Im Jahr 1974 war ein Dampfsonderzug etwas Besonderes, gut ein Dutzend Jahre nach dem planmäßigen Ausscheiden der Dampfloks auf der Schwarzwaldbahn. Der "Feurige Elias" pendelte über die Gebirgsstrecke zwischen Weil der Stadt und Calw. Foto: Burkhard Wollny Foto: Schwarzwälder Bote

Verkehr: Ausstellung zu 150 Jahren Bahnverbindung Stuttgart-Weil der Stadt ab 24. Januar im Klösterle

Eine Ausstellung zum 150-jährigen Bestehen der Bahnverbindung Stuttgart-Weil der Stadt ist vom 24. bis 26. Januar im Klösterle in Weil der Stadt zu sehen.

Weil der Stadt/Calw/Nagold. Heute ist es selbstverständlich, von Weil der Stadt per Schiene in die Landeshauptstadt zu reisen. Das ist schon seit anderthalb Jahrhunderten so: Am 1. Dezember 1869 erreichte der erste Zug aus Richtung Stuttgart die Stadt im Würmtal auf der so genannten Schwarzwaldbahn. Die Kepler-Stadt war dabei Zwischenetappe auf dem weiteren Weg in den württembergischen Schwarzwald mit Calw und Nagold. Beide wurden drei Jahre darauf erreicht.

"Es ist, als ob die Eisenbahn sich gescheut hätte, die alten Mauern zu berühren, sie lässt die Stadt bei Seite liegen", wunderte sich der Geologe Oscar Fraas anno 1880. Dabei bekam gerade Weil der Stadt einen Bahnhof, der in so günstiger Nähe zur Siedlung lag wie sonst kaum einer. Doch damals gehörte der Personennahverkehr nicht zur Aufgabe der Eisenbahn. Der Durchschnittsbürger konnte sich keine Fahrkarte leisten und hatte auch keinen Anlass zur Fahrt. Der Staat Württemberg erschloss mit der neuen Bahnverbindung erstmals zentral seinen damaligen Schwarzwaldkreis und so kam es zum Namen Schwarzwaldbahn. Hauptziel der Erschließung bildete die alte Handelsstadt Calw, die als Gewerbezentraum einst wichtiger als Stuttgart war. Damit wurde auch die Grenzregion zum Großherzogtum Baden angebunden, was strategisch und nachrichtentechnisch erwünscht war, denn die Bahn brachte auch den Telegraphen, heißt es in einer Pressemitteilung zur Ausstellung.

Für hochwertigen Gütertransport ausgelegt

Seinerzeit wurden ausschließlich großzügig trassierte Hauptbahnstrecken erbaut, und so war auch die Schwarzwaldbahn für den hochwertigen Güter- und Schnellzugverkehr ausgelegt: Der Holzreichtum des Schwarzwaldes und der Holzbedarf der Residenzstadt Stuttgart finanzierten den teuren Bau des Schienenweges zurück. Die Trassierung wurde meisterhaft der Topografie angepasst, denn mit genau einem Prozent Steigung ging es von Weil der Stadt über Schafhausen zum Scheitelpunkt Althengstett. Nur um gleichmäßig Höhe zu gewinnen, entstand deshalb die große Schleife um den Hacksberg, und nur deshalb erhielt Schafhausen sozusagen zufällig einen Betriebsbahnhof, der zwar den Namen der Gemeinde trug, aber an sich nicht für den örtlichen Bedarf gedacht war. Schiebelokomotiven halfen den Güterzügen aus Calw und teils auch ab Weil der Stadt bis zum Brechpunkt.

Dass die Kepler-Stadt für zweieinhalb Jahre provisorischer Endpunkt wurde, lag daran, dass der Bahnbau ab Zuffenhausen, dem eigentlichen Ausgangspunkt der zunächst 25 Kilometer langen Strecke, topografisch fast problemlos ablief: 1868 fuhr man erstmals bis Ditzingen, im Jahr darauf folgte die Etappe bis Weil der Stadt. 1872 folgte von Weil der Stadt aus die Einweihung der Reststrecke gleichzeitig bis Calw, wo Kilometer 48 erreicht wird, und Nagold. Betrachtet man den eigentlichen Sattelabschnitt von Weil der Stadt bis Calw mit 22 Kilometern Länge, die dortige Steigung von ein bis zwei Prozent und die Höhenlage von Althengstett auf über 500 Metern, so ist die Schwarzwaldbahn Württembergs längste Gebirgsbahn.

Doch schon vor Fertigstellung der Gesamtstrecke über die Wasserscheide zwischen Würm und Nagold profitierte Weil der Stadt vom Bahntransport, der viel günstiger und rationeller war als per Fuhrwerk, zu schweigen von der Fahrgastbeförderung, die dreimal so rasch war wie per Postkutsche, billiger und komfortabler. Weil der Stadt wurde wichtige Versandstation, nämlich für die damals rund um die Würmtalgemeinde angebauten Hopfenfrüchte, die die zahlreichen Brauereien begehrten, und "die weilderstädter Schweinezucht, die dem Stuttgarter schon manchen trefflichen Schinken geliefert hat", wie Chronist Fraas schmunzelnd anmerkte. Das Engagement Weil der Stadt für den Bahnverkehr führte 1970 zum Bau eines Industriestammgleises entlang der Josef-Beyerle-Straße, über das schwere Güterfracht straßenentlastend zum Stahlhandel und zur Daimler-Niederlassung rollte.

Den Schnellzugverkehr nach Rottweil und in die Schweiz verlor Weil der Stadt aber schon 1879 wieder, als die direkte Gäubahn über Böblingen in Betrieb ging. Der reichliche Güterzugverkehr nach Nagold führte bis 1983 über Weil der Stadt. Der Beginn des Niedergangs kam 1939, als die bis Calw geplante Elektrifizierung für den Stuttgarter Vorortverkehr wegen Bedenken der Wehrmacht, der Einsparung von Stahl und dem Mangel an Strom zum Opfer fiel. 1961 strich die Bundesbahn die durchgehenden Eilzüge Calw – Weil der Stadt – Renningen – Stuttgart und die Sonntagsausflugszüge Stuttgart – Nagold/Bad Liebenzell, so dass nun der Abschnitt Calw – Weil der Stadt betrieblich isoliert war, der verkehrlich gesehen für sich keinen Sinn ergibt. 1983 endete hier der Personenzugverkehr ganz, nicht mangels Bedeutung, sondern weil die eigentlich geplante Stilllegung der Nagoldtalbahn Pforzheim – Calw – Horb damals wegen des Kur- und Bäderverkehrs politisch zu heikel war. 1987 stellte die Bundesbahn illegal auch den restlichen Güterzugbetrieb Calw – Althengstett ein.

Seit 2000 begannen bekanntlich konkrete Planungen zur Wiederinbetriebnahme mit dem beschlossenen Konzept als Teilbetrieb Hermann-Hesse-Bahn von Calw bis Renningen. Für die weitere Zukunft wird als weiterer Schritt ein höherwertiger Durchgangsverkehr wieder bis nach Stuttgart angestrebt.

Weitere Informationen: www.schwarzwaldbahn-calw.de, www.hermann-hesse-bahn.de