Die Bürgerinitiave Krankenhaus macht sich dafür stark, die Calwer Klinik in ihrer bisherigen Form zu erhalten. Foto: Fritsch

Initiative sammelt mehr als 17.500 Unterschriften. Geplante Verlegung der Orthopädie nach Nagold schmerzt.

Calw - 17.516 Unterschriften hat die Bürgerinitiative Krankenhaus Calw in der Stadt und den umliegenden Gemeinden gesammelt. Ziel ist es, das Krankenhaus am bisherigen Standort unter Beibehaltung der Orthopädie zu erhalten.

Dabei könnten die Calwer eine nagelneue Klinik bekommen. Dies hat der Kreistag im Dezember 2013 auf den Weg gebracht. 30 Millionen Euro sind dafür veranschlagt. Damit würde allerdings einhergehen, dass dieses Krankenhaus mit 120 Betten nur noch eine Grundversorgung abdecken würde. Heute ist es ein Haus der Regelversorgung, in dem 200 Patienten Platz finden. Die Klinik weist ein breites medizinisches Spektrum auf. Das soll nach dem Willen von Bürgerinitiative und einem großen Teil der Einwohner im Kern so bleiben.

Verbund erwirtschaftet derzeit ein Minus von 4,6 Millionen Euro

Besonders schmerzt, dass die Orthopädie abwandern soll. Und zwar nach Nagold. Dort ist ein Schwerpunktkrankenhaus mit 270 (derzeit 227) Betten geplant. Zu allem Überfluss werden die Kliniken Calw und Nagold innerhalb des Klinikverbunds Südwest in Sindelfingen, zu dem auch Krankenhäuser im Kreis Böblingen gehören, als eine Einheit geführt.

Und da kommt der nächste Punkt ins Spiel, der den Calwern gewaltig in die Nase sticht. Man geht nämlich davon aus, dass ihre Klinik künftig ein Defizit von vier Millionen Euro machen wird, das Nagold ausgleicht. Am Ende soll die schwarze Null stehen. Der ganze Maßnahmenkatalog wurde ergriffen, weil der Verbund derzeit ein Minus von 4,6 Millionen Euro erwirtschaftet, Tendenz steigend.

Viele Bürger befürchten nun, dass das neue Krankenhaus auf Dauer nicht überlebensfähig ist. Schon was unter Grundversorgung zu verstehen sein soll, sei im Gutachten der Berliner GÖK Consulting, auf dem die ganzen Planungen beruhen, nicht definiert, so Ewald Prokein, Vorstandsmitglied der Initiative. Zudem brauchen, so der frühere Calwer Chefarzt, Herzinfarkt- und Schlaganfallpatienten, deren Zahl aufgrund der demografischen Entwicklung zunehmen wird, für eine schnelle Versorgung eine breite medizinische Basis. Das sei dann nicht mehr gewährleistet.

Calws OB hält nichts vom Gutachten - im Gegensatz zu Riegger

Vorsitzender Axel Roth fürchtet zudem um die Versorgung mit Ärzten, die sich rund um ein Haus der Grundversorgung in noch geringerer Zahl niederlassen werden als jetzt schon. Das alles spricht nach Auffassung der Initiative für die Beibehaltung der bisherigen Klinik. In das Haus sind laut Prokein seit 2000 rund 60 Millionen Euro investiert worden sei. Es gebe deutschlandweit viele Beispiele, die zeigen, dass die 30 Millionen für den Neubau eines 120-Betten-Hauses nicht ausreichen werden.

Calws Oberbürgermeister Ralf Eggert sieht das differenzierter. Vom GÖK-Gutachten hält er, im Gegensatz zu Landrat Helmut Riegger (CDU), nichts: »Betriebswirtschaftliche Fehler ohne Ende, da stehen einem die Haare zu Berge.« Gleichwohl sieht der OB im neuen, kleineren Krankenhaus durchaus eine Chance. Ausschlaggebend sei das wirtschaftliche Ergebnis. Da gelte es, Konzepte zu entwickeln. Das sei wichtiger als sich mit der Gebäude-Frage zu beschäftigen. Der Calwer Landrat Riegger fasste die beiden dicken Ordner mit Unterschriften, die ihm Roth überreichte, mit spitzen Fingern an. Er verstehe gar nicht, warum man damit zu ihm komme, er wolle schließlich auch das Calwer Krankenhaus erhalten.

Freilich meint Riegger den Neubau. Und so sprach man beim Übergabetermin eine gute Stunde lang weniger miteinander als aneinander vorbei. Er wolle die Bürger mitnehmen, hatte Riegger zu Beginn des Prozesses angekündigt. Trotz Bürgerforen und öffentlichen Veranstaltungen ist ihm das, wie die vielen Unterschriften zeigen, nicht gelungen.