Gesundheit: Fünfteilige Serie beleuchtet die Angebote der Fachstelle Sucht / Teil fünf: Angehörige

Ob Alkohol, illegale Drogen oder Glücksspiel – Suchtkrankheiten haben viele Gesichter. Beinahe ebensoviele Gesichter haben aber auch die Hilfsangebote der Fachstelle Sucht in Calw. In unserer fünfteiligen Serie stellen wir Ihnen einige davon vor. Teil fünf: Angehörige.

Calw. "Sucht ist eine Beziehungskrankheit. Denn sie hat massive Auswirkungen auf das soziale Umfeld", weiß Peter Heinrich, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit bei der Fachstelle Sucht, deren Träger der baden-württembergische Landesverband für Prävention und Rehabilitation ist. Aus diesem Grund bietet die Einrichtung nicht nur Hilfe für Betroffene an. Sondern auch für deren Angehörige – also für Partner, Kinder oder Eltern, aber auch für Freunde, Kollegen oder Vorgesetzte.

Der Grundgedanke dahinter ist simpel: Angehörige eines Suchtkranken sehen das Problem oft klarer als der Betroffene selbst. Sie leiden unter dem Gedanken, dass der Kranke beispielsweise seine Gesundheit riskiert, werden vielleicht in finanzielle Schwierigkeiten mit hineingezogen oder sogar Opfer von Gewalt, wenn der Betroffene sich in einem Rausch befindet.

Nicht zuletzt können Angehörige auch in eine Co-Abhängigkeit geraten, in der sie versuchen, die Defizite des Betroffenen auszugleichen, indem sie ihm oder ihr Aufgaben abnehmen, die sie wegen der Sucht nicht bewältigen können.

Rote Linie einhalten, an sich selbst denken und sich festigen

Die Fachstelle Sucht steht diesen Menschen daher mit Rat und Tat zu Seite – bei Bedarf vor, während und nach einer Therapie, so der Suchtkranke sich denn auf eine einlässt. Dabei, so erläutert Heinrich, gehe es unter anderem darum, den Angehörigen zu vermitteln, was sie für den Betroffenen, aber auch für sich selbst tun können. Ein Beispiel: "Ich habe nicht das Recht, den Angehörigen zu sagen, wo ihre rote Linie ist", sagt der Suchtberater. Die Fachstelle könne aber helfen, diese selbst gesetzte "rote Linie" – also was man im Umgang mit dem Suchtkranken nicht mehr bereit ist mitzumachen – einzuhalten. Darüber hinaus versuche die Fachstelle, den Angehörigen wieder beizubringen, an sich selbst zu denken und sie zu festigen.

Eine große Hilfe seien dabei die Selbsthilfegruppen, die die Einrichtung anbietet. Hier würden die Ratsuchenden auch mit anderen Angehörigen, aber auch mit Suchtkranken in Kontakt kommen, könnten Einblick in die Perspektive des anderen erhalten und von den Erfahrungen der Gruppenmitglieder profitieren. Frauen können in die Frauengruppe gehen, die Paargruppe kann von Paaren gemeinsam besucht werden und auch das Kontaktcafé steht Angehörigen offen, wenn sie über das Erlebte sprechen wollen.