Das Schwarzwald-Baar-Klinikum ist eines der Leuchtturmprojekte im Zentralbereich von Villingen-Schwenningen. Foto: Eich

Seit 50 Jahren sind Villingen und Schwenningen als Doppelstadt vereint. Ein Vergleich aktueller Luftbilder mit Aufnahmen von 1968 macht deutlich, wie viel sich zwischen den beiden Stadtteilen mittlerweile getan hat.

Villingen-Schwenningen - Ackerflächen so weit das Auge reicht – so präsentierte sich 1968 – vier Jahre vor dem Zusammenschluss von Villingen und Schwenningen – der heutige Zentralbereich der einzigen baden-württembergischen Doppelstadt. Der schwäbische und badische Stadtteil wachsen langsam aber sicher zusammen. Die einst landwirtschaftlich genutzten Flächen sind nun nicht nur Standort des großen Schwarzwald-Baar-Klinikums, sondern bieten auch Platz zum Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und für Freizeitvergnügen. Dabei stockte die Entwicklung anfangs ganz gewaltig.

 

Städtebaulicher Brückenschlag zieht sich hin

Der 1. Januar 1972 ist als Beginn dieses besonderen Zusammenschlusses in die Geschichte eingegangen – doch nicht nur in den Köpfen der Bürger, sondern auch auf Grund und Boden haperte es am Brückenschlag der beiden unterschiedlichen Städte. Im Jahr 1973 war zwar ein Entwicklungskonzept für die städtebauliche Vereinigung der beiden großen Stadtbezirke vorgestellt worden. Allerdings machte die wirtschaftlichen Rezessionen in den 70er- und 80er-Jahren diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Erst in den 90er-Jahren nahm die Entwicklung des Zentralbereichs langsam Fahrt auf.

Das hing unter anderem mit dem wirtschaftlichen Aufschwung zusammen. Denn die verstärkte Nachfrage nach Industrie- und Gewerbeflächen sorgte für erste Ausweisung von großflächigen Bauplätzen zwischen Villingen und Schwenningen. Nachdem im Jahr 1988 der Beschluss für das Industriegebiet "Herdenen" gefasst wurde, konnten die Bautätigkeiten etwa um das Jahr 1994 beginnen. Der erste Schritt zum Zusammenschluss der einst getrennten Städte war getan.

Druckzentrum Südwest entsteht

Hierbei wirkte auch der Schwarzwälder Bote mit. Denn neben Speditionen nutzte ebenso das Medienunternehmen das Gebiet, um hier im Jahr 2000 mit dem Druckzentrum Südwest eine der modernsten Druckereien Europas zu bauen. Weitere teilweise weltweit agierende Betriebe folgten. Heute gibt es hier keine verfügbaren Flächen mehr.

In direkter Nachbarschaft wollte die Stadt zudem den Bedarf an Handelsflächen Genüge tun – der "Neue Markt" entstand nach der Jahrtausendwende. Mit dem Schwarzwald-Baar-Center, welches im September 2000 eröffnet wurde, erhielt die Stadt eine große Shopping-Mall und in der Folge weitere größere Einzelhandelsbetriebe, die von der guten verkehrlichen Anbindung über den Autobahnzubringer profitieren wollten.

Wohngebiet Schilterhäusle entsteht

Gleichzeitig mit der wirtschaftlichen Entwicklung stieg auch der Bedarf an Wohnfläche. Im Sinne des städtebaulichen Brückenschlags lag für die Doppelstadt auch hier der Fokus auf den Zentralbereich. 1994 rechneten man mit 800 Wohneinheiten, die das Gebiet "Schilterhäusle" zunächst umfassen sollte, und nahm für die Erschließung 29 Millionen D-Mark in die Hand. Mittlerweile leben hier fast 1900 Menschen. Tendenz: steigend.

Die Stadt plant das Gebiet deshalb für zusätzliche 3000 Menschen zu erweitern. Der Grund liegt in der exklusiven Nachbarschaft: Nur ein Steinwurf entfernt sind im Jahr 2013 nach vierjähriger Bauzeit und Kosten in Höhe von 263 Millionen Euro die beiden Krankenhäuser in Villingen und Schwenningen zum Zentralklinikum – den Schwarzwald-Baar-Klinikum – verschmolzen. Modernste Ausstattung, 750 Betten, 15 Operationssäle und mit Christoph 11 den einzigen Rettungshubschrauber in Baden-Württemberg, der 24 Stunden einsatzbereit ist, machen die Bedeutung des Klinikums für die Region deutlich.

Zusammenwachsen geht weiter

Das zeigt sich ebenso in direkter Nachbarschaft: Dort haben sich neben weiteren Dienstleitern aus dem Gesundheitsbereich auch das größte Hotel der Stadt sowie die Industrie- und Handelskammer angesiedelt. Zudem setzen großen Industrieunternehmen, wie der Zahnradspezialist IMS Gear, auf den Zentralbereich. Mit einer großen Boulder- und Kletterhalle sowie einem Kulturzentrum ist auch der Freizeitbereich abgedeckt.

Und das Zusammenwachsen schreitet weiter voran: Weitere Gewerbebetriebe wollen sich dort ansiedeln, entsprechende Flächen werden derzeit erschlossen. Für 15 Millionen Euro soll hier außerdem eine Action-Halle für Trendsportarten entstehen und damit Publikum weit über die Region hinaus anlocken. Obwohl ein Bürgerentscheid im Jahr 2012 ein zentrales Rathaus zwischen den beiden Stadtteilen verhinderte, schreitet der anfangs holprig verlaufende städtebauliche Brückenschlag von Villingen und Schwenningen nun immer weiter voran.