Elias Weigel, René Skiba und Frank Wiehe (von links) werben für die sportliche Aktion.Foto: Dörr Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Mitmach-Aktion: Bürger sollen mit Fahrrad statt Auto fahren, um weniger Emissionen zu verursachen

Der Landkreis Calw nimmt dieses Jahr zum ersten Mal an der Kampagne "Stadtradeln" teil. Dabei sollen Bürger dazu angeregt werden, öfter mit dem Fahrrad zu fahren.

Calw. Die vielen klima- und gesundheitsfördernden Aspekte des Fahrradfahrens sollten jedem bekannt sein. Es stärkt die Immunabwehr und man belastet die Umwelt nicht mit klimaschädlichem Abgas. Um den Radverkehr auch auf kommunaler Ebene zu fördern, beteiligt sich der Landkreis Calw an der Fahrradkampagne "Stadtradeln". Die Bürger sind dazu aufgerufen, drei Wochen lang möglichst viele Alltagswege mit dem Fahrrad zurückzulegen.

Frank Wiehe, erster Landesbeamter des Landkreis Calw, fährt selbst mit Begeisterung E-Bike. Er meint, gerade zu Coronazeiten täte das Radfahren Körper, Geist und Umwelt gut. "Als Ausgleich nach dem Arbeitstag oder vom Zuhausebleiben hilft es. Und wir haben im Landkreis ja auch wirklich tolle Radwege. Vor allem für Mountainbikes." Auch wenn die Kampagne dazu ansporne, möglichst viele Kilometer zu strampeln, betont Wiehe, es sei kein Wettbewerb.

Elias Weigel, Klimaschutzmanager des Landratsamtes Calw, hofft, dass die Kampagne gut aufgenommen wird. Und dass die Bürger auch nach der Aktion weiter fleißig in die Pedale treten. "Ich weiß, dass gerade der Weg zur Arbeit schwierig für manche ist. Wir sind hier nicht in Friesland. Dafür wären gerade E-Bikes perfekt. Wer ein bisschen sportlicher ist, bekommt es aber bestimmt auch so hin."

René Skiba, Geschäftsführer der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald, erzählt, die Teilnahme an der Kampagne sei schon lange vor Corona geplant gewesen: "Der Radtourismus spielt eine große Rolle bei uns. Ein wichtiger Schritt zu dessen Förderung war die Beschilderung der Hauptachse." Skiba spricht auch den einzelnen Kommunen Dank aus. Diese hätten sehr gut kooperiert.

Wiehe wirft ein, dass es die Menschen momentan stärker in die Natur ziehe. Darauf folgte, dass die Radgeschäfte in der Region in den vergangenen Wochen durcharbeiten mussten. "Die Leute machen ihre Räder flott. Es entsteht eine ganz andere Perspektive auf das Freizeitangebot." Skiba fügt hinzu, dass sich in jüngerer Vergangenheit neue Nischen aufgetan hätten. "Wir haben in der Region mittlerweile einige ›Bed and Bike‹-Unterkünfte. Das sind fahrradfreundliche Hotels, die dementsprechende Services anbieten. Zum Beispiel Reparaturmöglichkeiten, Schläuche vor Ort und Kenntnis der Radwege."

Auch durch E-Bikes habe der Radtourismus an Bedeutung gewonnen. "Wir haben im Landkreis schon viele Verleihstationen. In Bad Liebenzell gibt es sogar E-Bike-Genusstouren." Es gebe inzwischen auch einige Apps speziell für Radfahrer, so Wiehe. Zum Beispiel Navigationsapps. "Die zeigen einem Wege, die man sonst nie im Leben gefunden hätte. Die Beschilderung der Radwege war sehr wichtig, aber es ist gut, dass das Angebot auch digital unterstützt wird." Der Landesbeamte vergleicht es mit Skifahren: "Es gibt das alpine, Langlauf und Trekking. Genauso gibt es Downhill, Mountainbike und Rennrad. Dieses Angebot wollen wir weiter ausbauen."

Vom 22. Juni bis zum 12. Juli läuft die Kampagne in Calw. Unter www.stadtradeln.de kann sich jeder für eine der teilnehmenden Kommunen oder den Landkreis anmelden.

Es nehmen neun Kreisgemeinden aus dem Landkreis Calw teil, darunter Calw, Nagold und Bad Herrenalb. Man muss ein Stadtradeln-Team gründen oder einem beitreten. Ein Team besteht aus mindestens zwei Personen. Die Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald stellt den Teams mit den meisten gesammelten Kilometern Preise zur Verfügung.

Da Stadtradeln im Sinne der Corona-Verordnungen kein Massenevent ist, verzichtet der Landkreis auf begleitende Veranstaltung.

Die Kampagne läuft in ganz Deutschland vom 1. Mai bis zum 30. September. An 21 aufeinanderfolgenden Tagen soll möglichst viel geradelt werden. Das Klimabündnis zeichnet nach Ablauf die Kommunen mit den meisten Fahrradkilometern aus.

Die Fahrradkampagne Stadtradeln ist inzwischen die weltgrößte Aktion ihrer Art. Vergangenes Jahr legten 400 000 Bürger aus 1100 Kommunen rund 77 Millionen Kilometer auf dem Rad zurück. Dadurch wurden etwa 11 000 Tonnen Kohlendioxid vermieden.

Etwa ein Fünftel der Emissionen in Deutschland entstehen durch Autos. Wenn man nur ein Drittel aller Kurzstrecken bis zu sechs Kilometern mit dem Fahrrad fährt, würden 7,5 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxidausstoß vermieden.