Fanny Herter wird mit dem Ende dieses Monats ihren Dorfladen in Ringingen schließen. Archivfoto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Heimat: Die 85-jährige Fanny Herter schließt ihren Dorfladen in Ringingen und geht in Rente

In Ringingen endet mit diesem Jahr auch eine Ära. Nach 60 Jahren hinter der Theke schließt die mittlerweile 85-jährige Fanny Herter zum Ende des Monats ihren Dorfladen.

Burladingen-Ringingen. Fanny Herter ist in Ringingen eine Institution, ein Original. Mit fast allen ihren Kunden ist sie per Du, kennt die meisten von klein auf. Denn Generationen von Schülern, die gegenüber die Schulbank drückten, kamen in der Pause zu ihr, um in ihren Laden das Taschengeld in Süßigkeiten anzulegen, den "Schleck" bei ihr zu kaufen. Wenn Kunden in der Tür stehen, wusste Fanny Herter meist schon, was auf der Einkaufsliste stand.

Und vor allem für die älteren Dorfbewohner, die kein eigenes Auto hatten, war das Geschäft ein wichtiges Stück Infrastruktur, das Fanny Herter ihnen über viele Jahrzehnte erhalten hat. Ein Grund, warum so mancher regelmäßig bei ihr einkaufte. Andere kamen, weil wie beim wöchentlichen Einkauf auf der grünen Wiese etwas vergessen hatten. Und auf Fanny Herters Dorfladen war da Verlass, denn ihr Geschäft war immer gut sortiert.

Es gab alles, was man im täglichen Leben so braucht. Im Laden selbst schien es immer ein wenig, als sei die Zeit stehen geblieben. Die fast antike Waage kündete davon, und Fanny Herter, die die Rechnung ihrer Kunden auf dem Einwickelpapier mit dem Bleistift addierte. Die moderne Kasse daneben brauchte sie eigentlich nicht, sie hatte noch Kopfrechnen gelernt in einer Zeit, als es Mark und Pfennig gab. Das Schwätzchen mit "der Fanny", wie die Dorfbewohner sie nennen, gehörte dazu. Man nahm sich Zeit. Denn die Hektik der großen Supermärkte mit den langen Schlangen an der Kasse war hier weit weg.

Fanny Herters Dorfladen versprühte Nostalgie und jene Unaufgeregtheit, mit der das Geschäft und die Inhaberin die Zeiten überdauert haben. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Fanny Herter von Oberstetten bei Reutlingen nach Ringingen gekommen und übernahm gleich den Dorfladen. Damals war hinter dem Gebäude noch die Landwirtschaft mit ihren Stallungen. Es gab viel zu tun. Im Jahre 1963 wurde in Ringingens Durchfahrtstraße Kreben, direkt gegenüber der Schule, das neue Haus gebaut. Wieder mit einem Laden, der in der damaligen Zeit topmodern ausgestattet war. Dann, vor 28 Jahren, ereilte Fanny Herter ein Schicksalsschlag, ihr Mann, der "Herter-Mattheis", mit dem sie 1949 nach Ringingen gekommen war, starb im Alter von 61 Jahren.

Mit viel Schaffenskraft und Lebensmut hat Fanny Herter alleine weiter gemacht. Jetzt fand sie es an der Zeit, die Ladentür endgültig zu schließen. "Auch die alten Kunden sterben der Mama weg – und neue kommen nicht nach. Da lohnt sich der Laden kaum", erzählte ihre Tochter, als unsere Zeitung vor rund einem Jahr Fanny Herter in ihrem Dorfladen besuchte und über sie berichtete. Schon damals sagte sie: "Ich will auch bald aufhören." Jetzt macht sie es wahr.