Bei Verein herrscht Unmut über Stillstand. Vorsitzender setzt auf gute Zusammenarbeit mit Behörden.
Calw/Althengstett - Die Fragen, wie es mit der Wiederbelebung der Bahnstrecke zwischen Calw und Weil der Stadt weitergeht und ob die von vielen sehnlich erwartete standardisierte Bewertung so ausfallen, dass Zuschüsse für das Millionenprojekt fließen können, beschäftigten den Verein Württembergische Schwarzwaldbahn Calw- Weil der Stadt.Die Zeit dränge deshalb, weil das Projekt bis zum Jahr 2019 abgerechnet werden müsse und nur so nach dem europäischen Vergaberecht bezuschusst werden könne, unterstrich der Vorsitzende Hans-Ulrich Bay bei der Hauptversammlung im Althengstetter Jugendhaus. Im Raum herrschte Unmut darüber, dass es seit Jahren mit dem Projekt nicht entscheidend weiter geht. Auch die Tatsache, dass die zuständigen Vertreter des Landratsamts, die laut Tagesordnung zum Sachstand referieren sollten, nicht gekommen waren, sorgte nicht gerade für Begeisterung.
"Wir sind nicht weiter als vor drei Jahren", stellte Schriftführer Roland Esken fest. Der Grund sei, dass im Jahr 2002 eine Verkehrszählung positive Zahlen für eine günstige Bewertung brachten, eine Wiederholung der Zählung im Jahr 2009 jedoch deutlich schlechter ausfiel. Dies sei eindeutig der damaligen Wirtschaftskrise geschuldet gewesen, da wegen Kurzarbeit viel weniger Pendler unterwegs gewesen seien, unterstrich Esken. Eine neue Zählung habe jedoch wieder ähnliche Zahlen wie 2002 erreicht. Auf dieser Basis führt das Landratsamt derzeit eine standardisierte Bewertung vor, bei der erstmals auch die entstehenden Kosten für einen möglichen Rückbau der Strecke eingerichtet werden.
Parallel dazu untersucht das Landratsamt auch andere Alternativen. Das langjährige Vereinsmitglied Winfried Fenske konnte die Äußerung von Landrat Helmut Riegger nicht verstehen, dass wegen der Erkrankung von Mitarbeitern einer privaten Firma die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht zum vorgesehenen Zeitpunkt fertig gestellt werden kann (wir berichteten).
"Wenn das mit der S-Bahn nicht kommt, sind wir abgehängt", war vehement aus der Mitte der Mitglieder zu hören. "Das Landratsamt hat schon relativ klare Pläne“, stellte der Althengstetter Bürgermeister Clemens Götz fest. Er forderte den Verein dazu auf, die Nachbargemeinden mit fach- kundigen Beiträgen für die Vorteile einer guten Nahverbindung in Richtung Stuttgart zu werben. Hinterfragt wurde auch die geplante veränderte Streckenführung, die die Schleife bei Dätzingen vermeiden und von der Ostelsheimer Säge direkt ins Würmtal nach Weil der Stadt hinunter führen soll. Eine Zeiteinsparung von zwei bis drei Minuten werde so immerhin 15 Millionen Euro kosten.
"Jetzt sind wir gefragt", stellte Bay fest und plädierte dafür, nicht ungeduldig und aggressiv zu reagieren, sondern mit den Behörden weiterhin eine gute sachliche Zusammenarbeit zu pflegen. Es sei positiv zu sehen, dass der Verein WSB in den vergangenen fünf Jahren in die Prozesse mit eingebunden worden sei.
Auf die Eisenbahnfreunde kommen in diesem Jahr gleich zwei Jubiläen zu. Im Dezember feiert der Verein das 25-jährige Bestehen. Außerdem soll die Eröffnung der Württembergischen Schwarzwaldbahn im Jahr 1872, also vor 140 Jahren, entsprechend gewürdigt werden.