Pierre Nkurunziza, der Präsident von Burundi. Foto: EPA

In Burundi hat es offenbar einen Militärputsch gegeben. Das Militär habe in dem ostafrikanischen Krisenland die Abwesenheit des Präsidenten Pierre Nkurunziza genutzt.

Bujumbura - Nach wochenlangen Massenprotesten in Burundi hat das Militär nach eigenen Angaben am Mittwoch die Macht in dem ostafrikanischen Krisenland übernommen. Der frühere Geheimdienstchef und derzeitige Generalmajor Godefroid Niyombare sagte in einer Radioansprache des privaten Senders Isanganiro, die Armee habe ab sofort die Kontrolle über das Land. Auf Fernsehbildern war Militär auf den Straßen der Hauptstadt Bujumbura zu sehen.

Staatschef Pierre Nkurunziza hielt sich seit dem Morgen zu einem seit längerem geplanten Burundi-Krisengipfel der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) im Nachbarland Tansania auf. Hintergrund der Proteste war der Plan von Nkurunziza, bei der Präsidentenwahl Ende Juni entgegen der Verfassung eine dritte Amtszeit anzustreben.

Die Präsidentschaft, die zunächst über den Kurznachrichtendienst Twitter mitgeteilt hatte, der Umsturzversuch sei gescheitert, erklärte dort später, Nkurunziza und seine Delegation berieten nun in Daressalam über das weitere Vorgehen.

Augenzeugen: Jubel in den Straßen der Hauptstadt

In den Straßen der Hauptstadt Bujumbura sei Jubel ausgebrochen, sagten Augenzeugen. Tausende Menschen hätten die Ankündigung gefeiert und die Nationalhymne gesungen, berichtete der französische Sender RFI.

In dem kleinen Land war es seit mehr als zwei Wochen zu Massenprotesten mit mittlerweile über 20 Toten gekommen, nachdem Nkurunziza die Kandidatur für eine dritte Amtszeit angekündigt hatte. Die Verfassung sieht nur zwei Amtsperioden vor. Der Staatschef argumentiert, er sei bei der Abstimmung 2005 vom Parlament eingesetzt und nicht direkt vom Volk gewählt worden. Zahlreiche Länder sowie die Afrikanische Union (AU) hatten Nkurunziza aufgefordert, nicht erneut zu kandidieren.

Tausende auf der Flucht

UN-Schätzungen zufolge sind bereits 50.000 Menschen in die Nachbarländer geflohen. Die Staats- und Regierungschefs der EAC, zu der auch Tansania, Kenia, Uganda und Ruanda gehören, wollten bei dem Krisengipfel in Daressalam eigentlich Lösungen für die prekäre Situation diskutieren.

Auch am Mittwochmorgen hatte es erneut Proteste gegeben. Die Demonstranten waren dabei erstmals ins Zentrum von Bujumbura vorgedrungen. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein. In den vergangenen Wochen hatten Sicherheitskräfte aber auch immer wieder mit scharfer Munition in die Menge geschossen.

Nkurunziza hatte seinen Geheimdienstchef Niyombare im Februar entlassen, nachdem dieser ihn aufgefordert hatte, von einer weiteren Amtszeit abzusehen. Schon seit Monaten hatten Beobachter gewarnt, dass es in dem armen Land zu Unruhen kommen könnte, sollte der Präsident seine Pläne wahr machen.

In Burundi war erst vor zwölf Jahren ein blutiger Bürgerkrieg zwischen der Hutu-Mehrheit und der Tutsi-Minderheit beendet worden, der Schätzungen zufolge mehr als 300.000 Opfer gefordert hatte.