Experte: Hess-von Däniken: Immobilien-Werte legen bis 2030 um bis zu 60 Prozent zu

Nordschwarzwald. Das Wirtschaftsforum Nordschwarzwald 2019 von Wirtschaftsjunioren und der Sparkasse Pforzheim Calw (wir berichteten) war wie jedes Jahr auch Gelegenheit für einen Ausblick auf die aktuelle Konjunktur – und Entwicklung der Anlage-Märkte, regional und weltweit.

Wofür sich die Organisatoren mit Florian Hess-von Däniken, Regionalmanager für Süddeutschland des Finanzdienstleisters und Vermögensverwalters tecis AG, ein regionales Gewächs ans Rednerpult holten: Hess-von Däniken, Alumni der Hochschule Pforzheim und Gründungsmitglied des Pforzheimer Börsenvereins, wusste denn auch die "Sonderentwicklung" des hiesigen Wirtschaftsraums gegenüber der sich allgemein ja vermehrt eintrübenden Wirtschaftsprognosen zu differenzieren.

Bereits zuvor hatte der Hausherr der Veranstaltung, IHK-Hauptgeschäftsführer Martin Keppler, in seiner Begrüßung als Beispiel der Sonderentwicklung im Nordschwarzwald auf den hohen Innovationsgrad etwa hiesiger Existenzgründer hingewiesen, die erst jüngst auf einer Startup-Messe in Stuttgart etwa mit Nudeln aus Insekten (Keppler: "Hab ich probiert – schmecken bestens") oder einem elektrischen Rollator ("Man kommt ja langsam selbst in das Alter, dass man das braucht") für Furore sorgten. Was Sparkassendirektor Hans Neuweiler in seinem Grußwort noch mit dem Hinweis verstärken konnte, dass das Statistische Bundesamt deutschlandweit zwar bereits von einem "Abebben der Gründerwelle" spreche, aber die Zahlen seines Hauses für die Region einen aktuellen Gründer-Boom verzeichneten – und das in Zeiten von Vollbeschäftigung: "Das ist schon eine echte Hausnummer!"

Tatsächlich geht auch Referent Florian Hess-von Däniken von eigentlich weiterhin glänzenden Bedingungen für Existenzgründer aus: Der Finanzexperte sieht für Europa keinen echten Trend zu höheren (Kredit-)Zinsen, anders als in den USA mit der FED, wo sich die Zins-Marke "in Richtung drei Prozent" bewege. Womit Investitionen im Euroraum günstig blieben, auch wenn die Europäische Zentralbank (EZB) einen ganz eigenen "Kohleausstieg", also eine Reduzierung der Geldmenge, langsam beginne – was an den Finanzmärkten "nicht für Jubel und Heiterkeit" sorge.

Hess-von Dänikens Prognose trotzdem: Um das langfristige Inflationsziel zu erreichen, werden die EZB um den Niedrigst-Zins nicht herumkommen. Denn während die Inflation 2018 im Euroraum bei 1,8 Prozent lag, werde sie sich fürs laufende Jahr wohl bei 1,7 Prozent einpendeln – "wenn auch die gefühlte Inflation in unseren süddeutschen Städten wie Pforzheim oder Tübingen weit darüber liegen dürfte". Um sich da wieder bei der Inflation in Richtung zwei Prozent "und darüber" zu bewegen, könne aktuell nur eine "geldmengen-gesteuerte Inflation" wirklich Wirkung entfalten. Denn die beiden anderen "Inflations-Treiber" – Rohstoffpreise, etwa für Öl, und erhöhter Konsum – fielen mittelfristig als Motor einer gesteuerten Teuerung aus.

Der Konsum: Weil hier steigende Sozialabgaben Unternehmen und private Einkommen belasteten, und sinkende Budgets die Inflation bremsten. Und beim Öl habe es in der Politik der Erzeugerstaaten einen Paradigmenwechsel gegeben: Während früher bei fallenden Preisen die Ölförderländer die Produktion drosselten und über die Verknappung des Angebotes den Preis nach oben regulierten (und damit auch die Inflation antrieben), reagierten heute Staaten wie Saudi-Arabien auf sinkende Weltmarktpreise "antizyklisch" mit einer Erhöhung der Fördermenge.

Bedeutet unterm Strich, so Hess-von Däniken, vor allem für alle Sparer: Es muss in der Geld-/Vermögensanlage eine Geldentwertung von mindestens zwei Prozent geschlagen werden. Eine Möglichkeit, auch weiterhin: "Beton-Gold", also Investitionen in Immobilien. In den vergangenen 50 Jahren konnten die hierzulande im Schnitt um 2,8 Prozent pro Jahr an Wert zulegen. Und trotz des aktuellen Immobilien-Booms mit Wertsteigerungen im vergangenem Jahr von sechs Prozent, sehen Studien "noch reichlich Luft nach oben" – bis zum Jahr 2030 ("das sind nur noch elf Jahre") sogar um rekordverdächtige 60 Prozent, gerade im hiesigen Raum – weil es eine Bevölkerungswanderung vom Norden in den Süden gebe, gerade in die "1-B- und 1-C-Lagen" außerhalb der Metropolen – mit hohem Wohnwert und Lebensqualität, wie es der Nordschwarzwald biete.

Und wer auf ganz sicher gehen will in seiner Wertanlage: "Gold hat seit 1968 jedes Jahr stabil 5,7 Prozent im Wert zugelegt." Trotz aller Schwankungen. Steigende Risiken auf den Welt- und Aktienmärkten werden hier zudem zu weiter wachsender Nachfrage der Anleger führen, schätzt Hess-von Däniken. Womit die hiesigen Vermögen mit Pforzheim als Goldstadt und quasi "Heimat des Goldes" – und mit der Sparkasse als dem größten Goldhändler im Land – die derzeit attraktivste "und inflation-schützendste" Anlageform im direkten Zugriff hätten.