Im Verwaltungsgebäude der Werkrealschule sollen bald drei Kinderbetreuungsgruppen einziehen. Foto: Strauß Foto: Schwarzwälder Bote

Betreuung: Bau- und Umweltausschuss treibt Bestandslösung auf Werkrealschul-Gelände weiter voran

Die Werkrealschule auf dem Wimberg hat keine Zukunft, das steht seit Mai fest. Aus diesem "Rückschlag", wie Oberbürgermeister Florian Kling es einst ausdrückte, kann nun aber etwas Neues erwachsen: Der Bau- und Umweltausschuss brachte in der jüngsten Sitzung den Plan eines Kinderhauses auf dem Areal einen Schritt weiter voran.

Calw. Als konstant kann man die Planungen in Sachen Kindergarten auf dem Wimberg wohl nicht bezeichnen. Zunächst war geplant, im Neubaugebiet Waldsiedlung einen neuen Kindergarten zu errichten. Nachdem die Pläne für dieses Vorhaben lange gediehen waren, kamen dem Bau- und Umweltausschuss aber Zweifel am vorhandenen Entwurf. Sie kritisierten, dass es zu wenige Parkplätze und keine Erweiterungsmöglichkeiten gebe. Also wurde eine Überarbeitung des Entwurfs beauftragt. Als dann die Nachricht die Runde machte, dass die Werkrealschule schließen wird, kam noch eine weitere Option ins Spiel: Kein Neubau in der Waldsiedlung und dafür die Nutzung des Werkrealschul-Areals für ein Kinderhaus – eventuell in Form eines dortigen Neubaus. Nachdem der Gemeinderat der Verwaltung im Frühsommer den Auftrag gegeben hatte, sich eingehender mit der Planung des letztgenannten Vorhabens zu befassen, kam es nun erneut im Bau- und Umweltausschuss auf den Tisch.

"Im weiteren Verlauf und nach Gesprächen mit der Abteilung Bildung und der Schulleitung der Wimberg-Schule, ist die Verwaltung zu der Erkenntnis gelangt, dass es eine wirtschaftlichere, und vor allem schneller umsetzbare Lösung für das Problem der im September 2021 benötigten zwei Kleinkindbetreuungsgruppen gibt", heißt es dazu in der Vorlage. Gemeint ist damit die Nutzung des Verwaltungsgebäudes der Werkrealschule in der Pestalozzistraße 12. "Dieses beherbergt seit vielen Jahren im Erdgeschoss drei Klassenräume und einen Sanitärbereich, sowie im Obergeschoss die Schulverwaltung von Grund- und Werkrealschule."

Das Erdgeschoss werde derzeit nicht mehr genutzt, könnte also sofort geräumt werden, meinte Kling. Die Verwaltungsräume der Schulleitung und der Lehrer im Obergeschoss können auch in das gegenüberliegende Gebäude umziehen. Nur bräuchten die Lehrkräfte für diesen Schritt natürlich etwas Vorlaufzeit.

Das bedeute laut Vorlage, dass im ersten Schritt die drei "dringend benötigten Kinderbetreuungsgruppen" im Erdgeschoss einziehen könnten. Oben könne man sich mittelfristig Büro- und Mehrzweckräume vorstellen. Die Vorteile dieses Modells werden in der Sitzungsvorlage wie folgt beschrieben: Es seien keine teuren Provisorien (Containerlösung) notwendig, das Bestandsgebäude werde sinnvoll weiterverwendet, der benachbarte Bestandskindergarten könne während der Umbaumaßnahmen weitgehend störungsfrei weiterbetrieben werden, die Umbaumaßnahmen seien viel schneller und kostengünstiger umsetzbar als eine Neubauplanung und die Kleinkindbetreuung könne mit dieser "Zweihauslösung" unabhängig von der weiteren Schulentwicklung realisiert werden. Des Weiteren könne durch die räumliche Nähe zum bestehenden Kindergarten ein gemeinsamer Außenbereich genutzt werden. Dafür müsste aber ein Geräteschuppen abgerissen und ein öffentlicher Weg verlegt werden.

Wann eine Ganztags- oder Krippenbetreuung im entstehenden Kinderhaus möglich wäre, konnte OB Florian Kling auf Rückfrage noch nicht sagen. Zunächst sei aber ohnehin ausschließlich der Bedarf nach den Gruppen da, die im Erdgeschoss einziehen könnten.

Schadstoffprüfung läuft derzeit

Jürgen Ott (Gemeinsam für Calw) sprach sich für die Lösung aus, nannte aber auch einen – aus seiner Sicht – Wermutstropfen: Für die Leute, die in der Waldsiedlung bauen und mit einem dortigen Kindergarten gerechnet haben, sei es eine Enttäuschung. Am Folgetag auf diesen Einwand angesprochen argumentierte Kling: "Wir bieten eine tolle neue Siedlung, die aber integriert ist in den ganzen Stadtteil. Auch die Kinder der Waldsiedlung profitieren davon, dass Wimberg künftig ein Kinderhaus hat. Das bringt den Stadtteil näher zueinander."

Sigrid Bantel (Freie Wähler) erinnerte daran, dass man möglichst schnell auch einen schönen Garten anlegen solle. Über die Kosten des gesamten Vorhabens konnte Andreas Hailer, der zuständige Mitarbeiter des Hochbauamts, noch nichts sagen. Derzeit sei eine Schadstoffprüfung am Gebäude im Gange. Überhaupt gebe es bei älteren Gebäuden immer wieder Überraschungen. Wenn man nun die Planungen weiter vorantreibe – was der Ausschuss dem Gemeinderat einstimmig empfahl – könne man die konkreten Pläne im November haben und dann auch einen Baubeschluss fassen. So scheint es laut Vorlage realistisch, dass die Umbauarbeiten im September 2021 vonstatten gehen könnten.

Von einem aufwendigen Architektur- oder Ideenwettbewerb riet die Verwaltung ab – zu knapp sei die Zeit. Vielmehr wolle man die Aufgabe an das Architekturbüro "Krieg & Wolf" geben, das bereits den katholischen Kindergarten in Heumaden gestaltet hat. Dem stimmte der Ausschuss ebenfalls zu.