Die Geburt eines Kindes ist ein freudiges Ereignis, das für so manches Elternpaar aber auch Probleme und große Umstellungen mit sich bringt. Foto: SB-Archiv

Fachstelle "Frühe Hilfen" steht Eltern mit Rat und Tat und einem großen Netzwerk zur Seite.

Kreis Calw - Der Kleine war ein absolutes Wunschkind, machte das Glück der Beiden komplett. Sie hatten sich fest vorgenommen, ihre Sache als Eltern so perfekt wie möglich zu machen. Und jetzt das. Das Baby schreit und schreit. Und sie wissen nicht warum, und sie wissen nicht, wie sie das Kind ruhig bekommen sollen. Eigentlich bräuchten sie Rat.

Aber wäre das nicht ein Zeichen dafür, dass sie schlechte Eltern sind? "Man darf als Mutter oder Vater ratlos sein", sagt Rita Woll. "Sich Rat zu holen, heißt nicht, dass man eine schlechte Mutter ist."

Rita Woll weiß, wovon sie spricht, ist sie doch im Landratsamt in Calw für den Fachdienst Erziehungspartnerschaft zuständig und dort auch die entscheidende Ansprechperson, wenn es um die Stelle geht, die jungen Eltern dann mit Rat und Tat zur Seite stehen soll, wenn sie Rat brauchen: die "Frühen Hilfen".

Seit 1. Januar gibt es diese vom Bund vorgeschriebene Fachstelle im Landratsamt, die direkt bei Sozialdezernent Norbert Weiser angedockt ist. Der betont, dass das Hilfsangebot so niederschwellig und unbürokratisch wie möglich angelegt sei. "Es gibt keine Hürden, keine Akten, keine Bürokratie", umschreibt Weiser die Arbeitsweise dieses Angebots. "Und auch das Jugendamt ist da nicht dabei", ergänzt Weiser, wohlwissend dass schon der Begriff Jugendamt für manche Eltern abschreckend ist. Und von den "Frühen Hilfen" abschrecken will man im Landratsamt nun wirklich niemanden. Im Gegenteil: Man will möglichst alle Eltern in allen Kommunen des Kreises erreichen.

Als erster Kontakt zwischen Eltern und dem Hilfsangebot sollen zunächst die Familienbesucher fungieren, die es in vielen, aber noch nicht allen Kommunen im Kreis Calw gibt. "Diese Besucher kennen alle Hilfsangebote im Kreis und können – sollten sie den Bedarf sehen – den Kontakt schnell und direkt herstellen oder die Eltern zu uns vermitteln", berichtet Rita Woll. Es soll für Eltern aber auch möglich sein, direkt mit der Fachstelle "Frühe Hilfen" in Kontakt zu treten.

Familienbesucher sollen ersten Kontakt herstellen helfen

Diese Fachstelle hat ein ganzes Netzwerk an Hilfsangeboten im Köcher. Zu dem Netzwerk gehören unter anderem Hebammen, Kinderärzte, die Krankenhäuser, Tagesmütter und viele mehr. "Früher bestand dieses Netzwerk an Ratgebern aus dem familiären Umfeld", erinnert sich Rita Woll. "Doch da dieses Familienumfeld in vielen Fällen nicht mehr vorhanden ist, muss die öffentliche Hand dafür einspringen."

Der Gesetzgeber hatte als Zielgruppe der "Frühen Hilfen" die jungen Familien im Blick, doch Rita Woll würde es noch lieber sehen, wenn das Angebot noch viel früher ansetzen würde: in der Schwangerschaft, wo bei manchen schon die Probleme anfangen. Und deshalb steht sie auch in regem und guten Kontakt zu den Hebammen im Kreis, um auch bei Problemen von werdenden Eltern helfen zu können.

Wenn sie komplett besetzt ist, wird die neue Fachstelle 1,5 Stellen umfassen. Die dafür aufgewendeten Mittel sind für Sozialdezernent Norbert Weiser und Rita Woll wahrhaft gut angelegtes Geld – und das nicht nur, weil man Menschen direkt und schnell helfen kann. Auch langfristig zahlt sich dieses Engagement im Kreis Calw aus. Einer bundesweiten Studie zufolge spart jeder in die "Frühen Hilfen" investierte Euro Folgekosten in Höhe von 13 bis zu 36 Euro ein.

Weitere Informationen:

Die "Frühen Hilfen" stehen dienstags von 9 bis 11 und donnerstags von 13 bis 15 Uhr und unter Rita.Woll@ kreis-calw.de zur Verfügung.