Am Maria-von-Linden-Gymnasium gibt es Ärger wegen einer Gruppe unvernünftiger Abiturienten. Foto: Fritsch

Schülergruppe randaliert nachts im Schulgebäude. Leitung zieht drastische Konsequenzen.

Calw - Eine kleine Gruppe Schüler randaliert, eine Entschuldigung wird nicht angenommen und am Ende sind alle die Leidtragenden – eine ganze Reihe von Ereignissen überschattet derzeit die Feierlaune der Abiturienten am Maria von Linden-Gymnasium (MvLG). Ein Ende des Konflikts ist nicht in Sicht.

Am liebsten wäre es Lehrern und Schülern des MvLGs wohl, wenn sie diese Nacht einfach aus dem Kalender streichen könnten. Denn statt einem gelungenen Abi-Streich gab es Zerstörungen, Beleidigungen und in der Folge wird sogar der Abiball verdorben.

Aber von vorne: In der Nacht zum Mittwoch, 4. Juli, trafen sich die frisch gebackenen Abiturienten, um ihren Abi-Scherz zu feiern. Je später es aber wurde und je mehr Alkohol floss, desto mehr eskalierte die eigentlich harmlose Party auf dem Schulhof. Eine kleine Gruppe von Schülern verschaffte sich unerlaubt Zutritt zum Schulgebäude. Dort machten sie einige Tische und Stühle kaputt, zerstörten ausgestellte Kunstwerke von jüngeren Mitschülern und schmierten üble Beleidigungen an die Tafel, die gegen Lehrer gerichtet waren.

Kein Lehrer wird zum Ball erscheinen

Die Übeltäter waren schnell gefunden. Natürlich müssen sie für den entstandenen Schaden aufkommen. Überdies zieht das Kollegium um Schulleiterin Birigt Scholl drastische Konsequenzen.

Beim Abiball am Samstag wird nämlich voraussichtlich kein einziger Lehrer erscheinen. Zudem wird die Zeugnisverleihung als offizielle Schulveranstaltung vom Abiball ausgegliedert und auf Freitagabend verlegt. "Nicht erwünscht ist die Anwesenheit der Schülerinnen und Schüler, die sich an den Zerstörungen und den Beleidigungen beteiligt haben. Diese werden ausdrücklich ausgeladen", steht in einem Schreiben, das dem Schwarzwälder Boten vorliegt.

Einige der Übeltäter haben sich inzwischen bei der Schulleitung für ihre Taten entschuldigt, erzählt der Vater einer Abiturientin, die zwar vor Ort gewesen sei, aber nicht zu der kleinen Gruppe gehört habe, die die Verwüstungen angerichtet hat. "Aber die Rektorin meinte, die Entschuldigungen seien nicht aufrichtig gewesen", sagt er.

Natürlich möchte der Vater der Schülerin die Taten der Randalierer keineswegs gutheißen. "Sowas geht gar nicht", bekräftigt er. "Aber mit den Maßnahmen ist die Schulleitung definitiv übers Ziel hinausgeschossen." Vor allem die Tatsache, dass die Abifeierlichkeiten von allen Schülern nun "versaut" würden, nur weil ein paar wenige etwas verbrochen haben, stößt ihm bitter auf.

Verletzung der persönlichen Ehre

"Und das obwohl sich die Schüler bereits mehrfach entschuldigt haben." Er hätte sich gefreut, als stolzer Vater mit den Lehrern, Eltern und allen erfolgreichen Absolventen am Samstag gemeinsam das ursprünglich geplante und tolle Event zu feiern. Doch daraus wird nun wohl nichts. Denn die Stellungnahme der Schulleiterin Scholl ist eindeutig: "Im Rahmen des diesjährigen Abigags kam es zu Vorkommnissen, die die Schulleitung, den Personalrat, das Kollegium, unsere Mitarbeiter im Sekretariat und unsere Hausmeister, aber ebenso einen Großteil unserer Schüler entsetzt und sprachlos gemacht hat. (...) Der noch zu beziffernde Sachschaden wiegt aber deutlich minder als der moralische Schaden, der durch die Diffamierungen des Kollegiums erfolgt ist. Schmähgedichte, Tafel- und Hofanschriebe mit unter die Gürtellinie gehenden Beleidigungen und personenbezogene üble Nachrede, die jeglichen Respekt vermissen lassen, wurden der allgemeinen Schulgemeinde am Morgen präsentiert." Die Schulleitung, der Personalrat, das Kollegium und auch die städtischen Angestellten dieser Schule sähen durch das Verhalten einiger Abiturienten die Verletzung der persönlichen Ehre der Kollegen und der moralischen Integrität der Schule aufs Tiefste verletzt.

Die gelernten und gelebten Grundwerte der Schule seien mit Füßen getreten worden, heißt es in dem Schreiben weiter. "Daher haben wir uns nun entschlossen, den offiziellen Teil der Abiturfeier vom Abi-Ball getrennt stattfinden zu lassen."