Viele Urlauber, Essens- und Stammgäste strebten einst in Calmbach zum "Waldhorn" (Bild aus dem Jahre 2011), das Jahrzehnte von dem jüngst verstorbenen Kurt Langer und seiner Familie bewirtet wurde. Foto: Archiv Schabert

Die einen dachten an einen Druck-, andere an einen Zählfehler, als sie in unserer Ausgabe im Zusammenhang mit dem Bericht über die ehemalige Weinstube Fässle in der Jahnstraße über die hohe Zahl von 24 Gaststätten und Cafés in Calmbach gelesen haben.

Bad Wildbad-Calmbach - Viele sprachen den heutigen Hausbesitzer Wolfgang Bott – allgemein als "Wobo" im Ort bekannt – darauf an, manche auch den Autor des Artikels. Aber nicht alle meinten, die Zahl sei zu hoch gegriffen.

So erzählte der ehemals als Kreistagsmitglied auch das Enztal mit vertretende Würzbacher Wolfgang Pfrommer in einem Telefonat gleich am Erscheinungstag der Ausgabe: "Meine Freunde und ich haben gleich nachgerechnet, und wir sind auf 28 gekommen." Auch Wobo hat nachgezählt und inzwischen in einer Liste 33 Namen mit Calmbacher Gaststätten um 1970 gesammelt. Darin sind Vereinsgaststätten wie Skihütte, Wander-, Tennis- oder Sängerheim nicht mitgezählt. Enthalten ist das Clubhaus des 1. FC Calmbach.

Stück Ortsgeschichte

Bei diesem handelt es sich bekanntlich um ein Restaurant für jedermann auch außerhalb von Trainings- oder Spielbetrieb und Sonderveranstaltungen des Vereins. Mit dem Thema beschäftigt hat sich vor elf Jahren auch das bescheiden "1911/2011 – Eine Chronik" betitelte, 190 Seiten starke Buch zum 100-jährigen Jubiläum des 1. FC Calmbach. In diesem greifen verschiedene Autoren vor allem auch mit dem vielseitigen Bildmaterial immer wieder ein ganzes Stück Ortsgeschichte auf. Zu lesen ist, dass das erste Vereinsheim 1961 fertig war, dessen Erweiterung zum Clubhaus-Restaurant zehn Jahre später. Ein Gastraum in der alten Turnhalle diente zuvor als hauptsächlich von Willi Jäger bewirtschaftete Kantine. Sonst suchte man laut Vereinsprotokollen bei Sitzungen und Veranstaltungen "verschiedene Gaststuben und Wirtschaften im Flecken auf". Genannt werden 17 Lokale namentlich.

Bei Erscheinen des Buches 2011 zählt dieses als davon noch betrieben "Waldhorn", "Jägerstüble", "Sonne", "Kleinenzhof" und "Goldenen Anker" auf. Übrig davon sind heute noch die beiden Letztgenannten. Wörtlich hält das Jubiläumsbuch des 1. FC Calmbach fest: "Nachdem der ›Bahnhof‹ als Gründungslokal in der Anfangsphase vermehrt als Sitzungs- und Veranstaltungsort aufgesucht wurde, kann trotzdem der ›Anker‹ großzügig betrachtet als erstes Vereinslokal angesehen werden." Man hatte dieses nach dem Ersten Weltkrieg dazu bestimmt, kam aber nach Austritt des Ankerwirts aus dem Verein vor gut 100 Jahren wieder auf den "Bahnhof" zurück.

Kein Ruhmesblatt

An das Lokal dieses Namens werden sich nur noch ältere Einwohner oder Gäste des Orts erinnern. An seiner Stelle reckt sich Ecke Bahnhof-/Wildbader Straße heute ein Wohnhaus in die Höhe. Das abgebrochene Gasthaus hieß am Ende "Zum kleinen Brunnen", davor war es schon in "Birkenhof" umbenannt. Bis zum Abriss im vorigen Jahrzehnt war es lange kein Ruhmesblatt für das Calmbacher Ortsbild. Besondere Erwähnung verdiene das "Cafe Wörz", unterstreicht die Vereinschronik und erläutert nach dem Stand von 2011: "Untergebracht im Gebäude der heutigen Arbeitsagentur und des angrenzenden Bistro ‚Anesti‘ […] war es bis zu seiner Schließung im Jahre 1970 ein Treff für alle Calmbacher und darüber hinaus als ›Clubhaus 2‹ des 1. FCC anzusehen."

Ob die 1980 in der Wildbader Straße abgerissene "Krone", der "Bären" am Platz der heutigen Volksbank, das "Rössle" in der Nachbarschaft der Kirche mit seiner berühmt gewordenen Wirtin und Retterin Calmbachs oder in der Häberlenstraße der weithin bekannte Tanzschuppen "Hacienda": Auch um diese vier Calmbacher Lokale ranken sich große und kleine Geschichten, Erlebnisse und Erinnerungen wie um die rund 30 anderen. Wer vor 50/60 Jahren in Calmbach einkehren wollte, hatte es leicht. Denn zwei Dutzend oder mehr Gaststätten luden dazu gleichzeitig Feriengäste, Pendler, Einheimische oder Durchreisende ein.