900 Meter lang, 28 089 Quadratmeter Fläche: die Neckartalbrücke Weitingen heute Foto: Landesarchiv/StAL/EL68IX-18426

1968 war noch kein Stück Beton zu sehen, heute rollen täglich fast 57000 Fahrzeuge über die Neckartalbrücke Weitingen auf der A81.

Horb - Die Zahlen der Bundesanstalt für Straßenbau (BASt) sind eindeutig: Etwa 56900 Fahrzeuge passierten die Dauerzählstelle bei Horb am Neckar auf der A81 im Jahr 2019; 6500 davon werden dem Schwerlastverkehr (SV) zugerechnet. In der Tat, die Neckartalbrücke muss einiges aushalten – und es wird immer mehr. 15 Jahre zuvor, im Jahr 2004, überquerten sie im Schnitt noch 49500 Fahrzeuge, davon 5900 SV-Fahrzeuge.

Seit Jahren gibt es Ärger um das so wichtige Bauwerk auf der Nord-Süd-Verbindung von Stuttgart nach Singen. 1978 wurde es für den Verkehr freigegeben. Der aktuellste BASt-Bericht über die Zustandsnoten der Brücken vom September 2021 weist die Neckartalbrücke nur mit Noten von 2,9 (nördlicher Teil A) und 3,0 (südlicher Teil B) aus. Oder anders ausgedrückt: Teil A wird ein "ausreichender Zustand" bescheinigt, Teil B jedoch ein "nicht ausreichender Zustand".

Zustandsnote allein sagt nichts über Standsicherheit aus

Nicht ausreichend, da reibt sich wohl mancher Autofahrer die Augen. Das BASt wiegelt ab: "Eine Zustandsnote von 3,0 bis 3,4 – nicht ausreichender Bauwerkszustand – bedeutet somit nicht zwangsläufig eine Nutzungseinschränkung des Bauwerkes, sondern ist vielmehr ein Indikator dafür, dass in näherer Zukunft eine Instandsetzungsmaßnahme zu planen ist", heißt es beim BASt. Aussagen zur Standsicherheit lassen sich allein aus den Noten nicht ableiten, berichtet ein Sprecher unserer Redaktion. Deutlich macht die Zustandsnote: Maßnahmen werden notwendig, Schäden und deren Umfang werden allerdings nicht beschrieben.

In den vergangenen Jahren wurde an der 900 Meter langen Brücke an der A81 immer wieder gearbeitet. Erst vor wenigen Wochen war die Strecke nur einspurig befahrbar. Weitere Sanierungen sind geplant, wie die Sprecherin der Autobahn GmbH des Bundes, Petra Hentschel, unserer Redaktion mitteilt. "An der Brücke soll der Fahrbahnübergang am Widerlager auf der Südseite durch eine neue Übergangskonstruktion ersetzt werden." Die Übergangskonstruktion sei ein Bauteil, "das Bewegungen und temperaturbedingte Verformungen des Brückenüberbaus ausgleicht". Jene ist bei der Neckartalbrücke im Kreis Freudenstadt in die Jahre gekommen: "Bei der derzeitigen Übergangskonstruktion handelt es sich um einen nicht mehr zeitgemäßen sogenannten Rollverschluss, der störanfällig ist."

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Eben jenes Bauteil soll Hentschel zufolge durch eine moderne Konstruktion ersetzt werden. "Die Planung hierfür wird aktuell vergeben." Gebaut werden soll an dem maximal 127 Meter hohen und 31,2 Meter breiten Bauwerk im Jahr 2023.

Ziel: Traglast der Neckartalbrücke erhöhen

Dass noch mehr getan muss: nicht ausgeschlossen. Derzeit wird für die Neckartalbrücke an der A81 eine Nachrechnung fortgeführt, die laut Hentschel bereits in Teilen durch das Regierungspräsidium Freiburg durchgeführt worden ist. Dazu gehöre "insbesondere eine Machbarkeitsstudie zur Ertüchtigung des Überbaus in Quer- und Längsrichtung und zugehöriger Wirtschaftlichkeitsbetrachtung". Wann die Ergebnisse vorliegen, steht nicht fest.

Derzeit ist Hentschel zufolge vorgesehen, die Brücke in den nächsten fünf bis acht Jahren "konstruktiv zu verstärken und damit die Traglast zu erhöhen". Dass sie abgerissen wird, wie immer wieder befürchtet worden war, stehe nicht zur Debatte, so die Sprecherin der Autobahn GmbH: "Ein Ersatzneubau der Neckartalbrücke Weitingen ist in den nächsten Jahrzehnten nicht vorgesehen."

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