Die Diakonie bildete eine Menschenkette, die Gewerkschaft ver.di hisste eine Flagge. Foto: Hölle

Gewerkschaft hisst Flagge und fordert mehr Personal. Diakonie schnürt Rettungspaket mit Forderungen.

Calw - Die einen hissten eine Flagge, die anderen bildeten eine Menschenkette. Am gestrigen "internationalen Tag der Pflege" setzten unabhängig voneinander die Gewerkschaft ver.di und die Diakonie ein Zeichen.

Ver.di ging es bei einer bundesweiten Aktion um das Thema "Für gute Arbeit und mehr Personal im Krankenhaus". Um die besondere Problematik in der Calwer Klinik weiß man, so Bezirkssekretär Klaus Nägele natürlich auch bei der Gewerkschaft. Aber diese stand gestern nicht im Mittelpunkt. Sondern das Motto: "Gesundheit braucht mehr Personal". Ein dementsprechendes Transparent wurde zwischen zwei Fenstern an der Fassade aufgehängt. Wie Nägele erläuterte, hat seine Gewerkschaft im Februar 2013 in einem Personalcheck festgestellt, dass in den Krankenhäusern bundesweit 162 000 Beschäftigte fehlen, darunter 70  000 in der Pflege. Seither seien an den Kliniken die Patientenzahlen weiterhin gestiegen, die Zahl der Stellen sei aber nicht angepasst worden. Im Gegenteil. Und auch im Calwer Haus würden heute weniger Pflegekräfte arbeiten. "Wer andere pflegen soll, muss selbst gesund bleiben beim Arbeiten", so Nägele.

"Ver.di fordert eine gesetzliche Personalbemessung. Nur so kann dem Wettlauf der Krankenhäuser um immer weniger qualifiziertes Personal ein Riegel vorgeschoben werden", so der Gewerkschafter weiter. Internationale Studien würden belegen, dass Patienten in Gefahr geraten, wenn zu wenig Personal da ist. Die große Koalition habe sich in ihrem Koalitionsvertrag eine bessere Personalausstattung zum Ziel gesetzt. Dazu würden die Beschäftigten jetzt Taten sehen wollen.

Eine würdevollere Pflege, eine gerechtere Finanzierung und eine bessere familiäre Entlastung: Für diese und weitere Themen in der Altenpflege haben gestern etwa 70 Menschen bei der evangelischen Heimstiftung "Haus auf dem Wimberg" demonstriert. Mit einer Menschenkette unterstützten sie die bundesweit laufende Aktion "Rettungspaket Altenpflege", die symbolisch am 12.5. um Fünf vor Zwölf stattfand.

Zu dem Aktionstag hatte die Diakonie Deutschland aufgerufen, und die Resonanz in Calw war groß: Altenpfleger, Heimleiterteam sowie Pflegebedürftige und ihre Angehörigen standen vor dem Haus auf dem Wimberg Hand in Hand für die gute Sache ein. Mit dabei waren auch Mitarbeiter der Diakonie Calw und Auszubildende der Altenpflegeschule. Ihr Ziel: Eine Art Rettungspaket von der Regierung.

"Weniger Bürokratie, dafür mehr Zeit für die Menschen" und "neue, attraktive Ausbildungsprofile für Berufe in der Pflege" waren zwei der zahlreichen Forderungen von Heimleiterin Monika Volaric. Die Diakonie äußerte zudem in ihrem Schreiben, dass Fachkräfte für die Pflege dringend gesucht würden, pflegende Angehörige sich nicht ausreichend unterstützt fühlten, die Arbeit der Pflegekräfte zu wenig wertgeschätzt werde und die Pflege "chronisch unterfinanziert" sei.

Auf Missstände machte auch Walter Großmann, Geschäftsführer der Diakonie Calw, unserer Zeitung gegenüber aufmerksam. "Nur ein Drittel aller Diakonien in Württemberg schafft es, eine schwarze Null zu schreiben", sagte er. Calw gehöre dazu, aber nur weil die innerbetriebliche Organisation dies "gerade so" ermögliche.

Daher machten die Betroffenen nun mobil. Und damit die Aktion Gehör findet, flattert der Bundesregierung und im speziellen Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe in den nächsten Tagen per Post eine Box aus Calw ins Haus. Darin befinden sich Wünsche und Anregungen, mit denen sich die Kritiker eine Verbesserung der Situation rund um die Altenpflege erhoffen. Heimleiterin Volaric: "Ansonsten wird die große Gruppe der Pflegebedürftigen abgehängt."