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Lange Gesichter im "Legends" nach kurzfristiger Absage der Band. The Blackbyrds begeistern mit Brit-Pop der 1960er-Jahre.

Calw - Das war mal eine "fast" perfekte Kneipennacht, die da am Samstag die Partywütigen der Region in die Calwer Innenstadt lockte. Mal keine Wolkenbrüche und Dauerregen, sondern eine laue und trockene Frühlingsnacht. Dafür aber ein Live-Musik-Mix, der – eben fast – keine Wünsche übrig ließ.

Von soft (das Duo "ely.dee" mit Oldies im Café Kult) bis "very hard" (Hardrock-Röhre "Sinful Touch" im Biker-Club "fifteen") reichte die angebotene Palette an richtig tollen und vor allem richtig vielen Live-Bands. Man konnte es machen wie Stefan Lörcher alias Kommissar Jäger aus der "Tatort Calw"-Reihe: "Ich war bisher drüben im Café Wendland", erzählt der Hobby-Schauspieler. Im Wendland gab es aus der eher "gemäßigten" Sound-Fraktion neben etwas Rock und Pop auch Country-Klänge bis hin zu Irish-Folk von der Formation "Dirk & Friends Acoustix" aus Pforzheim zu hören.

"Nun gehe ich rüber zu Jacky in die Euro-Pastaria." Was Lörcher und alle anderen dort erwartete: Die Stuttgarter Brit-Rock-Überraschung The Blackbyrds, die sich die Songs der Londoner In-Clubs der Golden-Sixties vorgenommen haben. Aber das trifft es nicht annähernd, um zu beschreiben, was die vier Jungs aus Deutschland und Chile da so auf die Beine stellen. Diese Band lebt den Style der Sixties, von der Pilzkopf-Frisur bis zum zu niedrig justierten Mikro, zu dem sich Frontmann Matthias beim Singen immer stilecht ein wenig bücken muss – so wie man es aus den alten Club-Konzerten zum Beispiel von den Beatles kennt. Und dazu macht das einmalige Quartett eine Musik, eine Show und eine Stimmung, die am Samstag eigentlich alles andere toppte.

Was bei Jacky in der Euro-Pastaria, die nun eigentlich nicht so die typische Kneipe ist, an diesem Abend auch stimmte: Zumindest bis Mitternacht konnte die Fensterfront zur Lederstraße hin geöffnet werden, so dass die Party-Gäste auch draußen sitzen und sich von der Hitze der improvisierten Tanzflächen ein wenig lüften konnten. Dazu die auf einmal unglaublich passende LED-Beleuchtung, die das alles auch noch in ein geradezu psychedelisches Licht tauchte. Elf von zehn Punkten für diese gelungene Party-Inszenierung.

Deutlich längere Gesichter gab es im "Legends" ein paar Straßen weiter. Vergeblich suchte man hier das angekündigte a capella-Quartett "n8akustik" aus Aalen. "Die haben eine halbe Stunde vor Konzertbeginn abgesagt. Wegen Krankheit", hieß es. Nicht nur die Gäste im "Legends" waren ziemlich sauer auf ein solches Gebaren, auch bei den Mitarbeitern verstand man nicht, warum der Veranstalter keinen Ersatz stellen konnte. "So was macht man einfach nicht" lautete der Tenor. Die letzten Male war das "Legends" stets Sieger bei der besten Stimmung in der Calwer Kneipennacht. Dieses Mal war das definitiv nicht.

Übrigens: Eine Klasse für sich und ein bisschen außer Konkurrenz lief das Programm im "fifteen", dem Club-Treff der Biker-Clique "Outlaws". Die meisten Gäste hier sind "ortsfest", schwofen also auch zur Party-Nacht nicht durch den ganzen Ort, sondern bleiben – taff in schwarzes Leder gekleidet – lieber hier. "fifteen" heißt das Lokal nach dem fünfzehnten Buchstaben des Alphabets: dem "O" für "Outlaws". Und Outlaws hören den richtig harten und richtig derben Hardrock, der gerne auch "Metal" oder gar "Blackmetal" sein darf – inklusive Headbangen, von den beiden Frontfrauen der "Sinful Touch" – Kenny und Yvonne – perfekt, leidenschaftlich und ausdauernd während des Gigs vorgeführt.

Berührungsängste brauchte man freilich keine zu haben vor dem Publikum im "fifteen", schon gar nicht zur Kneipennacht. Ganz im Gegenteil. "Meistens sind wir ganz brav", erzählt Mac von den Outlaws, der heute wie alle anderen hier seine prächtige Harley Davidson daheim gelassen hat. "Feiern, Alkohol und Fahren vertragen sich einfach nicht." So vernünftig können selbst "Outlaws" sein.