Harz schützt den Baum vor dem Borkenkäfer. Damit ein Baum genug Harz produzieren kann, benötigt er Wasser – und das fehlt zurzeit. Sehnsüchtig wartet man auf viel Regen. Foto: congerdesign Foto: Schwarzwälder Bote

Waldhaushalt: Burladinger Wald ist trotz trudelnder Preise und nagender Käfer stabil und bietet Arbeitsplätze

Die Zeiten, in denen der Burladinger Wald jährlich eine halbe Million in die Stadtkasse spült, so wie zwischen 2011 und 2015, scheinen erstmal vorbei. Sturmschäden, Preisverfall, Eschensterben und der Borkenkäfer machen dem Schatzkästlein der Fehlastadt zu schaffen.

Burladingen. Über eine Stunde berichtete Forstdirektor Hermann Schmidt dem Gemeinderat, zog Bilanz über das laufende Jahr, in dem er beim Haushaltsansatz 243 000 Euro Gewinn erwartet hatte und nun nur noch von 193 000 Euro ausgeht.

Trotzdem legte der Forstfachmann für 2019 einen vorsichtig optimistischen Haushalt vor. Rund 184 000 Euro sollen die gefällten 29 000 Festmeter Holz im kommenden Jahr an Gewinn abwerfen. Voraussetzung dafür sei aber, dass der nächste Sommer nicht wieder so trocken wird und die durchschnittlich 1000 Liter Regen pro Quadratmeter auch fallen. "Wir brauchen drei Monate Regen", konstatierte Schmidt. Auch, um den Borkenkäfer in Schach zu halten.

Gegen Attacken des kleinen bohrenden Schädlings sind Stämme, die reichlich Harz produzieren und den Angreifer darin sozusagen einkleben, besser gerüstet. Aber Harz fließt nur, wenn der Stamm genügend Feuchtigkeit gespeichert hat.

Der Wald sei stabil, versicherte Schmidt den Räten. "Wir haben ihn stabil gemacht", betonte er und verriet gleich auch das Geheimnis. "Der beste Waldbauer ist die Axt". Bestände, in denen immer mal wieder ausgelichtet würde, so, dass Luft, Licht und Wasser auf den Waldboden gelangen könnten, sorgen für ein gesundes Wachstum. Zwar machen lange Trockenphasen der Kiefer zu schaffen, aber der Burladinger Forst sei ein Mischwald und "die Buche ist klimaelastisch", beschrieb der Forstfachmann, dass der Laubbaum bei langer Trockenheit seine Blätter eben früher abwerfe um weniger zu verbrauchen.

Den Vollerntebetrieb für diesen Herbst, so berichtete Schmidt den Räten von seiner Entscheidung, habe er erst einmal ausgesetzt. Denn der Burladinger Forst blieb von den zahlreichen Frühjahrsstürmen zwar weitgehend verschont, in benachbarten Bundesländern und anderen Ländern der EU sehe es aber ganz anders aus. Es gibt wegen der Sturmschäden im Frühjahr dieses Jahres reichlich Holz auf dem Markt, die Sägewerke kommen kaum hinterher, und die Preise sind im Keller.

"Industrie schlägt Alarm"

"Die Industrie schlägt Alarm, sie kann das gefällte Holz nicht verarbeiten, und es ist ein zu wertvoller Rohstoff, um ihn jetzt auf den Markt zu schmeißen", begründete der Forstdirektor.

Den Holzeinschlag und Verkauf – in den kommenden Jahren sind im Schnitt 29 000 Festmeter jährlich geplant – auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen, sei die richtige Entscheidung, betonten die Gemeinderäte Michael Eisele (CDU) und Karl-Moritz Kraus in ihren Statements.

Beide bedankten sich bei den vollständig Anwesenden Forstmitarbeitern und Azubis für ihre Arbeit, und Kraus lobte die Revierleiter als kompetente Ansprechpartner und Ratgeber für Privatwaldbesitzer. Dörte Conradi (CDU) erinnerte daran, dass es vor längerer Zeit auch Jahre gegeben hätte, in denen man im Waldhaushalt sogar rote Zahlen geschrieben habe oder die Rechnungen eben auch nur Null- auf-Null aufgegangen seien. Man dürfe nicht vergessen, dass die Stadt Burladingen im Forst auch vier Ausbildungsplätze zur Verfügung stelle, die Waldpädagogik finanziert werde und der Wald für viele Bürger einen hohen Freizeitwert habe.

Erfreulich, dass die meisten Jagdpächter ihre Abschusszahlen erfüllen und das Thema Wildverbiss gut im Griff haben. Die meisten. Auf die Frage, was in den Jagdrevieren passieren soll, in denen das nicht der Fall ist, bekam der Gemeinderat von Schmidt eine ehrliche Antwort: "Da bin ich mit meinem Latein am Ende. Die Revierleiter können nicht mehr tun, als die Jagdpächter immer wieder darauf hin zu weisen." Für die Gemeinderätin Conradi ein Grund, dass die Verwaltung sich mit den allzu sorglosen Jagdpächtern mal "über Zielvereinbarungen" unterhält.