Calw-Altburg - Draußen war es kalt, ein Schneegestöber fegte über das Messegelände in Altburg. Drinnen, im Probenraum der Schwarzwaldhalle, wurden zur Eröffnung der Ausstellung durchaus kritische Töne angeschlagen.

"Calw braucht solche Veranstaltungen wie die Altburger Messe", sagte Tom Sanchez, der die Ausstellung anlässlich ihrer zehnten Ausrichtung in 20 Jahren mit seiner in Althengstett ansässigen Firma Procity Marketing & Events erstmals organisierte. Da geschehe in anderen Städten sehr viel mehr. In der Hesse-Stadt sei es schon deshalb schwierig, weil die Gebühren für solche Events außergewöhnlich hoch seien.

Dabei werde in Calw wieder viel gejammert, sagte Sanchez. "Da muss man was machen", bekomme er immer wieder zu hören. Sanchez, der in nahezu zwei Dutzend Kommunen Veranstaltungen organisiert, stellt fest, dass andere schlichtweg mehr tun.

Für Oberbürgermeister Ralf Eggert wird dagegen über die Stadt viel zu oft schlecht geredet, nach dem Motto: "Tritt die Stadt in den Hintern, dann liegt sie im Dreck." Da werde beispielsweise das City Center schäbig gemacht, anstatt ein Angebot zu nutzen, dass es in Calw bislang nicht gegeben habe.

Für Eggert hat Calw ein Kommunikations- und Imageproblem. Die Nagolder würden ganz anders über ihre Stadt reden. Der OB weist in diesem Zusammenhang auf die im Vergleich mit anderen Kommunen guten Einzelhandelsumsätze hin.

Hoffnung liegt auf Citymanager

Zudem habe sich die Gastronomie in der Innenstadt in der jüngsten Vergangenheit positiv entwickelt. Er nannte das Brauhaus Schönbuch, die Villa Wagner, das "Maultäschle" und das renovierte Café Wendland. Er hofft, dass sich die Stadt besser als bislang positionieren könne, wenn noch in diesem Jahr die Stadtmarketing GmbH gegründet werde und der Citymanager seine Arbeit aufnehme.

Viel Lob hatte Wolfgang Pfrommer zu verteilen. Er hatte mit seinem Team die bisherigen neun Altburger Messen organisiert und Sanchez auch diese Mal wieder kräftig unterstützt. Die Mannschaft und Sanchez hätten bei der Vorbereitung hervorragend zusammengearbeitet. Die Messe sei einzigartig für Altburg und zeichne sich durch ihre familiäre Atmosphäre aus. Sein Dank ging letztlich auch an die Aussteller, die durch ihre Teilnahme für die Aufträge von morgen sorgen würden.

"Am Sonntag hat es richtig gebrummt", so Sanchez gegenüber unserer Zeitung in einem ersten Fazit. Der Großteil der Aussteller sei hochzufrieden, hätten die Besucher doch eine hohe Kaufbereitschaft gezeigt und seien nicht nur gekommen, um sich umzusehen. Die Sperrung der Stuttgarter Straße wegen der maroden Brücke am Adlereck hat seiner Beobachtung keinen Einfluss auf die Besucherzahl gehabt. "Wer aus Ostelsheim kommen wollte, hat dann halt die Umleitung in Kauf genommen", so Sanchez. Der schlechte Besuch am Samstag sei allein auf den Wintereinbruch und das "fürchterliche Wetter" zurückzuführen.

Kommentar: Etwas tun

Von Alfred Verstl

Die Unzufriedenheit in Handel und Gastronomie in Calw nimmt wieder zu – ungeachtet der Probleme mit der baufälligen Brücke. Das stellt Tom Sanchez, Veranstalter der Altburger Messe, fest. Mit seiner Firma Pro City richtet er in fast zwei Dutzend Kommunen Events aus. Dadurch werden Menschen in die Städte gelockt. Andere hauen, wie Nagold, gehörig auf die Werbetrommel. Da geschieht in Calw wenig. Andererseits stellt Oberbürgermeister Ralf Eggert fest, dass Daten darauf hinweisen, dass die Entwicklung in Handel und Gastronomie, trotz vorhandener Schwächen, so schlecht nicht sei. Vielmehr gebe es ein Image-Problem, weil allzu gerne schlecht über die Stadt geredet wird. Kann der City-Manager Abhilfe schaffen, der in diesem Jahr kommen soll? Wunder darf man sich nicht erhoffen. Etwas tun müssen Handel und Gastronomie selbst.