Eine Windkraftanlage in Melchingen Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Ökostrom: Bis 2022 könnten sich die ersten Rotoren auf städtischem Boden drehen / Perspektive "Nachhaltige Stadt"

Der Beschluss fiel zwar mit drei Enthaltungen und drei Gegenstimmen, aber die EnBW machte im Burladinger Gemeinderat das Rennen und wurde als Betreiber angeheuert. Der Energieriese wird sich künftig um das Konzept, den Bau und die Bürgerinformationen in Sachen Windkraft kümmern.

Burladingen. Der Pachtvertrag für jene Konzentrationszonen, auf denen die Stadt Burladingen dann künftig Windkraft erlauben kann, wurde in einem speziellen Verfahren mit Hilfe der Kommunalberatung Rheinland Pfalz ermittelt.

Mit Blick auf den Milan

Einer der Kommunalberatungs-Manager, Hans-Jürgen Rossbach, war dazu extra eingeflogen und erklärte den Gemeinderäten und den vielen Zuhörern und Bürgern in der Sitzung, wie das von seiner Firma entwickelte sogenannte Interessenbekundungsverfahren (IBV) funktioniert und warum und wie es sich von üblichen Vergaben die eine Kommune – etwa im Baubereich – tätigt, unterscheidet.

13 Firmen hatten sich für die drei ausgewiesenen Konzentrationsflächen auf der Küche bei Hermannsdorf, im Bereich Ringelstein bei Ringingen und im Gebiet Telle bei Stetten beworben. Zehn kamen in Stufe zwei des Auswahlverfahrens, und schließlich war es die EnBW, die nach Meinung der Rheinländer GmbH das überzeugendste Konzept vorlegte und die beste Wirtschaftlichkeit für die Stadt Burladingen verspricht.

Was und wie die EnBw planen wird, erläuterten dann deren Projektmanager Michael Hubmann und Baden-Württemberg-Teamleiter Michael Soukup ausführlich und mit einer Lichtbild-Präsentation den Räten. Hubmann beschrieb zunächst, welche Planungsschritte die EnBw als erstes angehen werde, dass es noch einmal eine Überprüfung der Standorte im Hinblick auf den roten Milan und den Uhu geben muss, wie man die Windgeschwindigkeiten noch einmal genauer messen wird und schließlich die Vorbereitungen für das Aufstellen der Windräder zusammen mit dem Forst.

Und er beschrieb mit Grafiken und Lichtbildern auch den Spezialtransport der 164 Meter hohen Windräder mit ihren 149 Metern Rotordurchmesser. Baubeginn könnte dann in den Jahren 2020 und 2021 sein, ein Jahr später könnten sich die Windräder schon drehen.

Insgesamt werden wohl zehn Anlagen aufgestellt werden. Die Verwaltung rechnet mit fünf Windrädern auf der Küche, drei im Ringelstein und zwei auf Telle. Die EnBW als Pächter dieser Grundstücke und Betreiber der Windkraftanlagen würde, so sicherte Hubmann zu, auch die Bürgerinformation übernehmen und je nach Wunsch der Räte Veranstaltungen vor Ort organisieren.

Schöne Landschaft opfern?

Der Projektentwickler sprach auch über mögliche Beteiligungsmodelle. Man könnte, so wie andernorts, die Stadtwerke mit ins Boot holen, die Bürger könnten eine Energiegenossenschaft gründen, sie könnten Ökostrom zum Sondertarif beziehen, und mit Hilfe von Photovoltaik und Solaranlagen könnte Burladingen, so wie andere Städte im Südwesten, sich den Rang einer nachhaltigen Stadt ergattern und damit überregional werben.

Vor allem aus der CDU-Fraktion kamen Fragen zur Wirtschaftlichkeit und zum Sinn von Windkraftanlagen auf der Schwäbischen Alb, die nach Meinung von Dörte Conradi und Michael Eisele nicht gerade zu den windstarken Gebieten Deutschlands zähle. Eisele war sogar dagegen, dass man für den Ausbau der regenerativen Energien das opfert, was die Alb eben habe: schöne Landschaft.

Trotzdem, die Mehrheit war dafür, an die EnBW zu verpachten. Eine Servicefirma, die der Gemeinderat gleich für 13 000 Euro beauftragte, wird jetzt einen Pachtvertrag ausarbeiten.