Nur wenige Autofahrer halten sich an die Geschwindigkeitsbeschränkung zwischen Marktbrücke und Rathaus. Foto: Geideck

 Viele geben mehr Gas. Zwischen Marktbrücke und Rathaus oft zu schnell. Kaum Radarkontrollen.

Calw - Die Calwer Altstadt ist großteils ein verkehrsberuhigter Bereich. Autofahrer dürfen maximal sieben Kilometer pro Stunde fahren und müssen Fußgänger gleichberechtigt behandeln. Daran gehalten wird sich wenig – das sorgt für Frust. Doch Radarkontrollen finden so gut wie keine statt.

Eine ältere Fußgängerin kommt aus der Lederstraße und huscht mit der Einkaufstasche in der Hand vor dem Sparkassengebäude schnell über die Straße, um einem Auto auszuweichen. Das dürfte hier eigentlich nur Schrittgeschwindigkeit fahren und müsste der Fußgängerin den Vortritt lassen, da sie schon auf der Straße befand. Stattdessen hupt der Autofahrer und drückt aufs Gaspedal, um noch die Grünphase an der Kreuzung vor dem Bahnhof zu erwischen.

Immer wieder gibt es Beschwerden vonseiten der Bürger

An wohl keiner anderen Stelle in Calw scheinen die Verkehrsregeln zu häufig missachtet zu werden wie im verkehrsberuhigten Bereich zwischen Marktbrücke und Rathaus. Das sorgt bei den Fußgängern für viel Frust. Irene Stamer, Leiterin des Calwer Ordnungsamtes, bestätigt: "Beschwerden zu diesem Bereich werden aus der Bevölkerung immer wieder an den Gemeindevollzugsdienst herangetragen."

Die Marktbrücke wird sowohl von Fußgängern als auch Autofahrern stark frequentiert. Sie bildet die einzige Zufahrt zum Parkhaus Calwer Markt mit seinen 226 Stellplätzen. Gleichzeitig schließt sich hier die Calwer Fußgängerzone an. Und obendrauf ist die Marktbrücke durch den angrenzenden Bahnhof und den ZOB auch noch ein Schulweg.

Autofahrer dürfen zwischen Marktbrücke und Rathaus daher nur Schritttempo fahren, also so schnell, wie ein Fußgänger geht. "Man geht dabei von etwa vier bis sieben Kilometern pro Stunde aus", verdeutlicht Stamer und zeigt auf, dass Fußgänger dort besondere Rechte haben: "In diesem Bereich wird der Fahrzeugverkehr im Interesse des Fußgängerverkehrs und zugunsten spielender Kinder zurückgedrängt und die gesamte Straße als Bewegungs- und Kommunikationsraum zur Verfügung gestellt."

Kaum Kontrollen

Allerdings: Obwohl Autofahrer augenscheinlich regelmäßig dagegen verstoßen und schneller als sieben Kilometer pro Stunde gefahren wird, führt die Stadt Calw in diesem sensiblen Bereich kaum Geschwindigkeitskontrollen durch. Laut Stamer fanden 2019 nur zwei Kontrollen statt, in diesem Jahr sogar noch gar keine. "Weil der Gemeindevollzugsdienst sehr viele Corona-Einsätze hatte", meint Stamer.

Unabhängig von Geschwindigkeitskontrollen ahnde der Gemeindevollzugsdienst jedoch Verstöße an der Marktbrücke, wie die Leiterin des Ordnungsamtes betont: "Wenn zum Beispiel zwei Kollegen ein Vergehen beobachten, dass ein Fahrzeug deutlich schneller fährt als ein Fußgänger gehen kann, so kann unter der Bezeugung des Kollegen ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet werden." Laut Stamer sei dies regelmäßig der Fall.

Andere Maßnahmen als Geschwindigkeitskontrollen und das wachsame Auge des Gemeindevollzugsdienstes sieht Stamer dagegen nicht, um das Schritttempo-Problem an der Marktbrücke in den Griff zu bekommen. Sie räumt gegenüber unserer Zeitung ein: "Aktuell sehen wir keine weiteren Möglichkeiten."