Blick hinaus auf Nichts: Während der Rohbau des Ärztehauses schon fertig ist und man jetzt innen an die Details geht, gibt es vom Rathausplatz dahinter noch nicht einmal einen Plan, den der Gemeinderat absegnen kann. Foto: Rapthel-Kieser

Conradi kritisiert Falschinformation von Planer Lutz und Verwaltung. "Keine Schildbürgerstreiche planen." Mit Kommentar

Burladingen - Dass sich das Projekt Rathausplatz – von Bürgermeister Harry Ebert zur Chefsache erklärt – wegen der wochenlangen krankheitsbedingten Abwesenheit des Rathauschefs weiter verzögert, will der Gemeinderat nicht hinnehmen. Einstimmig formulierten die Räte klare Forderungen an die Planer.

Die jüngste Sitzung am Donnerstagabend leitete wieder, so wie die vorangegangene, der Erste Beigeordnete Berthold Wiesner. Der hatte zwar, so wie es immer üblich ist, zu Beginn eine Liste der abwesenden entschuldigten Gemeinderäte verlesen, zur Abwesenheit Harry Eberts sagte er allerdings nichts.

Die Christdemokratin Dörte Conradi war es, die im Namen beider Fraktionen, also auch im Namen der Freien Wähler, unter dem Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" nachfragte. Minutenlang listete sie jene Forderungen zu den Rathausplatz-Plänen auf, die beide Fraktionen schon am 11. April in einem Brief an Harry Ebert formuliert hatten. Und sie kritisierte, dass der Gemeinderat in einigen Punkten wohl nicht wahrheitsgemäß informiert worden sei. Da geht es um nichts weniger als die Betriebserlaubnis für die Apotheke, die für die Medikamentenanlieferung eine Schleuse braucht.

Die hatten die Rathaus-Planer kurzerhand mal dichtgemacht mit der Begründung, man brauche genau dort Rettungswege für die Feuerwehr. Stimmt nicht, stellte Conradi klar, Brandsachverständige zeigen andere Lösungen auf. Das Weitere ist die Garage, die der externe Planer Gerhard Lutz in seinen Ausführungen zum "Lager- und Abstellraum" erklärt hatte und sie mit vorgesehenen Parkplätzen vor der Einfahrt zuparken lassen wollte. Dabei, so Conradi, seien da immer Garagen geplant gewesen. Das könne man, mit eingeschränkter Zufahrt bei Veranstaltungen, auch so beibehalten.

Dass daneben jetzt auch ein Hörgeräte-Studio hinkommt, werte das Projekt Ärztehaus noch einmal auf, es brauche aber eben einen Zugang vom Marktplatz her. Also, weg mit den Parkplätzen dort. Conradi erläuterte zwei alternative Planungsvarianten, die in der nächsten Sitzung die Verwaltung ausgearbeitet vorleegen sollen. Auch die Treppe von der Bahnhofstraße zum Rathausplatz soll nach Meinung des Gemeinderates nach Westen, zur Mitte hin verschoben werden, um repräsentativer zu wirken.

Das Ergebnis ist einstimmig

Im Brief der Fraktionen vom 11. April heißt es wörtlich: "Auch wenn wir in der Gemeinderatssitzung anders informiert wurden, möchten wir festhalten, dass der VOBA (Volksbank Hohenzollern) die aktuellen Pläne des Rathausplatzes nicht bekannt sind. Es wurde lediglich in einem Gespräch mit Vertretern der VOBA eine weitere Option der Müllentsorgung über die Hauptstraße erörtert."

Dass die Verwaltung diese Fehlinformation aus der vorvergangenen Sitzung einfach stehen ließ, kritisierte Conradi. An Wiesner gewandt sagte sie: "Das hätten sie richtig stellen müssen." Auch, dass die Bäckerei Sternenbäck im hinteren Bereich gerne eine Anbindung an den Spielplatz hätte, sollen die Planer berücksichtigen. Conradi verwies auf ein Mail der Bäckerei-Betreiber.

"Da ist vieles denkbar mit Bänken, Café im Hof, und großer Aufenthaltsqualität", so die CDU-Frau. Außerdem sollen die Volksbank, die BeneVit, die Bäckerei, die Fraktionen und die Vereinsvertreter an einen Tisch zur Planung gerufen werden. "Der Rathausplatz muss sich der Funktionalität des Ärztehauses anpassen", formulierte es Conradi, man dürfe "keine Schildbürgerstreiche" planen, die Eingänge verschlössen. Und eigentlich, so endete der Brief vom 11. April, hätte die Verwaltung all dies in neuen Plänen in eben jener Sitzung am Donnerstag schon vorlegen sollen.

Offensichtlich weil Ebert fehlte, stand der Rathausplatz nicht auf der Tagesordnung. Beim Gemeinderat unter Verschiedenes schon. Wiesner zierte sich und argumentierte mit dem Kommunalrecht. Wenn die Räte jetzt einen Antrag stellen, könne erst in der nächsten Sitzung über den abgestimmt werden. Conradi: "Wollen sie das Projekt verzögern?" Alexander Schülzle (FW) wies auf das entscheidende Zauberwort im Brief hin. Da heißt es zum Schluss: "Wir beantragen, dass…". Damit war der Antrag offiziell schon schriftlich gestellt. Wiesner musste abstimmen lassen – mit einstimmigem Ergebnis.

Kommentar: Yes, we can

Von Erika Rapthel-Kieser

Na bitte. Mit seinem Brief und dem einstimmigen Beschluss in der jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat Burladingen gezeigt, wie es laufen kann, wenn ein Verwaltungschef zagt, sich ziert und zögert. Die Beschlusskraft liegt in Händen des gewählten Volkssouveräns Gemeinderat, der die Verwaltung beauftragt, Mehrheitsentscheidungen umzusetzen. Die Sitzung am Donnerstag könnte, fast nach dem Wahlkampfmotto Barack Obamas "Yes We Can" oder "Ja, wir können", beispielgebend sein. Für den Wunsch nach einem Neujahrsempfang in der Burladinger Stadthalle, im Gemeinderat schon seit Jahren oft formuliert, von der Verwaltung nie umgesetzt, für den Wunsch nach einem Stadtfest zum 40. Jubiläum, für den, endlich eine Pressestelle im Rathaus einzurichten, scheint ein Zauberwort gefunden: "Wir beantragen, dass…"