Die Teilnehmer bauten selbst Controller und programmierten ein Spiel. Foto: Strauß Foto: Schwarzwälder Bote

Workshop: Die Volkshochschule bietet Förderung für sozial benachteiligte Kinder

Programmieren, Geschichten erfinden und Projekte präsentieren. Das alles konnten Kinder beim Programmierworkshop "Stärker mit Games" der jungen Volkshochschule (VHS) Calw lernen. Da der Kurs großen Zulauf hatte, wird eventuell in den Herbstferien ein weiterer für all diejenigen angeboten, die beim ersten Mal nicht zum Zug kamen.

Calw. Die Teilnehmer waren im Alter von elf bis 17 Jahren und konnten je nach bereits vorhandenen Kenntnissen unterschiedlich anspruchsvolle Projekte angehen. Mit dem frei zugänglichen Programm "Kodu" konnten die Kinder und Jugendlichen am Computer eigene Landschaften und Welten kreieren. Dabei ging es darum, den ebenfalls selbst erstellten Charakter so zu programmieren, dass er sich von den Spielern durch die Welt bewegen lässt. Wenn man also zum Beispiel das "W" auf der Tastatur drückt, soll sich der Charakter nach vorne bewegen, bei "S" nach hinten, und wenn man die Leertaste drückt, soll er über Hindernisse springen. So lernten die Kinder das beim Programmieren grundlegende "wenn..., dann..."-Prinzip kennen, berichtete Klaudia Meiners, eine der drei Betreuerinnen des Workshops und freie Mitarbeiterin der Stifftung digitale Spielekultur.

Um das selbstprogrammierte Spiel besser steuern zu können, bastelten die Kinder Controller aus Pappe und Alufolie, die sie mit einem vorgegebenen Bauset verkabelten, um sie an die Computer anschließen zu können.

Als weitere Möglichkeit, sich kreativ zu betätigen, erstellten die Teilnehmer sogenannte Textabenteuer. Das sind Geschichten, bei denen der Spieler Einfluss auf die Entscheidungen der Hauptperson hat und somit das Abenteuer selbst gestalten kann. Zusätzlich bekamen die Teilnehmer Präsentationstraining, das sie bei der Abschlussveranstaltung anwenden konnten, um ihren Eltern das im Workshop Erarbeitete vorzustellen.

Die Kinder seien begeistert von dem Workshop gewesen und stolz auf ihre ersten selbstgeschriebenen Programme, berichtet Meiners. Ein elfjähriger Junge meinte beispielsweise, dass er sein Programm auf einem USB-Stick mit nach Hause nehmen werde, um dort weiter daran zu arbeiten. Auch den selbstgebauten Controller dürfe er mitnehmen.

Die Idee für den Workshop hatte Marieke Henriques, die Fachbereichsleiterin der jungen VHS und Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit. Sie hat an einer Infoveranstaltung in Pforzheim teilgenommen, wo das Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung "Kultur macht stark" vorgestellt wurde.

Fehlende Infrastruktur

Da kulturelle Bildung in Deutschland immer noch stark vom Elternhaus abhänge, sollen laut Henriques im Rahmen des Programms 245 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren verteilt werden, um sozial benachteiligten Kindern zu helfen. Als benachteiligt gelten dabei solche aus schwierigen familiären Verhältnissen, mit Migrationshintergrund und Geflüchtete. Aber auch Kinder im ländlichen Raum, die aufgrund fehlender Infrastruktur benachteiligt sind, sollen gefördert werden. Als Partner des "Kultur macht stark"-Programms stellte die Stiftung Digitale Spielekultur bei der Infoveranstaltung in Pforzheim ihr Programm vor, das dann auch als Workshop in der VHS verwirklicht wurde. Dabei überzeugte Henriques vor allem, dass es bei dem Workshop "nicht um betreutes Zocken geht", wie sie erklärt, sondern die Affinität der Jugendlichen für Computerspiele als Motivationsmotor genutzt werde, um kreativ tätig zu werden.

Vor den Sommerferien wurde Schnupperworkshops in der Grund- und Werkrealschule in der Badstraße angeboten. Die Hälfte der verfügbaren 18 Plätze wurden von Schülern dieser Schule und von Flüchtlingskindern gefüllt. Als das Angebot dann für alle Schulen geöffnet wurde, wurde die VHS von Bewerbern regelrecht überrannt, weswegen geplant ist, in den Herbstferien erneut einen Workshop anzubieten.