Frank Richter, Unternehmer mit Catering-Erfahrung, erläutert sein Konzept für den Gastronomie-Container im Ortschaftsrat Stetten. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Mittelanmeldung: Frank Richter überrascht mit einem interessanten Investitionsvorschlag / Einkehrmöglichkeiten auf der Alb fehlen

Für ihren Dorfanger und rechtzeitig vor den Mittelanmeldungen zauberten die Stettener Ortschaftsräte eine Überraschung aus dem Hut. Um den Touristen gerecht zu werden, sollen nicht nur endlich Toiletten am Dorfanger kommen, sondern gleich eine Gastronomie.

Burladingen-Stetten. Samt zwei neuer 450-Euro-Arbeitsplätze. Das Konzept dafür legte auch ein Einwohner Stettens, Frank Richter, vor. Er ist einer, der sich auskennt mit Catering und Kundenwünschen. Denn Richter ist nicht nur als Techniker hauptberuflich bei der Firma Bosch angestellt, er hat auch mit seiner Frau zusammen seit einigen Jahren nebenher ein kleines Gewerbe angemeldet. Richter organisiert Besuche zu Rennwochenenden, die Verpflegung inklusive. Und deshalb ist er durchaus vom Fach, wenn es um eine kleine Gastronomie, einen Imbisswagen oder einen Imbisscontainer geht. Zwei Varianten, die er den Stettener Ortschaftsräten in der öffentlichen Sitzung vorstellte.

Der gebürtige Norddeutsche lebt schon seit 36 Jahren im Südwesten, die letzten 20 davon in Stetten. Um Personal abzubauen, bot die Firma Bosch ihm – und vielen anderen – ein frühes Ausscheiden in den Ruhestand an. Er fühle sich aber mit 56 viel zu jung, um in Rente zu gehen, wie er versicherte. Deshalb habe er daran gedacht, sich in der Gastronomie selbstständig zu machen. Da es in Stetten bald keine beziehungsweise nur noch stundenweise eine Wirtschaft geben wird, hatte Ortsvorsteher Hans Locher gleich eine ganz andere Idee.

Er weiß, wie kaum ein anderer, welch Betrieb am Dorfanger, den er zusammen mit anderen Senioren angelegt hat und in Schuss hält, inzwischen herrscht. Auch seine Stellvertreterin Sandra Schäfer, Tagesmutter und Tiger-Betreuerin von Stetten, ist mit ihren Schützlingen oft am Dorfanger und kennt sich aus. Fahrradfahrer, Tagestouristen, die von weit her kommen, weil die Wasserspiele, der Spielplatz und das flache saubere Wasser der Lauchert für Kinder ein Planschparadies sind, drängeln sich um die Attraktionen am Dorfanger. Dass dort eine Toilette fehlt, sagt der Ortschaftsrat seit Jahren. Und: "Es wäre für manchen der Gäste dort auch toll, mal ein Eis kaufen zu können, oder Pommes und einen Wurstwecken für die Kinder. Keine Frage. Ich bin begeistert von der Idee", stellte sie klar.

Vier Säulen und ein ausgefeilter Businessplan

Richter hat schon einen Businessplan erstellt und angeboten, entweder einen Imbisswagen zu kaufen und unter großen Sonnenschirmen mit ein paar Stehtischen die Dorfanger-Gäste im Sommer mit Essen und Getränken zu versorgen.

Oder aber eine Variante zwei: Die Stadt schafft einen fest gebauten Imbiss-Container an, der etwa zehn auf sieben Meter groß ist und dann drinnen und draußen Sitzplätze hat. Eine Container-Toilettenbox könnte daneben stehen. Im Ensemble würde das etwa 80 000 bis 100 000 Euro kosten. Er würde als Pächter agieren und könne sich auf einen Betrieb auch in den Wintermonaten einstellen. Dann bräuchte sein kleines Unternehmen, um die Gastronomie im Schnitt acht Stunden täglich offen zu halten, weiteres Personal. Er müsste zwei 450-Euro-Jobs schaffen.

Richter sieht das Geschäft auf vier Säulen ruhen. Das Mittagsgeschäft, die Fahrradtouristen, die Gäste vom Wasserspielplatz und das Abendgeschäft, bei dem er auch auf Ortsansässige hofft. In den Wintermonaten sei weder mit Fahrradtouristen noch mit den Besuchern vom Wasserspielplatz zu rechnen. Der Betrieb würde im Gastronomiegebäude stattfinden, den Ort und die Region aber aufwerten. Die Meinung der Räte war einhellig. Sie fanden Richters Idee nicht nur mutig, sondern auch richtig. Trotz Corona-Sparzwang. Tobias Fritz erinnerte an die Bremer Planerin, die einst für die Region auf der Oberen Alb Ideen entwarf und seinerzeit einen Maimarkt anregte.

Den wollte damals keiner so recht durchführen. Inzwischen ist er in jedem Jahr in Stetten ein Mega-Erfolg mit vielen tausend Besuchern. "Die hat damals schon von einer Gastronomie am Dorfanger gesprochen. Sie hatte wohl recht", konstatierte Tobias Fritz. Sein Nachnamens-Vetter Matthias Fritz, der auch im Gemeinderat sitzt, verwies darauf, dass es ohnehin am ausgewiesenen Lauchert-Burgen-Wander-und-Radweg zu wenig Einkehrmöglichkeiten gebe.

Kopfzerbrechen machte den Ortschaftsräten die Corona-Krise und die Bitte des Ersten Beigeordneten Berthold Wiesner, in diesem Jahr bei den Mittelanmeldungen auf Unnötiges zu verzichten. Allerdings argumentierten sie auch, dass die Toiletten kommen müssten, um nicht künftig Hygiene-Probleme am Dorfanger zu bekommen. Und allein um die anzulegen, auf festen Boden zu stellen, die Wasserleitungen, Elektrik und Stromversorgung zu sichern, müsse man schon mindestens 25 000 Euro in die Hand nehmen.

Gastronomiecontainer schafft es auf Platz zwei

Bei den Mittelanmeldungen setzten die Räte einstimmig die Toiletten am Dorfanger auf Platz eins, den Gastronomiecontainer auf Platz zwei, danach kam der Giebel am Feuerwehrhaus, die Turngeräte für die Halle, der Radweg, die Heizung und Lüftung der Festhalle, die Erweiterung des Neubaugebiets, die Sanierung der Brücke am Feuerwehrhaus sowie die Küche in der Halle.

Wie oft hat der Gemeinderat in den vergangenen Jahren bei der Verwaltung ein Gesamtkonzept Tourismus angemahnt? Jetzt prescht ausgerechnet der kleine, fast an Burladingens Rand gelegene Ortsteil Stetten mutig vor. Ganz nach dem Motto "Think big", das die Neuseeländer einst erfanden, um ihrer Insel aus einer gewaltigen ökonomischen Krise zu helfen. Auch Stetten denkt Großes. Sein heftig frequentierter Dorfanger, der längst für Tages- und Radtouristen zum beliebten Ziel geworden ist, braucht ohnehin dringend die Toiletten. Eine kleine Gastronomie an dieser Stelle wäre nicht nur für alle Orte auf der Oberen Alb ein Gewinn, es gäbe auch eine Pacht. Und Stetten und Hörschwag grenzen ohnehin an das Biosphärengebiet Schwäbische Alb-Münsingen. Warum sollte Burladingen mit seinen Teilorten sich nicht mit dem verbinden? Think big, eben!