Am Telefon können Betrüger den Angerufenen viel vorgaukeln. Foto: Strobel Foto: Schwarzwälder Bote

Kriminalprävention: Notar-Trick hat Calw erreicht / Betrüger immer kreativer / Wir erklären, wie man sich schützen kann

Ob als Enkelkind, Polizist oder neuerdings als Notar – Trickdiebe werden immer kreativer, wenn es darum geht, Opfer um ihr Geld zu bringen. Auch der Kreis Calw bleibt dabei nicht verschont.

Kreis Calw . Vergangene Woche erst erreichte eine neue Betrugsmasche die Region. Eine Frau aus Althengstett fiel ihr zum Opfer. In einem Brief aus Österreich forderte ein vermeintlicher Notar mit dem Namen Dr. Jürgen Mayer eine Nachnahmegebühr von etwa 90 Euro ein. Da die Frau tatsächlich einen Nachlass in Österreich zu regeln hatte, kam sie der Forderung nach. Nachforschungen ergaben allerdings, dass der angebliche Notar nicht existiert.

Auch im Kreis Böblingen gelang es dem angeblichen Notar einen Mann aus Weil der Stadt um 90 Euro zu erleichtern. Etwas mehr Glück hatte eine Frau aus Bad Herrenalb. Auch sie hatte in Österreich einen Todesfall in der Familie und ebenfalls einen Brief des angeblichen Notars erhalten. Die Bezahlung der Nachnahmegebühr lehnte sie allerdings zu ihrem Glück ab.

"Vermutlich konnten sich Betrüger die Daten von Personen beschaffen, die in Österreich Sterbefälle Angehöriger zu beklagen hatten", heißt es in einer Mitteilung des Polizeipräsidiums Karlsruhe. Wie die Betrüger allerdings an die Daten kommen, sei noch unklar. "Hierzu dauern die Ermittlungen noch an", sagte Sabine Doll, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Karlsruhe, auf Nachfrage unserer Zeitung. Um der Betrugsmasche nicht selbst zum Opfer zu fallen, rät die Polizei, sich den Poststempel und den Absender genauer anzusehen. Auch mit dem Bezahlen soll zunächst gewartet und der Brief auf seine Seriosität geprüft werden.

Doch nicht nur beim Notar-Trick gilt es aufzupassen. Betrüger kennen viele weitere Maschen, von denen wir hier einige der geläufigsten vorstellen.

Das Gewinnversprechen

"Sie haben gewonnen!" Dieser Satz erfreut zunächst jeden Hörer. Doch die anfängliche Euphorie währt nicht lange. Um den Gewinn entgegennehmen zu können, fordern die Täter erstmal eine Gegenleistung ein. Dazu gehöre zum Beispiel Bearbeitungsgebühren zu bezahlen, kostenpflichtige Telefonnummern anzurufen oder auch bestimmte Prepaid-Karten zu kaufen. Mit den sogenannten Ukash- beziehungsweise Paysafecard-Gutscheinen werden Nummern angegeben, mit denen Online eingekauft werden kann. Diese erschleichen sich die Täter dann unter einem Vorwand bei den Gewinnspielern.

Sich schützen: Um sich vor der Betrugsmasche zu schützen, empfiehlt die Polizei, sich über vergangene Lotterieteilnahmen zu vergewissern. Wie im Fall zuvor, sollen auch hier keine Gebühren gezahlt werden und vor allem bei gebührenpflichtigen Sondernummern sollte man hellhörig werden. Diese beginnen oft mit den Vorwahlen 0900, 0180 oder 0137. Und wussten Sie, dass Sie unberechtigte Buchungen problemlos innerhalb einer bestimmten Frist rückgängig machen können?

In den eigenen Wänden

Als Geschäftsmänner, Handwerker oder Polizisten verkleidet lauern sie sogar schon vor der Haustüre und verschaffen sich mit falschen Tatsachen Zugang. In einem Fall aus Stuttgart vergangenen Monat gelang es zum Beispiel einem Pärchen, die sich als die neuen Nachbarn ausgaben, in die Wohnung einer 86-Jährigen zu gelangen. Während die Frau sich höflich mit der alten Dame unterhielt, sah sich ihr Mann in der Wohnung um und ließ ein goldenes Armband mitgehen.

Sich schützen: Was bei Kindern heißt, nicht in das Auto eines Fremden zu steigen, gilt auch für Erwachsene bezogen auf ihre eigenen vier Wände. Sollte der Fall doch eintreten, solle darauf geachtet werden, immer eine vertrauenswürdige Person dabei zu haben. Wichtig sei außerdem, so heißt es auf der Webseite der Polizei-Beratung, vor allem vermeintliche Amtspersonen nach ihrem Dienstausweis zu fragen oder sich im Zweifel bei der entsprechenden Behörde zu informieren. Die Nummer sollte dabei selbst rausgesucht werden.

Internetbekanntschaften

Begonnen mit Massenmails, die Gewinne versprachen, tritt die Betrugsmasche Nigeria Connection mittlerweile in vielen Formen auf. Dabei ergaunern sich die Betrüger auf emotionalen Ebenen das Vertrauen ihrer Mitmenschen und locken sie etwa mit der großen Liebe, dem Traumjob, attraktiven Wohnungsangeboten oder zu hoch ausgestellten Schecks. Ziel der sogenannten Scamming-Methode, die sich hinter den attraktiven Angeboten verbirgt, sei es, dass die Täter nach den geforderten Vorauszahlungen von der Bildfläche verschwinden.

Sich schützen: Wenn der Verdacht aufkomme, mit einem sogenannten Scammer in Kontakt zu stehen, empfiehlt die Polizei, nicht auf Forderungen einzugehen und vor allem keinen Geldtransfer vorzunehmen. Geleistete Leistungen sollten sofort rückgängig gemacht werden. Für spätere Belege sei es wichtig, alles aufzubewahren, was in Verbindung zu dieser Person stehe. Darunter gehören etwa E-Mails, Überweisungen und Chat-Verläufe. Erhärte sich der Verdacht, sollte jeglicher Kontakt gemieden, Telefonnummern und E-Mailadressen ausgetauscht und alle Daten gelöscht werden.

Im Kreise der Familie

Mit Sätzen wie "Rate mal wer hier spricht" setzen die Betrüger am Telefon auf die Gutgläubigkeit ihrer Zuhörer. Häufig betroffen von dieser besonders "hinterhältigen Form des Betrugs", wie es auf der Webseite weiter heißt, seien vor allem ältere oder allein lebende Menschen. Mit der Beschreibung einer äußerst misslichen Lage appellieren die Betrüger an die Gutmütigkeit ihrer Opfer und bitten sie um Bargeld. Mit dem sogenannten Enkeltrick wurden bereits Beträge im fünfstelligen Bereich ergaunert.

Sich schützen: Nennt der Anrufer nicht seinen Namen, solle man unbedingt danach fragen. Ein Anruf bei der genannten Person mit der bisher bekannten Nummer bringe Sicherheit, ob es sich tatsächlich um einen Verwandten handele. Details des Familienlebens zu nennen, sei ein großer Fehler. Die Polizei rät ebenfalls davon ab, unbekannten Personen Geldbeträge auszuhändigen.

Gefahr für Kontoinhaber

Mit dem lukrativen Jobangebot, mit wenig Arbeit viel Geld zu verdienen, locken sie ihre Opfer. Die Rede ist dabei von der Arbeit als Finanzagent. Geld, das von Dritten auf das eigene Konto überwiesen wird, sollen Finanzagenten weiter ins Ausland überweisen. Eine Provision in Höhe von fünf bis 20 Prozent der Überweisungssumme stehe ihnen hinterher zu. Was anfangs verlockend klingt, sorgt später für ein böses Erwachen. Denn das überwiesene Geld des vermeintlichen Dritten stammt ebenfalls von Personen, die den Betrügern zum Opfer gefallen sind. Diese widerrufen folglich ihre Überweisung, womit der Finanzagent nicht nur auf dem überwiesenen Geld ins Ausland sitzen bleibt, sondern zudem mit einer Strafanzeige wegen des Verdachts auf Geldwäsche rechnen muss.

Sich schützen: Der Schutz vor solch einer Betrugsmasche beginnt bereits mit dem Ignorieren einer Anfrage von Seiten der Betrüger. Diese erscheint oftmals per E-Mail. Außerdem empfiehlt die Polizei, sich nicht von hohen Provisionen beeinflussen zu lassen und vor allem bei Angeboten, bei denen das eigene Konto genutzt werden soll, hellhörig zu werden. Bei unerwarteten Gutschriften, die ins Ausland zurück überwiesen werden sollen, solle sofort die Bank in Kenntnis gesetzt werden.

Maschen im Keim ersticken

Die meisten Drahtzieher solcher Betrugsmaschen agieren aus dem Ausland. Ermittlungen seien deshalb oft schwierig, weiß Sabine Doll. "Werden bei manchen Betrugsmaschen die Abholer des Geldes festgenommen, so sind dies meist nur angeworbene Personen", erklärt sie. Diese würden dafür bezahlt und wüssten oft nichts über den Auftraggeber.

Und das Wichtigste: "Betroffen sein kann jeder", sagt Doll. Deshalb sei es wichtig, frühzeitig zu erkennen, dass ein Betrug vorliege. Deshalb gebe die Polizei regelmäßig Warnungen raus.

Weitere Informationen: www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/betrug/finanzagenten/rat-und-hilfe/