Mehr als 100 tapfere Open-Air-Kino-Enthusiasten waren trotz des Dauerregens gekommen. Foto: Kunert

"Schattenkrieger" kämpfen im strömenden Regen. Erstmal letzter Film von Mania Pictures.

Calw-Hirsau - "Trocken kann jeder!" Ein Satz, den man an diesem Abend oft in der Klosterruine von Hirsau hört. Strömender Regen macht das Sommerkino zur großen Herausforderung. "Schattenkrieger" soll’s geben, von den Calwer Filmemachern von Mania Pictures. Die freuen sich "auf ’ne feucht-fröhliche" Aufführung.

"Ja, das Calwer Publikum ist schon was ganz Besonderes...", wiederholt Chef-Organisator Frank Neubert vom veranstaltenden Verein zur Förderung der Kinokultur des Kommunalen Kinos Pforzheim einen Satz von der Premiere des diesjährigen Hirsauer Sommerkinos (wir berichteten) – als das Wetter noch besser war und die Tribüne voll.

Diesmal meint er mit seinem Kompliment die wetterfesten, doch mehr als 100 tapferen Open-Air-Kino-Enthusiasten, die trotz des Dauerregens gekommen sind. Und bleiben.

Man verteilt sich auf den Rängen, die mit den – heute meist leeren – Stühlen eigentlich Platz für bis zu 840 Personen bieten. Denn die dicke Regenkluft, die die meisten tragen, und die aufgespannten Regenschirme sollen anderen ja nicht die Sicht nehmen. "Als wir aufgebaut haben, war das Wetter noch besser", erklärt Neubert, warum man trotz des schlechten Wetters die Veranstaltung durchzieht. So habe man zumindest die Technik "trocken" für die Aufführung am Abend vorbereiten können. "Und wir haben 140 verkaufte Karten", was bedeutet: Hätte man abgesagt, hätte man einen Ausweichtermin finden müssen. Aber das werde gerade immer schwieriger – bei dem Wetter. Außerdem gebe es heute Abend keine Gewittergefahr und keinen Starkregen. Das seien wirkliche Gründe, eine Aufführung abzusagen.

Eine Aufführung des Sommerkinos musste wegen solch eines drohenden Gewitters bereits komplett ausfallen: "Der Vorname" vom deutschen Filmemacher Sönke Wortmann. Totalverlust. Das Film-Event "E.O.F.T. – European Outdoor Film Tour 18/19" – eigentlich jedes Jahr ein sicherer Umsatzbringer – lockte mit 200 Besuchern gerade mal die Hälfte aus den Vorjahren herbei. "Dabei war an dem Tag die Vorhersage schlechter als am Ende das Wetter", berichtet Neubert. Während der Aufführung blieb es an dem Abend trocken. Wer kam, erlebte ein Film-Fest.

Erst mal der letzte Film

Auch heute stimmt für die, die trotz des Dauerregens gekommen sind, die Atmosphäre. Schon das Vorprogramm ist ja bei Mania Pictures mit den selbstgemachten, regionalen Werbe-Clips ein echter Stimmungsmacher. Also wirklich "feucht" und "fröhlich". Fürs obligatorische Gespräch mit dem Film-Team lässt der Regen sogar ein bisschen nach. Neubert plaudert mit Regisseur Armin Schnürle, Hauptdarsteller Stefan Lörcher und dem Rest vom Team über den neuen Namen der Calwer Krimi-Reihe "Mordkommission Calw" – weil die ARD die Nutzung der Bezeichnung "Tatort Calw" untersagt hat. Eigentlich ein "Ritterschlag" für Mania Pictures, finden die. "Das die uns überhaupt wahrgenommen haben."

Derweil ist Schnürle selbst nass bis auf die Knochen. Den angebotenen Regen-Poncho von der Kino-Kasse (aus Mais-Stärke; ein Euro) lehnt er ab, auch ’nen Regenschirm braucht er nicht. Einen Pullover habe er unter seiner Jacke angezogen – "also warm ist mir" – das reicht. Aber: "Ich wundere mich über jeden, der heute Abend hierher gekommen ist." Der Respekt vor den Fans ist ehrlich. Die ahnen vielleicht, dass "Schattenkrieger" erst einmal der letzte "Mania Pictures"-Film bleiben wird. Ein neues Projekt ist nicht in der Pipeline. "Warum?", will und muss man natürlich sofort fragen. Schnürle schüttelt den Kopf: "Private Gründe", und bittet um Verständnis, keine weiteren Fragen dazu zu beantworten.

Was den ganzen Abend beim Hirsauer Sommerkino aber irgendwie noch düsterer macht. Sechs Aufführungen sind mit diesem Wochenende rum, sieben weitere stehen noch an, am Donnerstag gibt es die Fortsetzung mit dem deutschen Film "Blown Away – Music, Miles and Magic". Bei hoffentlich besserem Wetter. "Wenn es weiter solche Wetterkapriolen bei den Aufführungen gibt, werden wir in diesem Jahr finanziell drauflegen", malt Frank Neubert den Teufel an die Wand. Seit elf Jahren betreut sein Verein das Calwer Sommerkino. Eigentlich eine echte Erfolgsgeschichte. Nur einmal rutschte in dieser Zeit die Veranstaltungsreihe bisher in die roten Zahlen. Dieses Jahr droht sich das zu wiederholen.

Wobei Neubert noch ein paar "Stellschrauben" hat, den drohenden Verlust in Grenzen zu halten. "Wir sind heute mit acht Leuten vor Ort", um Kasse und Technik zu managen – und die beiden Bewirtungsbuden. Popcorn und Bockwurst im Brötchen – die Verkaufsrenner. Aber wenn der Besuch so "übersichtlich" bleibt wie heute, reichen eigentlich auch nur vier Mann, so Neubert. "Dann fahren wir den Aufwand herunter", um Kosten zu sparen.

Ob das Wetter an seinen Nerven zerrt? Neubert schüttelt den Kopf: "Das Kloster bleibt einfach ein einmaliger Ort – was ganz Besonderes, Außergewöhnliches, wenn man das bespielen darf." Auch bei Dauerregen. Denn: "Trocken kann ja jeder!"