Wird Bahnfahren billiger? Bund und Land arbeiten parallel an Förderungen (Symbolbild). Foto: IMAGO/Arnulf Hettrich/IMAGO/Arnulf Hettrich

Das Land plant ein ganzjähriges 365-Euro-Ticket für junge Menschen, der Bund ein Deutschlandticket. Wie sinnvoll ist das? Ein Überblick zur Debatte.

Während die Landesregierung dem neuen Jugendticket wegen seines günstigen Preises gute Chancen gibt, fürchten andere ein Überangebot für Bus und Bahn. Mit der Einführung des auch vom Bund geförderten Deutschlandtickets werde das baden-württembergische 365-Euro-Jugendticket für Schüler, Studenten und Azubis im Land obsolet, kritisiert die FDP. „Es gibt keinen Grund mehr, mit 100 Millionen Euro Steuergeldern jährlich junge Menschen einkommensunabhängig für gerade einmal einen Euro am Tag von Wertheim bis Konstanz fahren zu lassen“, sagte Hans Dieter Scheerer, ÖPNV-Sprecher der Liberalen, der Deutschen Presse-Agentur. Dem Haushalt würden durch einen Symbolpreis langfristig erhebliche Mittel entzogen.

Auch die SPD hat ihre Zweifel, ob das bundesweite Ticket zum Preis von monatlich 49 Euro für einige Jugendliche nicht doch interessanter sein könnte als das 365-Euro-Ticket, das vom 1. März an nur im Südwesten gelten soll. Der verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion, Hans-Peter Storz, fordert daher, auch das Jugendticket müsse deutschlandweit gültig sein. „Deswegen ist es Aufgabe der Landesregierung, bis zum Start des 49-Euro-Tickets nach Möglichkeiten der Umsetzung zu suchen und sie auch zu finanzieren“, erklärte er.

Das Land setzt dagegen auf das Fahrverhalten der Zielgruppe und den Preis: Mit einem Euro pro Tag sei die Fahrt im Nahverkehr in Baden-Württemberg für junge Menschen günstiger als das Deutschlandticket. Viele würden voraussichtlich auch deshalb das Jugendticket stärker nutzen, weil sie nicht so oft bundesweit unterwegs seien, sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums. „Wir gehen jetzt mit dem landesweiten Jugendticket wie angekündigt zum 1. März an den Start und hoffen auf eine starke Nutzung durch die jungen Menschen“, ergänzte er.

Was das Land bisher geplant hat und wie es weitergehen soll

Kommunalverbände, Verkehrsverbünde und Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) wollen am Montag in Stuttgart Details zu Umfang, Kosten und Zeitplan für das Ticket vorstellen.

Nach den Planungen von Land und Kommunen kann das Jugendticket jeden Tag und rund um die Uhr für Busse, Straßenbahnen oder Regionalzüge im Südwesten genutzt werden. Der Hauptwohnsitz oder die Hochschule des Fahrgastes muss aber in Baden-Württemberg liegen. Das Ticket gilt in allen 19 Verkehrsverbünden im Land – ausgenommen ist nur der Fernverkehr, also eine Fahrt mit dem ICE oder IC. Geplant ist das Jugendticket bislang nur als Jahreskarte. Mit dem Ticket sollen junge Menschen und ihre Familien finanziell entlastet werden, außerdem hofft das Land auf mehr junge Menschen im ÖPNV.

Kostspielig ist das Angebot auf jeden Fall: Das Land übernimmt bis Ende 2025 327 Millionen Euro, rund 70 Prozent der Gesamtkosten. Die Kommunen kommen für die restlichen Mittel auf.