Bei der Umsetzung des Millionenprojekts Hesse-Bahn gibt es noch jede Menge "Baustellen". Foto: avmediafactory

Landkreis informiert über Entwicklungen beim Infrastrukturprojekt. Erste Bauarbeiten gestartet.

Kreis Calw - In Stuttgart präsentiert man ein Elektrifizierungskonzept für Bahnstrecken. Im Kreis Böblingen wird weiter über eine Verlängerung der S-Bahn debattiert. Im Landratsamt Calw will man dagegen nicht von längst eingeschlagenen Konzept für den Betrieb der Hesse-Bahn abweichen.

Das vor Jahren erarbeitete – und von Landkreis Calw, dem Landkreis Böblingen, den Kommunen Weil der Stadt und Renningen und dem Land – schriftlich fixierte Konzept geht davon aus, dass der Betrieb der Hesse-Bahn zunächst mit Dieselfahrzeugen erfolgen soll. Danach will man auf Brennstoffzellentechnologie umstellen. Eine Option könnte laut dem 2015 gefassten Konzept auch noch eine Verlängerung der S-Bahn-Linie 6 von Weil der Stadt bis Calw sein, allerdings nur, wenn eine wirtschaftliche und förderfähige Umsetzung möglich ist.

Doch genau diese Möglichkeit – eine wirtschaftliche Umsetzung der S-Bahn-Variante – sieht man im Calwer Landratsamt als vollkommen unrealistisch an. Das betonten Calws Landrat Helmut Riegger und Michael Stierle, Geschäftsführer des Zweckverbands Hesse-Bahn, in der Sitzung des Verwaltungsausschusses des Kreistags. Selbst die dem ganzen Projekt eher kritisch gegenüber stehenden Gutachter von VWI in Stuttgart hätten festgestellt, dass sich eine S-Bahn-Verlängerung nicht wirtschaftlich darstellen lasse, sagte Stierle im Calwer Landratsamt. Genau deshalb werde man das Konzept "erst Diesel dann Brennstoffzelle" weiterverfolgen machte der Projektleiter und Geschäftsführer deutlich, der den Kreisräten über den aktuellen Stand des Mega-Projekts berichtete. Dazu gehörte auch der Part, dass die ersten Brennstoffzellen-Züge in wenigen Monaten in Niedersachsen vom Test- in den Normal-Betrieb übergehen werden.

Derweil haben schon die ersten konkreten Bauarbeiten an der Strecke begonnen. Bei Heumaden arbeite man schon an den Widerlagern für die Eisenbahnüberführung, berichtete Stierle.

Bei den beiden noch gegen das Projekt anhängigen Klagen gebe es Fortschritte. Mit der klagenden Stadt Weil der Stadt sei man auf dem Weg zu einer außergerichtlichen Einigung, so Stierle. Auch bei der ruhenden Klage des Naturschutzbundes NABU in Sachen Fledermäuse gebe es Fortschritte. Die angestrebte Kammerlösung in den Tunneln sei für alle Beteiligten "akzeptabel", wie es Stierle formulierte. Kreisrat Karl Braun von der FDP erkundigte sich in diesem Zusammenhang nach den vom NABU ins Spiel gebrachten Tempo 30-Zonen in den Tunneln. Deren Umsetzung würde sowohl die Höhe der Investitionen als auch die Betriebskosten in die Höhe schießen lassen, stellte Stierle klar. Was wiederum dazu führen würde, dass das Projekt nicht mehr förderfähig wäre und ohne Zuschüsse auskommen müsste.

Derweil beschäftigen sich die Macher der Hesse-Bahn auch mit weiteren Tieren: den in dem Streckenabschnitt "Im Hau" zwischen Heumaden und Althengstett vorkommenden Steinkrebsen. Wegen diesen habe man jetzt auch die EU auf den Plan gerufen, so der Zweckverbands-Geschäftsführer.

Angesichts all dieser ganzen Maßnahmen, Initiativen und Probleme forderte Calws Landrat Helmut Riegger in der Ausschuss-Sitzung alle Beteiligten auf, in Sachen Hesse-Bahn an einem Strang zu ziehen. "Viel mehr als das, was wir machen, kann man einfach nicht machen", sagte Riegger im Kreistagsausschuss und stellte unmissverständlich klar: "Wir wollen das Ding jetzt endlich bauen."