Landrat Frank Scherer (links) erhielt von Verkehrsminister Winfried Hermann eine symbolische Förderzusage. Foto: Achnitz

Tarifreform: Verkehrsminister Winfried Hermann überreicht Förderbescheid

Offenburg - Eine Tarifreform soll das Busfahren in der Ortenau attraktiver machen. Die vom Kreis als historisch bezeichnete Umgestaltung würdigte auch das Land: Verkehrsminister Winfried Hermann überbrachte einen Förderbescheid über vier Millionen Euro.

Für die vom Kreistag beschlossene Reform des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) waren zwar von Anfang an Fördermittel vorgesehen. Doch Hermann lobte die Kreisräte dafür, dass sie mit einer Aufstockung der jährlichen Mittel in Vorleistung getreten waren. Das gefalle ihm, weil es normalerweise andersherum geschehe. Deshalb wolle er die mutige Entscheidung mit einem Zuschuss in fast gleicher Höhe belohnen.

Aus 50 Tarifzonen werden nur sechs

Das Land wird die Reform über mehrere Jahre hinweg mit insgesamt rund vier Millionen Euro unterstützen. "Es freut mich, dass es hier so gut vorangegangen ist", betonte Hermann. Einfach zu verstehende Tarife und niedrige Preise seien Grundvoraussetzungen dafür, dass Menschen auf Busse und Bahnen umsteigen.

Um sich über den großen Wurf in der Ortenau zu informieren, war der Minister am Mittwoch eigens mit dem Elektroauto aus Stuttgart gekommen. Ebenfalls angereist waren Justizministerin Marion Gentges (CDU), Staatssekretär Volker Schebesta (CDU), Lahrs Oberbürgermeister Markus Ibert (CDU), sowie Vertreter der Kommunalpolitik, der Verkehrsbetriebe und des Verkehrswesens im Kreis. "Wer die Verkehrswende hin zu weniger motorisiertem Individualverkehr und mehr öffentlichem Nahverkehr will, der darf im Ländlichen Raum nicht kleckern, sondern muss gerade hier klotzen", betonte Landrat Frank Scherer.

Offenburg führt das "Einer-Ticket" ein

Von bislang 50 kleinteiligen, über den Ortenaukreis verteilten Tarifzonen werden noch sechs übrig bleiben: Offenburg, Lahr, Kehl, Kinzigtal, Renchtal und Achern. Herzstück ist das Schülernetzticket, für das alle Schüler, Auszubildenden und Studenten den gleichen Preis bezahlen: monatlich 30 Euro im Abonnement. "Mit dem Angebot der Schülernetzkarte wird Mobilität im gesamten TGO-Gebiet für weniger als einen Euro pro Tag möglich", freute sich der Landrat. Dem Minister und dem Kreistag dankte er für die Unterstützung des ambitionierten Vorhabens. "Das, was wir heute auf den Weg bringen, ist ein mutiger Schritt in die Zukunft", betonte Scherer.

Um den Fahrgästen mehr umweltfreundliche Mobilität im Ländlichen Raum zu ermöglichen, schießt der Kreis zu den jährlich zehn Millionen Euro, die er schon bislang zahlte, weitere 4,6 Millionen Euro zu. Auf die Stadt Offenburg kommen dadurch Mehrkosten in Höhe von rund 500 .000 Euro, auf die Stadt Lahr in Höhe von 300 .000 Euro und auf die Stadt Kehl in Höhe von bis zu 400. 000 Euro zu, wie die Oberbürgermeister der drei großen Kreisstädte schon bei der Vorstellung des Konzepts vor einem Jahr ankündigten. Zeitgleich mit der Reform führt die Stadt Offenburg das "Einer-Ticket" für innerstädtische Strecken ein; die Städte Lahr und Kehl sollen folgen.

Mobilitäts-App soll beim Überblick helfen

Neben einer Tarifsenkung sollen Verbesserungen des Angebots und eine Mobilitäts-App im kommenden Jahr für einen nutzerfreundlicheren ÖPNV sorgen. So wurden in den vergangenen Jahren bestehende Linien erweitert und neue Buslinien eingerichtet, wie zuletzt weitere Regio- und drei Zubringerbusse in den Nationalpark, die erweiterte Linie R 2 Offenburg–Schutterwald bis zum Europäischen Forum am Rhein und die neue Buslinie Lahr–Erstein.

Weitere Verbesserungen, wie die Buslinien Achern–Hagenau und ein durchgängiger öffentlicher Linienverkehr Offenburg–Illkirch sollen folgen.

Die Tarifreform begrüßen auch die Ortenauer Landtagsabgeordneten der Grünen: "Wir freuen uns, dass der Tarifverbund Ortenau mit seiner Tarifreform einen großen Schritt in die Zukunft macht", betont etwa der Offenburger Abgeordnete Thomas Marwein. Die Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Lahr, Sandra Boser, weist darauf hin, dass es "neben einem dichten Taktangebot auch einfache, attraktive und bezahlbare Tarife für einen erfolgreichen öffentlichen Nahverkehr braucht."