Eins der ersten Mehrgenerationenhäuser und Quartierstreff in Burladingen: Die "Lebensräume für Jung und Alt" der Stiftung Liebenau und der Stadt Burladingen. Niedrige Zinsen sind für die Stiftungsarbeit seit Jahren ein Problem. Foto: Fotos: Rapthel-Kieser

Liebenau: Die Stiftung reagiert als erste auf das niedrige Zinsniveau / Der Gemeinderat vertagt die Frage

Für wohltätige Stiftungen die ihre Arbeit aus Zinsen finanzieren, ist die Situation seit Jahren schwierig. Denn das Zinsniveau ist viel zu niedrig, da fällt für die Stiftungsarbeit kaum mehr etwas ab.

Burladingen. Als erste der Burladinger Stiftungen hat jetzt die Stiftung Liebenau reagiert und für die Burladinger "Lebensräume für Jung und Alt" vorgeschlagen, den "Sozialfonds abzuschmelzen". Die Stiftung betreibt in der Fehlastadt nicht nur das Haus der Pflege St. Georg an der Fehlabrücke 2, sondern – im Finanzierungsverbund und mit einem Grundlagenvertrag von 1997 mit der Stadt Burladingen – seit 25 Jahren auch das Mehrgenerationenwohnhaus "Lebensräume für Jung und Alt" in der Schlossgasse 3 neben der St. Georgskirche.

In dem Gebäude gibt es zwölf Wohnungen auf vier Etagen, und die Stiftung Liebenau betreut und verwaltet das Haus nicht nur, sondern versteht sich wegen der im Gebäude vorhandenen Veranstaltungsräume auch als Quartierstreff, als Impulsgeber für Selbst- und Nachbarschaftshilfe und als Ort der Vernetzung.

So gibt es regelmäßige Angebote in der Seniorengymnastik, einen Englischkurs für über 60-Jährige in Zusammenarbeit mit der VHS, ein Bewohnercafé, ein Tanzcafé sowie Vorträge, organisierte Ausflüge und kulturelle Angebote.

Von der Stiftung Liebenau waren im Gemeinderat Doris Wittner, Fachkraft für Gemeinwesenarbeit, und ein Regionalleiter der Stiftung zu Gast, die das Konzept, die Zukunftspläne und das Finanzierungsproblem erläuterten und sich den Fragen der Räte stellten. Die Liebenauer berichteten vom Bewohnerbeirat, dem Aufzugswärter, den Schlüsselkästen, der Rollladenkontrolle, dem Besuchs- und Fahrtdienst und vieles mehr, was im Hause zur Erhaltung der Mobilität und der Selbständigkeit der Senioren installiert ist. Und Wittner und ihr Kollege schlugen "eine Veränderung der Sozialfondskonstruktion vor". Der jährliche Abmangel der Gemeinwesenarbeit soll künftig statt aus den Zinsen zu 100 Prozent aus dem Sozialfonds fließen, der einst geschaffen wurde. So lange, bis er "abgeschmolzen" ist. Der Sozialfonds solle also in eine Art "Verbrauchsstifung", so hieß es in der Vorlage der Verwaltung, umgewandelt werden. Da der Kapitalstock derzeit 593 254 Euro beträgt, die Stiftung Liebenau zwei Wohnungen in der Anlage hält, wäre das Kapital bei einem Abmangel von 32 000 Euro pro Jahr nach rund 18 Jahren abgeschmolzen, so hatten es die Liebenau-Mitarbeiter vorgerechnet. Die Verwaltung hatte dem Gemeinderat ebenfalls vorgeschlagen, so zu verfahren. Aber die Rätinnen und Räte baten um Vertagung und wollten in der jüngsten Sitzung dazu noch keine Entscheidung fällen. Wohl auch, weil die Frage, wie es dann nach 18 Jahren weiter gehen soll, nicht so ganz geklärt ist.

Das Thema hat tatsächlich eine größere Dimension, denn es gibt mehrere Stiftungen, die in Burladingen das Niedrigzins-Problem haben. Darunter auch die Antonia-und-Apollonia-Scheu-Stiftung, die ganz konkret notleidende Menschen oder auch gemeinnützige soziale Einrichtungen der Stadt unterstützt, oder die Werner-Zintgraf-Stiftung, welche die Arbeit der Burladinger Musikschule fördert.