Schild in Stuttgarter Straße verunsichert Autofahrer. Ordnungsamt winkt Lastwagen raus.
Calw - Nun haben sie also begonnen: Die Bauarbeiten in der Stuttgarter Straße wurden am Montagmorgen in Angriff genommen. Rund drei Monate wird dort gearbeitet. Großes Chaos blieb aus – ein Anlieger-Schild sorgte jedoch für Verwirrung.
Montagmorgen, kurz vor 10 Uhr, Calw. Tag eins der Baustelle Stuttgarter Straße, die bis Mitte August saniert werden soll. Bei einer ersten Rundfahrt möchte ich herausfinden, wie flüssig der Verkehr sich durch die Straßen schlängelt – und vor allem, ob die Umleitung problemlos funktioniert.
Die Umleitungsstrecke An der Bauknecht-Kreuzung, wo die von Stammheim kommende B 296 auf die von Althengstett kommende B 295 trifft, scheint an diesem Tag noch alles beim Alten zu sein. Lediglich zwei große Schilder auf der Wiese jenseits der Bundesstraße fallen ins Auge. "Trotz Baustelle in der Stuttgarter Straße – wir bleiben erreichbar", erklärt der Calwer Gewerbeverein auf einem der Plakate. "Auch während der Bauphase haben wir für Sie geöffnet", verrät der im City Center untergebrachte Elektronikmarkt HEM Expert auf dem anderen Banner.
Gegenverkehr bleibt plötzlich aus
Die echten Merkwürdigkeiten für Autofahrer beginnen jedoch erst ab der Abzweigung in die Lange Steige kurz nach dem Gebäude der Firma Ofen Weiß. Denn plötzlich bleibt der Gegenverkehr komplett aus. Ein Szenario, wie ich es auf der Stuttgarter Straße höchstens mitten in der Nacht bereits erlebt habe. Aber eigentlich logisch – ab hier gilt ab sofort die Einbahnstraßenregelung stadteinwärts.
Kurz vor der Krankenhauskurve dann erste Absperrungen, die den ersten Bauabschnitt markieren. Und einige neue mobile Verkehrszeichen, die darauf hinweisen, dass während der Arbeiten bis zum Adlereck nur noch mit 30 Stundenkilometern gefahren werden darf.
Unterhalb des City Centers weist ein Schild darauf hin, wie ich bis auf weiteres wieder aus der Stadt herauskomme: Über die Lange Steige, die nun ebenfalls erst Mal Einbahnstraße bleibt, und schließlich schräg gegenüber der Bushaltestelle Steckenäckerle wieder auf die Stuttgarter Straße führt. Die Schranke in der Langen Steige wird zu diesem Zweck im ersten Bauabschnitt geöffnet bleiben. Doch lief am Montagmorgen wirklich alles so unproblematisch ab, wie es mir auf den ersten Blick erscheint?
Verkehrssündern drohen 75 Euro Bußgeld
Die Verkehrssünder Vor dem Eingang des City Centers in der Langen Steige treffe ich um 10 Uhr auf Ordnungsamtsleiter Matthias Rehfuß und einige seiner Mitarbeiter. Seit 6.30 Uhr sind sie im Einsatz und kontrollieren vor allem Lastwagen – diese sind während der gesamten Bauzeit dazu angehalten, die überörtlichen Umleitungsstrecken über Holzbronn und Kentheim oder über Ottenbronn und Hirsau zu benutzen. Wer dies missachtet, dem drohen 75 Euro Bußgeld.
Rund 20 der großen Fahrzeuge hat es bis zu diesem Moment bereits erwischt, berichtet Rehfuß. Und noch während wir miteinander sprechen, kommt der nächste Lastwagen angefahren, den eine Kollegin des Ordnungsamtsleiters rauswinkt und über die Sachlage aufklärt.
Schwierig sei das Lastwagen-Verbot vor allem für einheimische Gewerbetreibende, so Rehfuß, die beispielsweise häufig zwischen Calw und Stammheim pendeln und nun jedes Mal die große Umleitung fahren müssen. Ändern lasse sich daran leider nichts.
Doch auch sonst sei bislang nicht alles glatt gelaufen. Einige Autofahrer hätten zum Beispiel versucht, die Lange Steige hinunterzufahren – derzeit absolut verboten. Und zugleich nicht ungewöhnlich, weiß Rehfuß. Bei praktisch allen Baumaßnahmen und Umleitungen dauere es "meistens eine Weile, bis sich das einpendelt", sagt er.
Bis Montagnachmittag fuhren insgesamt weit mehr als 60 Lastwagen die verbotene Strecke durch die Lange Steige. Rund zehn Autofahrer waren in der Einbahnstraße in falscher Richtung unterwegs.
Nur für "Anlieger frei"? Für Verwirrung sorgte am Morgen, etwa gegen 8 Uhr, zudem ein "Anlieger frei"-Schild, das, an zwei Absperrungen montiert, bei der Abzweigung Lange Steige die Fahrt durch diese Straße untersagte. Eine Leserin unserer Zeitung fuhr daher die überörtliche Umleitung, um nach Heumaden zu gelangen. Sie erkundigte sich danach bei der Stadt Calw – schließlich war die Umleitung über die Lange Steige mehrfach in verschiedenen (auch städtischen) Veröffentlichungen beschrieben worden, unter anderem im Schwarzwälder Boten. Und auch das Regierungspräsidium Karlsruhe hatte bei einer Infoveranstaltung in Calw vor einigen Wochen auf diese Ausweichstrecke hingewiesen.
Umso erstaunlicher die Antwort, die die Leserin von einer Mitarbeiterin der Stadt bekam: Für Falschmeldungen der Zeitung sei man nicht verantwortlich, es gelte die ausgeschilderte Regelung. Was steckt denn nun hinter den widersprüchlichen Angaben?
Fakt ist: Der Weg durch die Lange Steige darf als Umleitung gefahren werden – allerdings gelte dies nur für Anwohner der angrenzenden Straßen, Kunden der Geschäfte in dieser Gegend sowie für Fahrten nach Stammheim und Heumaden, grenzt Ordnungsamtsleiter Rehfuß ein. Hintergrund sei, dass den Anwohnern der Langen Steige der ganz große Durchgangsverkehr erspart bleiben solle. Wer also Richtung Stuttgart oder Herrenberg unterwegs ist, müsse die überörtliche Umleitung nutzen, so Rehfuß.