Witgar Weber (WBO, von links), Marius Müller (Müller Reisen), Daniel Karrais (FDP-Landtagsabgeordneter), Frank Wiest (WBO, Stadtbus Rottweil) und Bernd Müller (Müller Reisen) tauschen sich über die derzeitige Lage in der Busbranche aus. Foto: Karrais

Die Lage in der Busbranche ist angespannt. Nach der Corona-Krise stellt nun auch der Ukraine-Krieg und die damit verbundenen Diesel-Preissteigerungen die Unternehmen vor Herausforderungen.

Kreis Rottweil - Der Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen (WBO) machte im Mai mit einer Protestaktion auf die Lage aufmerksam. FDP-Landtagsabgeordneter Daniel Karrais traf sich daher kürzlich mit Busunternehmen aus der Region und WBO-Vertretern. Das Büro des Abgeordneten berichtet darüber in einer Pressemitteilung.

Harte Zeiten

"Die Zeiten sind hart für die privaten Verkehrsunternehmen im Land", wird WBO-Geschäftsführer Witgar Weber in der Mitteilung zitiert. Frank Wiest, Mitglied des WBO-Vorstands und Geschäftsführer der Stadtbus Rottweil, pflichtete bei: "Wir sind zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit in einer Krisensituation. Erst die Corona-Pandemie, nun sind die Dieselpreise seit Beginn des Ukraine-Kriegs regelrecht explodiert."

Sie bewerteten die Hilfen in Pandemiezeiten positiv. In der aktuellen Situation gebe es jedoch noch keine Unterstützung, außer der begrenzten Absenkung der Mineralölsteuer. "Die Unternehmen fühlen sich im Stich gelassen. Der Wunsch nach einem krisenfesten ÖPNV rückt daher in noch weitere Ferne," fasste Weber die Situation zusammen.

Eine Krise jagt die nächste

"Die Branche fährt quasi von einer Krise in die nächste. Wir müssen schnelle Lösungen finden, wie die Busunternehmen aus dem Krisenmodus wieder herausfinden", bekräftigte Bernd Müller, Geschäftsführer der Firma Müller Reisen (Bösingen).

Der Landespolitiker Karrais schickte vorweg, dass diese Herausforderung schwerer zu meistern sei als die Corona-Folgen. "Jetzt sind wirklich alle betroffen und nicht nur einzelne Branchen. Da kann der Staat nicht alles abfedern", sagte er. Dennoch seien Entlastungen wichtig.

Leichter Anstieg der Fahrgastzahlen

Das 9-Euro-Ticket wurde von den Unternehmern gemischt bewertet. Man könne zwar von einem leichten Anstieg der Fahrgastzahlen sprechen, die Finanzierungsfrage müsse man jedoch auch berücksichtigen, gab Stadtbusbetreiber Wiest zu bedenken.

Ob die öffentlichen Haushalte, gerade auf kommunaler Ebene, das in vollem Umfang können, versah Karrais mit einem Fragezeichen. Nun seien die Länder in der Pflicht sich zu äußern, ob sie das Folgeticket, das von Verkehrsminister Volker Wissing vorgeschlagen wurde, mitfinanzieren wollen.

E-Mobilität derzeit keine Option

Auch die Reaktion der Branche auf den Klimawandel kam zur Sprache. "Der Wechsel von Diesel zu Alternativen ist vorgezeichnet, nur der Weg dorthin ist noch unklar. Fakt ist, dass E-Mobilität derzeit im Reisebus- und Überlandbus-Bereich aktuell nicht in Frage kommt", sagte Weber.

Dort, wo E-Busse im Stadtverkehr im Gebrauch seien, machten geringe Reichweiten, fehlende Ladeinfrastruktur und vor allem das Batteriegewicht Probleme. Stadtbus-Chef Wiest betreibt einen E-Bus in Rottweil und ergänzte: "Der Bus fällt viel öfter aus als die Dieselbusse. Im Winter schaffen wir oft die Tagestour nicht und müssen zwischendurch auf einen Dieselbus umsteigen."

Er hoffe, dass die Zuverlässigkeit bei einem neu in Hechingen eingesetzten Bus nun besser sei.

Fahrer sind Mangelware

Die Busunternehmer sehen vor allem Chancen in den synthetischen Kraftstoffen, die das Reichweitenproblem lösen könnten. Vor allem müsse man so Busse nicht zwangsläufig ersetzen, was zusätzliche Kosten ohne Mehrwert bringe. "Alles auf E-Mobilität zu setzen, halte ich ohnehin für einen Fehler. Wir müssen offen für weitere Lösungen sein", fasste Karrais zusammen.

Ein weiteres Problem der Busunternehmen ist der Fahrermangel. Der Erwerb eines Busführerscheins dauere insgesamt ein halbes Jahr und könne nicht berufsbegleitend absolviert werden. Bernd Müller: "Die Kosten in Deutschland belaufen sich auf 10 000 bis 12 000 Euro, während beispielsweise in Österreich nur 3 500 Euro nötig sind. Es gibt zwar einheitliche EU-Standards, aber trotzdem bestehen diese Unterschiede."

Dass das Führerscheinrecht dringend geändert werden müsse, war einhelliger Tenor. Zumal das Thema schon länger akut sei, aber bislang kein Ohr in der Politik gefunden habe. "Das beste Konzept nützt im Endeffekt nichts, wenn es irgendwann keine Fahrer mehr gibt", fasste Weber zusammen.