"Neu"-Langenwinkel hat sich seit der Eingemeindung in die Stadt Lahr im Jahr 1972 weiterentwickelt und zählt aktuell etwa 2100 Einwohner. Foto: Landesarchiv/StAL/EL68IX-17287

1971 musste Langenwinkel dem Flugplatz weichen und wurde etwa drei Kilometer weiter neu aufgebaut. Lärmbelästigungen und die ständige Gefahr eines Flugzeugabsturzes machten es damals unmöglich, weiter in der Einflugschneise zu leben.

Lahr-Langenwinkel – Das beschauliche Dorf Langenwinkel lag bis zum Umzug im Oktober 1971 mitten in der Einflugschneise des Lahrer Flugplatzes. Mehrmals am Tag donnerten die startenden Düsenjäger nur wenige Meter über den Häusern und den Köpfen der Menschen in den Himmel. Jeder Fehlstart, jeder Unfall nährte die Furcht vor der großen Katastrophe, die sich zum Glück nie ereignete.

Der neue Standort für den Ort Langenwinkel war kein Zufall. Der Lindenplatz im heutigen, "neuen" Ort war im 18. Jahrhundert der Ausgangspunkt für erste Häuser am "langen Winkel". Denn dort befand sich seit dem späten Mittelalter der Hurster Hof.

Ein Mann namens Georg Kappus hatte Ende der 1780er-Jahre dann aber die Idee, einen neuen Hof weiter im Norden zu errichten. Andere Bürger folgten ihm dorthin: die Siedlung am Gewann namens "langer Winkel"  entwickelte sich schnell.

Die junge Gemeinde verband die Stadt Lahr mit den Riedgemeinden. Der "Entenköpfer", die Bummelbahn zwischen Lahr, dem Ried, Straßburg und Offenburg, fuhr dort durch.

Umsiedlung an den heutigen Ort kein Zufall

Doch die Bewohner sollten nicht für immer am selben Standort leben können. Der Fluglärm und weitere Probleme mit dem steigenden Flugverkehr wurden immer größer. Die Franzosen funktionierten 1945 den ehemaligen Zeppelinlandeplatz zum Militärflugplatz um.

Es gab erste Überlegungen, dass die Gemeinde dem Militärflughafen weichen müsse. Hatten an der Abstimmung 1963, dass das ganze Dorf mit etwa 250 Bewohnern umziehen sollte, etwa 100 Menschen teilgenommen, so wuchs das Dorf an der neuen Stelle schnell. Heute leben etwas mehr als 2100 Menschen in Langenwinkel, darunter noch etwa 30 Alt-Langenwinkler, die mit dem Dorf umgezogen sind. Nachdem im Oktober 1971 zunächst die Umsiedlung abgeschlossen wurde, folgte für die kleine Gemeinde nur wenige Monate später offiziell die Eingliederung nach Lahr. Die Eingemeindung war für die Langenwinkler keine Überraschung.

"Es war klar, dass das kommt", erklärt Ortsvorsteherin Annerose Deutsch im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Debatten über die Eingliederung fanden bereits während der noch laufenden Umsiedlung statt. Teil des Eingliederungsvertrags waren einige Versprechen der Stadt Lahr, darunter das Anlegen eines Sportplatzes mit einem Schützenhaus sowie die Erweiterung der Turnhalle, erläutert Deutsch.

Als Teil der Stadt Lahr konnte sich Langenwinkel dann weiterentwickeln – und entwickelt sich auch heute noch, erklärt die Ortsvorsteherin. Die Stadt Lahr habe die zusätzliche Fläche genutzt, um Baugebiete zu entwickeln. Viele Siedler, auch aus dem Ausland (etwa aus Rumänien), kamen so ins Dorf. Nach dem Abzug der Kanadier wurden deren Wohnungen von Deutschen aus Russland neu belegt.

"Wir sind ein Dorf, aus aller Welt zusammengeblasen", sagt Deusch. Das mache den Charme des Orts aus. "In Langenwinkel konnten Leute unterkommen, die anderswo nicht sehr beliebt waren", erklärt die Ortsvorsteherin. "Integration ist bei uns normal." Auch Menschen mit Behinderungen hätte es im Dorf schon immer gegeben, erklärt Deusch durchaus mit Stolz.

Eingemeindung macht sich positiv bemerkbar

Neubaugebiete wird es vorerst nicht mehr geben, da kein Platz dafür sei. Stattdessen werde man auf Innerortsverdichtung setzen, so Deusch. Das Gewerbegebiet habe man in den letzten Jahren endgültig füllen können. Dabei habe sich die Eingemeindung positiv bemerkbar gemacht, denn "ohne die Stadt Lahr hätten wir kein Gewerbegebiet".