Seit sieben Wochen sind der Leiter des städtischen Bauhofs Burladingen, Rainer Grzywna und sein Stellvertreter, der ehemalige Gemeinderat Karl-Moritz Kraus, jetzt das Führungsteam. "Und wir sind wirklich froh, solche Expertise an der Spitze zu haben", sagt Sachgebietsleiter Thorsten Bung.
Burladingen - Rainer Grzywna übernahm den Posten an der Spitze des Burladinger Bauhofs von seinem Vorgänger Rolf Mathe im Juni 2021 - in schwierigen Zeiten. Denn die Pandemie sorgte für Sonderregeln für die Mitarbeiter, auch für höhere Krankenstände und allerlei sonstiges Ungemach, mit dem Abteilungsleiter überall während der Corona-Hochzeit zu kämpfen hatten.
Der 57-jährige Rainer Grzywna ist ausgebildeter Meister im Zimmermannsberuf, war zuvor 35 Jahre beim Albstädter Bauhof und brachte für das vielfältige Tagesgeschäft und die Personalführung in Burladingen so jede Menge Erfahrung mit.
Kein Rathausamt hat mehr Mitarbeiter
"Immerhin hat der Bauhof 30 Mitarbeiter – so viel wie kein anderes der Ämter auf dem städtischen Rathaus", gibt Torsten Bung zu bedenken. Er ist bei der Stadtverwaltung auf dem Bauamt, für den Burladinger Bauhof zuständig und direkter Ansprechpartner von Grzywna und Kraus. Und während die drei da so vereint im Büro der Bauhofleitung in der Straße "An der Fehlabrücke" stehen und darüber witzeln, dass sie alle drei ja gelernte Zimmermänner sind, spürt der Gast: Hier sind schon drei im Team zusammengewachsen, die ihre Aufgaben gern gemeinsam stemmen.
Der Ringinger Karl-Moritz Krauss ist zwar erst seit sieben Wochen dabei, aber in Burladingen gibt es wohl nur wenige, die ihn nicht kennen. Einst Inhaber einer Lohnstrickerei, dann Abteilungsleiter einer großen Firma, Ortschaftsrat, Gemeinderat, Hobby-Historiker mit berühmten Vorfahren und der Kümmerer, wenn es um die Burgruine Ringingen geht. Als Waldbesitzer stellte er zum Thema Forst auch immer die kritischsten Fragen im Gemeinderat.
"Ich lerne jeden Tag"
Das muss er jetzt anderen überlassen. Denn seine Führungsposition bei der Stadt brachte mit sich, dass er nicht im Gemeinderat bleiben konnte. "Mit einem lachenden und einem weinenden Auge", so sagt er, hat er seinen Posten als ehrenamtlicher Kommunalpolitiker geräumt, um im Bauhof Verantwortung zu übernehmen. Und obwohl Grzywna und Bung beide seine Vorkenntnisse loben, gibt Kraus sich bescheiden. "Ich lerne jeden Tag", winkt er ab. Wenige Minuten zuvor ist er für eine erkrankten Kollegen eingesprungen und hat wegen Blitzeisgefahr mit dem Salzstreuer die neuralgischen Strecken abgefahren.
Dabei ist der Räum- und Streudienst im Winter nur eine von vielen Aufgaben, die der Bauhof tatsächlich hat. "Das ist echt unfassbar", grübelt Bung selbst, als unsere Redaktion ihn bittet, doch mal aufzuzählen. "Der Bauhof", so sagt er, "ist wie eine vielschichtige Zwiebel. Hat man eine Schicht abgetragen erkennt man schon die nächste und die nächste und die nächste".
Im Sommer entfällt der Winterdienst, aber da gilt es, die nicht wenigen Grünflächen in den acht Ortsteilen zusammen mit den Fronmeistern in Ordnung zu halten. Für das zentrale Beleuchtungssystem der Fehlastadt ist der Bauhof verantwortlich, es gilt oft mit eigenen Handwerksarbeiten die städtischen Gebäude und Straßen zu unterhalten. Und Bauten und Straßen gibt es reichlich in der Stadt und den Dörfern. Zum Winterdienst gesellt sich die Hilfe bei den Weihnachtsmärkten in der Kernstadt und in den Ortsteilen, von Großereignissen auf dem Marktplatz ganz zu schweigen. Es gilt, die vielen Fahrzeuge, Radlader, Traktoren und Räumfahrzeuge in Ordnung zu halten, Randsteine und Schächte fallen in die Verantwortung des Bauhofes, die Deponie mit dem Erdaushub, die Grüngutplätze, und die schöne Fehla muss von Algen und Schlick frei gehalten werden. Deswegen griff der Bauhof zeitweise auf weiße, gefiederte, "Kolleginnen und Kollegen" zurück, um diese Arbeiten "natürlicher und ressourcenschonender" zu bewältigen. Bis die bei Kindern und Spaziergängern beliebten Fehla-Gänse einigen Anliegern ein Dorn im Auge waren und vergiftet wurden.
Aber das ist Schnee von gestern. Der Bauhof muss sich dem Schnee oder Blitzeis und der gefrierenden Nässe von heute oder morgen widmen. "Das zu wuppen geht nur mit hoch qualifizierten und hochflexiblen Mitarbeitern, die zuverlässig zu Zeiten arbeiten, in denen andere noch lange schlafen oder schon längst im Bett liegen", verdeutlicht Torsten Bung. Kein Zweifel, diese drei ehemaligen Zimmermänner und wohl auch alle ihre Bauhof-Kollegen sind aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt.