Plauderten entspannt über eine nicht ganz so typische Burladinger Frauenkarriere: Wolfgang Bastian und die Burladingerin Dagmar Kuster, Bürgermeisterin von Hettingen. Foto: Rapthel-Kieser

Als einst vielbeschäftigte Ehrenamtliche aus dem Burladinger Stadtkern, wurde Dagmar Kuster (58) zur "Schlossherrin" in Hettingen. Das fürstliche Ambiente ist ihr Amtssitz und sie die Bürgermeisterin der kleinsten Stadt Baden-Württembergs.

Burladingen/Hettingen - Die von ihr regierte sogenannte "Landstadt" hat gerade mal 1797 Einwohner. Die stehen aber zu 99 Prozent hinter ihrer Bürgermeisterin, wie es ihre Wiederwahl im Januar 2020 bewies. Denn Kuster kandidierte erstmals 2012 für dieses Amt, wurde gewählt und ist jetzt bereits in ihrer zweiten Amtsperiode.

Im Interview mit Wolfgang Bastian, Vorsitzender der burladinger maler und Mitglied im Festkomitee zur 1250-Jahrfeier, plaudert die Gauselfingerin Dagmar Kuster in den eigenen vier Wänden über ihren Werdegang.

Dagmar Kuster macht den Frauen Mut

Und von Bastian zum Thema Frauen befragt und auf die etwas provokant formulierte Vermutung, was man denn in und als Frau aus Burladingen so machen könne, macht Kuster ihren Geschlechtsgenossinnen, vor allem den jungen Frauen, Mut. "Eine Frau kann alles erreichen", sagt sie. Auch dann, wenn sie aus der sogenannten Provinz kommen. Beredt und entspannt erzählt Dagmar Kuster bei einem Glas Rotwein vor der Bücherwand in ihrem Haus über ihren Werdegang.

Mit Frauenpower funktioniert es besonders gut

Kuster wächst im Burladinger Stadtkern auf und ist sportlich, sie spielt Tennis und fährt Ski. Ihre Liebe gilt aber vor allem dem Frauen-Volleyball des TSV. Sie wird Abteilungsleiterin. "Eine extrem erfolgreiche Abteilung was Frauenpower anbelangt, denn die hat ja viele Jahre in der Regionalliga gespielt", sagt sie lächelnd und wird auch ein wenig provokativ. Es sei doch so, das mit Frauen alles besonders gut funktioniere.

Mit Gremiumserfahrung kann sie Teamwork

Kuster hatte schon vor ihrer Wahl zur Hettinger Stadtchefin das, was man in der Kommunalpolitik "Gremiumserfahrung" nennt. Sie ist kommunalpolitisch aktiv, ist Mitglied im Burladinger Gemeinderat und im Gauselfinger Ortschaftsrat, ist ehrenamtliche, stellvertretende Bürgermeisterin ihrer Heimatstadt und in vielen Vereinen aktiv oder sogar Vorstandsmitglied. Kuster kann Teamwork.

"Kannst Du auch mal irgendwas machen, womit man Geld verdient?", habe ihr Mann angesichts der vielen Ehrenämter dann mal etwas humorig zu ihr gesagt und ahnte wohl nicht, was er auslöst. Dagmar Kuster kandidiert als Frau im besten Alter für das Bürgermeisteramt in Hettingen und wird mit überzeugender Mehrheit gewählt.

Immernoch Vorsitzende des Fördervereins JMS

Seitdem residiert sie berufswegen im Schloss. Ihre kommunalpolitischen Ehrenämter in der Heimatstadt Burladingen musste sie aber alle an den Nagel hängen. Trotzdem ist sie bis heute noch Vorsitzende des Burladinger Fördervereins Jugendmusikschule, auch, wie sie einräumt, weil ihr Mann Wolfgang und ihr Sohn Maximilian in der Stadtkapelle so engagiert sind und die Musik in der Familie deshalb ein Thema ist.

Burladingen hat viele Ortsvorsteherinnen

Burladingen sei, wenn es um kommunalpolitisches Engagement von Frauen gehe, gut aufgestellt, sagt Kuster im Interview. Im Gemeinderat habe es immer auch Frauen gegeben und derzeit sogar viele Ortsvorsteherinnen. Ihrer Heimatstadt und dem Wohnort Gauselfingen gratuliert sie zur anstehenden 1250-Jahrfeier und sagt: "Ich freue mich auf das Fest".