Gemeinsam für eine gute Sache: Dusan Velickovic (Zweiter von rechts) und Logistik-Leiter Hanno Böhm reichen sich die Hand. Auf der langen Überfahrt Richtung Serbien ist man besser zu zweit. Vlado Lazarevic (ganz links) fuhr mit. Ohne den Staplerfahrer geht beim Verladen gar nichts. Foto: Mikulcic Foto: Schwarzwälder-Bote

Wenn einfaches Wasser die beste Hilfe ist: Private Hilfsaktion eines Serben aus Calw für seine Landsleute.  

Bad Teinach/Calw - Dusan Velickovic stammt aus Obrenovac. Die Stadt steht nach der Flutkatastrophe auf dem Balkan komplett unter Wasser. Kurzerhand organisierte der gebürtige Serbe aus Calw einen Hilfstransport und fuhr mit einem Lkw in die alte Heimat. Im Gepäck: Sanitärartikel, Verbandsmaterial und dringend benötigtes Wasser. Alles Spenden.

Allein zehn Paletten à 1080 Halbliter-Flaschen hatte die Mineralbrunnen-AG gestiftet. Vier davon konnten Velickovic und sein Landsmann Vladimir Lazarevic im ersten Lkw unterbringen. Für mehr war im Laderaum kein Platz. Inzwischen hat Velickovic auch die übrigen Paletten noch ins Katastrophengebiet befördert. Denn er weiß: Die Lage ist angespannt. Das Wasser wird dringend benötigt.

"Mensch, die brauchen Wasser", hatte Velickovic gedacht, nachdem er die Entwicklung der Katastrophe über Medien und Angehörige verfolgt hatte. Zusammen mit seinem in Althengstett ansässigen Landsmann wurde er im Netz aktiv. Die Aufrufe der beiden machten über Facebook die Runde. Die Resonanz war enorm. Binnen zweier Tage standen sämtliche Hilfsgüter bereit.

Vor einigen Tagen rief Dusan Velickovic dann direkt bei Thomas Schmid in Bad Teinach an. Der Marketingleiter der Mineralbrunnen-AG sah sich mit einem ebenso einfachen wie dringenden Anliegen konfrontiert: Haben Sie Wasser für uns? Keine halbe Stunde habe es gedauert, berichtet Velickovic, da klingelte sein Handy. Am Apparat war Schmid mit einer Zusage. "Mir sind die Tränen geflossen", schildert der Wahl-Calwer seine große Gerührtheit angesichts der unbürokratischen Hilfsbereitschaft des Trinkwasser-Abfüllers im Teinachtal.

Fahrt ins Krisengebiet dauerte 20 Stunden

"Mit den Leuten würde ich nicht tauschen wollen", bekundet Hanno Böhm, Logistikleiter in Bad Teinach mit sorgenvollem Blick seinen Respekt vor den Naturgewalten und seine Anteilnahme gegenüber Velickovic. Böhm half den beiden Männern beim Verladen. Drei Paletten laden oder doch vier, das war da die Frage. "Nehmt was G’rades mit", riet der Logistik-Fachmann.

Velickovic arbeitet seit langem bei Reisser in Böblingen. Der Chef habe keinen Augenblick gezögert, einen Lkw und Hochleistungspumpen zur Verfügung zu stellen, umreißt Velickovic das Ausmaß der Hilfsbereitschaft. Auch den Transport unterstützt Reisser finanziell. Neben der Mineralbrunnen-AG beteiligen sich auch der Medizin- und Hygienespezialist Hartmann und die Schwarzwald-Sprudel GmbH mit großzügigen Sachspenden an der Hilfsaktion. Fünf Paletten mit Sanitärartikeln aus Heidenheim hatte der Heumadener Goran Dojcinovic in seiner Garage gelagert. Auch die Stadt Calw bekundete mit einem kleineren Geldbetrag ihre Solidarität. 20 Stunden dauerte die Fahrt ins geflutete Obrenovac. Eine Gewissheit tröstet Velickovic: Seine Verwandschaft in Serbien ist wohlauf.