Den Klimawandel erkennt er an der Krone. Warum Burladingen mit seinem Forst noch ganz gut wegkommt, erklärt der Leiter der Leiter des Staatlichen Forstamtes Hermann Schmidt unserer Redaktion am Beispiel der Buchen im Stadtwald.
Burladingen - Rund 43 Prozent des Burladinger Waldbestandes bestehen aus Buchen. Noch vor dem Brotbaum Fichte mit einem 29-Prozent-Anteil ist das die wichtigste Baumart in dem rund 4520 Hektar großen Stadtwald. Für die Buchen in Baden-Württemberg hat die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg jetzt Alarm geschlagen. Unter dem Titel "Wenn die Trockenheit zu Buche schlägt", erläutert sie in einer Pressemitteilung, dass aufgrund des Klimawandels und der damit einhergehenden Trockenheit sechs von acht Baumkronen in schlechtem Zustand sind.
Fachleute der Forstanstalt setzten jetzt auf Versuchsflächen Drohen ein, um den Zustand der Buchen mit Fotos aus der Luft zu dokumentieren. Die Buche, die atlantisches Klima braucht, um sich wohlzufühlen, droht im Südwesten wegzusterben. Erst setzen ihr Trockenheit und Hitze zu, dann kommen Käfer und Pilze und geben dem Stamm den Rest.
Forstdirektor Hermann Schmidt erinnert an die Bilder aus dem vergangenen Jahr. Da sah es in Burladingen auf der Hohen Wacht mit den trockenen Baumkronen der Buche bereits am Ende August, Anfang September so schlecht aus, dass Gemeinderäte Alarm schlugen.
Jetzt ist es wieder September, und wer vom gegenüberliegenden Hang an der Hermannsdorfer Steige über den Burladinger Stadtkern auf die Hohe Wacht guckt sieht: Alles satt und grün. Die Buchen haben sich erholt, es hat reichlich geregnet, der Sommer war eher kühl.
Forstdirektor wähnt Burladingen in "sicherer" Höhe
"Da machen es vor allem eben auch die Höhenmeter", sagt Hermann Schmidt. Die Buche sei ein empfindlicher Baum und während man früher immer gesagt hat, dass alle sieben Jahre ein Mastjahr war, in dem der Baum blüht und die Wildschweine Bucheckern am Boden finden, blüht der Baum nun alle zwei bis drei Jahre. "Das schwächt die Buche zusätzlich", kommentiert Schmidt. Außerdem kann die Rinde der Buche regelrecht einen Sonnenbrand bekommen, wenn die Sonne direkt auf den Stamm scheint. "Sie hat quasi eine Babyhaut und ist sehr, sehr empfindlich". Und wenn der Baum mal krank geworden ist. "Dann geht es sehr, sehr schnell". Für Forstwirte heißt schnell: so etwa fünf Jahre. Und um den Unterschied in Höhenmetern und Graden Celsius zu demonstrieren, geht es weiter nach Schlatt.
Dieser Wald, zwischen Burladingen und Hechingen liegt auf 600 Metern Höhe, und die Kronen der Buchen sehen tatsächlich deutlich schlechter aus. "Hier herrscht mittlerweile fast mediterranes Klima. Irgendwann wird es vielleicht eine Weinbaugegend", scherzt Schmidt mit bitterem Lachen und weist in die Höhe. Gelb, braun oder gar nicht mehr vorhanden sind die Kronen vieler Buchen. Und wer sich den Stamm anguckt, erkennt: Hier sterben einst mächtige Bäume, ihre Rinde ist durchlöchert, Käfer und Insekten haben sich schon über die Kadaver her gemacht.
Mittelfristig werden die Forstmanager hier reagieren müssen. Mit dem Klima, wird sich auch die Zusammensetzung der Baumarten ändern müssen. Schmidt plädiert deshalb seit Langem für den Mischwald mit einem vielfältigen "Naturverjüngungsvorrat von verschieden jungen Bäumen unter den Altbestand", wie er es nennt. Und: "Zusätzlich werden klimastabile Baumarten wie Douglasie und Eiche in ausreichend großen Lücken gepflanzt".
Werden dann Altbäume eingeschlagen, weil sie "erntereif" sind oder wegen Klimastress absterben, so stehen bereits junge vitale Bäume zur Verfügung.