1852 bis 1932 war das Postamt Calw in der Bischofstraße 2 untergebracht. Foto: Nachlass Weigelt, StAC, Repro: Würfele Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Das Calwer Boten- und Postwesen wird in diesen Tagen 400 Jahre alt

In diesen Tagen kann die Stadt Calw auf 400 Jahre Boten- und Postwesen zurückblicken. Eine wechselvolle Geschichte, die mit den Botendiensten der Metzger beginnt und über die Familie der Thurn und Taxis bis zur heutigen Post geht.

Calw. Die Nähe zu Bad Teinach, als herzogliche Sommerresidenz, war sicher ein Grund, warum der Amtsstadt Calw besondere Aufgaben auf postalischem Gebiet schon im ausgehenden Mittelalter oblagen. Aber auch die Calwer Zeughandels-Compagnie (1650-1797) mit ihren weit über die Region hinausgehenden Handelsbeziehungen war auf zuverlässige Boten für ihre Geschäftstätigkeit angewiesen.

Im 16. Jahrhundert nahm der Warenverkehr rasch zu, wie auch die regionalen und politischen Beziehungen untereinander. Dies machte sowohl für die Herrschenden, als auch die Untertanen, ein geordnetes Botenwesen immer dringender. Die württembergischen Herzöge unterhielten schon 1553 eigene Botenlinien, zumeist für die Briefpost an andere Herrscherhäuser: Eine davon führte auch von Stuttgart über Hirsau nach Herrenalb. In ländlichen Gebieten entstand dann mehr und mehr ein Netz aus privaten und von Kommunen eingesetzten Boten. Es waren meist reitende oder zu Fuß gehende Leute, die diese Aufgabe wahrnahmen.

In einer am 10. Oktober 1619, also vor 400 Jahren, ausgefertigten Holzliste der Stadt Calw, ist der "Bott Balthas Metzger" erwähnt. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden in Württemberg als Briefboten hauptsächlich beeidete Metzger herangezogen, da diese wegen des Vieheinkaufs ohnehin regelmäßig unterwegs waren. Zudem waren sie damals bereits zunftmäßig organisiert und hatten in der Regel Besitz. So konnte auf diesen zurückgegriffen werden, wenn sie sich etwas zu Schulden kommen ließen.

In Anspruch genommen

Auch Calw besaß eine solche amtlich eingerichtete Metzgerpoststation. 1639/40 bediente sich der Vogt zu Calw nicht weniger als 22 Boten. In Calw gab es 1668 28 Metzger, davon florierten fünf bis sechs, die restlichen gingen zugrunde, wie das Vogts-Gericht feststellte. 1669 erging sogar die Anweisung, dass jeder Calwer Metzger, ob arm oder reich, ein Postpferd zu halten habe oder das Handwerk aufgeben muss.

Die Belastung der Metzger war in dieser Zeit sehr hoch, denn sie wurden nicht nur durch die Post- und Botendienste stark in Anspruch genommen, sondern auch durch die Begleitung von fürstlichen Personen und ihres Hofstaats. Die Metzger waren berechtigt, ein Posthorn zu führen. In Calw waren zudem seit langer Zeit die Beisassen (Einwohner ohne Bürgerrecht) zum Briefetragen oder Botenlaufen für eine halbe, höchstens eine Stunde verpflichtet.

Im November 1805 verfügte Kurfürst Friedrich von Württemberg die Errichtung einer selbstständigen württembergischen Postverwaltung. Vom 1. Januar 1806 an führten die bisherigen Thurn- und Taxischen Postämter, die Bezeichnung "Königl. Württ. Postamt".

Durch ein Dekret vom 10. März 1807 erhielt Calw seine erste Postanstalt, die sich in der Postgasse 2 befand. Außer der seitherigen "Ordinaripost" ging jetzt an jedem Mittwoch, abends um sechs Uhr, eine reitende Post von Stuttgart über Böblingen und Herrenberg nach Calw und am Donnerstag auf gleichem Weg wieder zurück. Nach der erneuten Übernahme der Post durch den württembergischen Staat 1851, wurden im Jahr darauf zwei Postwagenkurse von Stuttgart nach Calw, der eine über Böblingen, der andere über Leonberg, eingerichtet. Weitere Linien folgten in den kommenden Jahren.

Am 18. Oktober 1857 wurde die Telegrafenstation Calw in Betrieb genommen. 1852 bezog die Post das Gebäude in der Bischofstraße 2, wo sie bis zu ihrem Umzug 1932 in den Neubau in der Badstraße verblieb. Seit 1. April 2001 befindet sich das Calwer Postamt an der Unteren Brücke.