Über Marbach thronen unübersehbar die Terra-Wohnblocks, rechts ist das Rathaus zu sehen. Foto: Eich

Drei Bahnlinien, eine fehlende Umgehung nach Bad Dürrheim und eine "Dollar-Straße": Aus Marbach gibt es beim Blick in die Vergangenheit viele spannende Facetten zu berichten.

VS-Marbach - Eigentlich ist die für Marbach entscheidende Straße auf den Luftbildaufnahmen des Ortes gar nicht zu sehen, doch Ortsvorsteherin Diana Kern-Epple kommt sofort darauf zu sprechen. "Die B 33 als Umgehung, das war wirklich einschneidend", erzählt sie im Gespräch mit der Redaktion. Denn damals ist der Verkehr in Richtung Bad Dürrheim über Marbach geführt worden – bis dann irgendwann die Bundesstraße kam. "Dann war plötzlich Totenstille, da konnte man auf der Schaffhauser Straße tanzen", sagt sie lachend.

Das sind aber nicht alle Veränderungen, die – zumindest mit Blick auf die Verkehrswege – in Marbach seit jener Zeit durchgeschlagen sind. Denn kurz bevor die Luftaufnahme im Jahr 1968 entstand, führte neben der badischen und der württembergischen noch eine dritte Bahnlinie durch oder besser nach Marbach: das Dürrheimer Bähnle, auch Salzbähnle genannt.

Salz bis in die Ortsmitte transportiert

Sie diente zum Weitertransport des in der Dürrheimer Saline gewonnenen Salzes. Kern-Epple: "Die Gleisanlage ging bis zum heutigen Kreisverkehr an der Schaffhauser Straße, dann wurde die Ware auf die große Bahnlinie verfrachtet."

Unweit davon stand auch schon damals, in der Straße Ostbahnhof, die Firma Kern – der erste gewerbliche Betrieb in Marbach. Und gleichzeitig der Grund, warum die Ortsvorsteherin erste Berührungspunkte mit dem Ort erhielt. Denn die Uhrenfabrik gehörte ihrem Großvater. Und dieser war mit seinen Mitarbeitern ("zwischenzeitlich war der ganze Ort hier beschäftigt") auch dafür verantwortlich, dass die Straße entlang des Betriebs "Dollar-Straße" genannt wurde. Wie kam es?

Erste geteerte Straße in Marbach

Kern-Epple erzählt: "Die Amerikaner haben dort Uhren gekauft – man hat immer gesagt, dass sie die Dollars hoch gebracht haben. Die Ostbahnhofstraße war dann auch die erste geteerte Straße in Marbach und wurde schließlich Dollar-Straße genannt." Diese Zeiten sind zwar längst vorbei, das Gebäude hat aber weiterhin Bestand – mittlerweile sind dort Wohnungen untergebracht.

Bedarf an Wohnungen gab es in Marbach zur Genüge. Nach 1968 ging es zunächst am südlichen Rand los: Rund um den Haselweg wurde der Bebauungsplan Hofäcker verabschiedet (1970), kurz darauf im Jahr 1972 erhielt Marbach eines seiner heutigen Wahrzeichen: die Terrawohnhäuser.

Schule und Halle seit 1961

Direkt angrenzend und unmittelbar darauf kam das Wohngebiet Hirtenbühl mit den Wohnblöcken im Greitweg hinzu. Das Wohngebiet Gehren entlang des Forellen- und Hechtwegs folgte ab dem Jahr 1984. Übrigens: Am Forellenweg stand bereits seit 1966 die Schule sowie die Halle, erst später folgte der Kindergarten.

"Anschließend ging es um die Frage, in welche Richtung Marbach sich erweitern könnte", so die Ortsvorsteherin. Dabei stand man vor mehreren Problemen: In Richtung Osten grenzt der Wald, in Richtung Westen das Hochwassergebiet. Dann geriet das heutige Wohngebiet Melben als einzige Möglichkeit in den Fokus. Dort hatten bis dato lediglich die Gartenfreunde seit den 80er-Jahren ihre Anlage.

Ein "Ghetto" befürchtet

Kern-Epple: "Anfangs gab es jedoch die Befürchtung, dass das Gebiet durch die Bahnlinie abgegrenzt ist und wie ein ›Ghetto‹ wirken könnte." Unter anderem die Befahrbarkeit der Brücke ließ die Sorgen dann aber verschwinden. Seit 2004 entstand dort schließlich ein komplett neues Wohngebiet.

Und die Gastronomie? Zur damaligen Zeit war unter anderem das Gasthaus Linde am Kreisverkehr noch bewirtschaftet, was sich nach einem Brand änderte. Außerdem kehrten die Menschen im heutigen Gasthaus "Zum Wiesengrund" ein, welches momentan geschlossen ist. In der Straßburger Straße gab es darüber hinaus die Krone. Heute ist das Café Amber eine Anlaufstelle.

In Marbach gekickt wurde natürlich auch schon im Jahr 1968. Auf den Luftbildern ist der heutige Kunstrasenplatz bereits zu erkennen, dann folgten ein weiterer Platz sowie die Tennis-Anlagen. Auch im sportlichen Bereich hat sich der Ort also in den vergangenen Jahren weiterentwickelt.