlicheren Raum etabliert hätten. Überdies hapere es natürlich auch am ÖPNV-Angebot, was wiederum auf die Siedlungsstruktur im Kreis Calw zurückzuführen sei. Die Entfernungen seien sehr groß, die Strecke zu etwaigen Park-and-Ride-Parkplätzen ebenso. Wolle man die Leute wirklich von der Straße auf die Schiene, beziehungsweise in den Bus bekommen, "dann müsste man ganz anders ran an die Haltestellen-Problematik", meint Volz. Hinzu komme die zunehmende Individualisierung in der Arbeitswelt, die das Auto attraktiver mache als den ÖPNV. "Das spielt uns nicht gerade in die Karten." Sogar bei älteren Menschen beobachtet Ziegerer immer häufiger, dass sie lieber mit dem Auto fahren – auch, weil immer mehr Senioren einen Führerschein haben.

Um dennoch attraktiv zu bleiben, gebe sich der Verkehrsverbund redlich Mühe, aktuelle Trends aufzugreifen. So zum Beispiel die App, die 2018 an den Start gegangen ist. "Aber im Landkreis selbst fehlt uns noch der Schub." Die VGC setzt darauf, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich die Verkehrsangebote etablieren. So wie es zum Beispiel auch beim Markt-Ticket war, bei dem man samstags eine Hin- und eine Rückfahrt zum Preis von nur einer Fahrt erhält. "Im ersten Jahr haben das keine 100 Leute genutzt. Inzwischen wird es viel nachgefragt", meint Ziegerer.

Übrigens: Bald wird der Fahrgastbeirat neu gewählt, dem auch fünf Nutzervertreter angehören sollen. Interessierte können sich bis 31. Dezember bei Breitbach per E-Mail unter andreas.breitbach@vgc-online.de melden.