Die Linie S 1 der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH (AVG) verbindet die zum Landkreis Calw gehörende Stadt Bad Herrenalb über Ettlingen direkt mit Karlsruhe. Foto: Rick Eichner

Beim „bwegt-Qualitätsranking“ wird der Nah- und Regionalverkehr auf der Schiene halbjährlich bewertet. Die Albtalverkehrsgesellschaft (AVG) betreibt auch die Linien S6 und S1.

„Bei Ihren Zugfahrten ist uns Ihr Komfort besonders wichtig. Deswegen überwachen, messen, analysieren und kontrollieren wir ständig die Qualität unseres Reiseangebots und der Züge im Nah- und Regionalverkehr.“ So beschreibt die Nahverkehrsgesellschaft Baden Württemberg mbH (NVBW) das „bwegt-Qualitätsranking“, bei dem der Nah- und Regionalverkehr im Land auf der Schiene halbjährlich bewertet wird. Das Ministerium für Verkehr rief die NVBW im Jahr 1995 ins Leben und betraute sie mit der Planung und Koordination des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV).

 

Blick auf Vertragsnetze

Dabei blickt die NVBW auf die Vertragsnetze, die unter anderem von DB Regio, SWEG oder auch der Albtalverkehrsgesellschaft (AVG). In der Region betrifft das das Stadtbahnnetz Karlsruhe (Netz 47), das auch die Linien S6, von Pforzheim nach Bad Wildbad, und S1, von Karlsruhe nach Bad Herrenalb, betrifft und von der AVG betrieben wird.

Sechs Plätze abgerutscht

In dem Vergleich sind 33 Vertragsnetze aufgeführt, von manchen Netzen liegen keine vollständigen Daten vor. Unter diesen 33 schafft es das AVG-Netz 47 im zweiten Halbjahr 2024 in die erste Hälfte und landet auf Platz 14. Ein Grund zur Freude dürfte das allerdings nicht sein. Denn im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 (Platz acht) ging es um sechs Plätze nach unten, im zweiten Halbjahr 2023 lag die AVG sogar auf Platz sieben. Bei den Gesamtpunkten erreichte die Stadtbahn Karlsruhe nur noch 43,27 Punkte und verlor sage und schreiben 28,32 Punkte, das ist der höchste Verlust unter allen Vertragsnetzen. Zum Vergleich: Der Sieger im Qualitätsranking, die Klettgaubahn, betrieben von der schweizerischen SBB, kommt auf 91,93 Punkte.

Vertraglicher Schwellenwert

„Zur Bildung der Gesamtbewertung werden die Benotungen aus den Einzelkriterien ins Verhältnis zu den vertraglichen Zielwerten gesetzt“, ist auf der Internetseite zu lesen. Benjamin Hechler vom baden-württembergischen Verkehrsministerium erläutert die Bewertung näher: „Im ersten Halbjahr 2024 hat die AVG im Netz 47 bei der Zuverlässigkeit eine Leistung innerhalb des vertraglichen Toleranzbereichs erbracht und dadurch 15 (von 25 möglichen) Punkten in dieser Kategorie für die Gesamtwertung erreicht.

Im zweiten Halbjahr 2024 hingegen wurde der vertragliche Schwellenwert unterlaufen, wodurch null Punkte für diese Einzelkategorie in die Gesamtwertung eingingen. Die restlichen Punkte gingen durch schlechtere Leistungen bei der Pünktlichkeit und der Fahrgastzufriedenheit im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 verloren.“ So gibt es bei Pünktlichkeit 86,63 Punkte, bei Zuverlässigkeit 97,95 Punkte und damit nur geringfügige Verschlechterungen. Bei der Sauberkeit gab es sogar eine leichte Verbesserung von 87,19 auf 87,81 Punkte. Die Gesamtzufriedenheit, nach Schulnoten bewertet von Bahnnutzern, sank allerdings von 2,35 auf 2,56.

Reduziertes Fahrplankonzept

Dass eine vermeintlich hohe Punktzahl dennoch nicht unbedingt gut sein muss, zeigt das Beispiel Zuverlässigkeit. Die 97,95 Punkte bedeuten den fünftletzten Platz im Ranking. Der Rückgang von 1,01 Prozentpunkten bedeutete sogar den deutlichsten Einbruch überhaupt. „Bei der Stadtbahn Karlsruhe wird aufgrund des Mangels an Fahrpersonal ein reduziertes Fahrplankonzept gefahren, zudem kam es zu zahlreichen Ad-hoc-Ausfällen“, heißt es dazu im Bericht.

Schlechter bewertet

Bei der Gesamtzufriedenheit verzeichnet die Stadtbahn Karlsruhe ebenfalls die größte Verschlechterung mit 0,31 Notenpunkten.

„Beim Blick auf die Einzelkriterien fällt bei der Stadtbahn Karlsruhe auf, dass die Sauberkeit, Schadensfreiheit und Sicherheit im Zug und am Bahnhof sowie Temperatur/Klima im Zug schlechter bewertet wurden als im Vorjahr.

Zur schlechten Gesamtzufriedenheit haben vermutlich auch die vielen personalbedingten Ausfälle und das eingeschränkte Fahrplankonzept beigetragen“, ist hierzu zu lesen.

AVG: Nehmen Ergebnisse ernst!

Und was sagt die AVG dazu? Dominik Schneider, Pressesprecher der Verkehrsbetriebe Karlsruhe, sagt dazu auf auf Nachfrage unserer Redaktion: „Die Platzierung der AVG im aktuellen Qualitätsranking spiegelt unsere tatsächliche Betriebsqualität nur bedingt wider. Beispielsweise liegt die Zugkapazität unserer AVG-Stadtbahnen bei über 99 Prozent.“ Das Qualitätsranking des Landes beruhe allerdings nicht auf einem direkten Vergleich zwischen den Verkehrsunternehmen, sondern auf der Erfüllung individuell vereinbarter Zielwerte.

Hohes Niveau

Schon kleinere Abweichungen könnten sich dadurch auf das Gesamtergebnis auswirken, so Schneider, der weiter ausführt: „Dass wir grundsätzlich leistungsstark unterwegs sind, zeigt auch unsere Position im Stadtbahnnetz Heilbronn Nord. Dort erreichen wir in der landesweiten Gesamtwertung einen sehr guten fünften Platz.

Gleichwohl nehmen wir die Ergebnisse ernst und arbeiten kontinuierlich daran, die Qualität für unsere Fahrgäste auf einem konstant hohen Niveau zu halten. Denn klar ist, dass die AVG für einen verlässlichen Nahverkehr steht – und daran halten wir auch künftig fest.“