Der Poetry Slammer und Spontan-Dichter Nik Salsflausen ermuntert die Workshop-Teilnehmer, ruhig selbst zu schreiben und beim Vortragen eigener Texte kreativ zu werden. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Poetry Slam: Zum zweiten Mal holte der Schulförderkreis Deutschlands jugendliche Dichter-Elite für Workshops ins Schulzentrum

"Kennst Du mich noch?", fragt eine Schülerin, die am Progymnasium keck an der offenen Klassentür steht und hineinspickelt in den Workshop von Slammer Marius Loy. "Klar", ruft der vom Lehrerpult Richtung Tür. "Der letzte Poetry-Slam-Workshop ist ja nur ein Jahr her."

Burladingen. Diesmal durften andere Schüler mitmachen – jene, die in diesem Jahr in der neunten Klasse des Progymnasiums sind und in einer zweiten Workshop-Gruppe auch einige von der Real- und Werkrealschule im Gebäude daneben.

Sie alle hatten sich freiwillig gemeldet, um Deutschlands junge Dichter-Elite mal live zu erleben und in den Genuss zu kommen einen Workshop bei denen zu belegen, die schon versiert und berühmt sind in Sachen spontanes Verseschmieden und damit ein Publikum zu erobern.

Außer Marius Loy war diesmal auch der Poetry Slammer Nik Salsflausen nach Burladingen ins Schulzentrum gekommen. Er ist hauptberuflich Lehrer für Deutsch und Geschichte und heißt natürlich anders. Aber unter seinem Künstlernamen Salsflausen hat er nicht nur ein Buch mit dem lustigen Titel "Afterwork mit Sisyphos" geschrieben, in dem er die griechische Mythologie auf die Schippe nimmt, sondern kann so manches andere frei von der Leber weg erzählen und bei den Wettbewerben erdichten.

Nik Salzflausen ist unter anderem deutschsprachiger Vizemeister im Poetry Slam 2016 und Baden-Württembergischer Landesmeister im Poetry Slam 2014. Seine Workshop-Teilnehmer in Burladingen ermunterte er zu schreiben, es vorzutragen und ruhig mal teilzunehmen, an einem Poetry Slam, dieser modernen Form des Kräftemessens mit Worten. Auch dabei mache Übung den Meister. Wie derlei Slam-Übungen aussehen können, das zeigte Salsflausen seinen Schülern mit Hilfe bunter Karten, die die Fantasie anregen und auf die jeder aufschrieb, was ihm dazu in den Sinn kam.

Ein paar Zimmertüren weiter am Progymnasium erzählte sein Kollege Loy den Workshop-Teilnehmern, dass Poetry Slam mittlerweile eine 30-jährige Tradition in Deutschland habe und Wikipedia veraltet sei, wenn es immer noch die USA als Topland der Slam-Szene nenne. Die deutschen Dichter und Denker mit ihren Wettstreiten hätten den USA längst den Rang abgelaufen.

Hierzulande habe es vor Corona monatlich rund 300 Veranstaltungen gegeben. Julia Engelmann oder David Friedrich, Stars der Szene und mittlerweile auch in anderen Bereichen, etwa als Moderatoren tätig, sind einigen der Workshop-Teilnehmer sogar bekannt.

Angestoßen und finanziert hatten diese Neuauflage in Sachen Poetry Slam wie im Vorjahr der Schulförderkreis und seine Vorsitzende Leila Brandner. "Ein Kraftakt in Corona-Zeiten", wie sie unserer Zeitung im Gespräch vor Ort verriet.

Sie bedauert, dass die Veranstaltung für die Erwachsenen, die wie im Vorjahr wenige Tage später geplant war, wegen des Lockdowns nun nicht stattfinden kann. Aber Brandner ist überzeugt – und formulierte dies auch bei der Begrüßung, dass es für die Schüler, nicht nur ein Highlight in Sachen Deutsch-Unterricht, sondern auch "eine Ablenkung vom merkwürdigen Schulalltag" sei. Dass Marius Loy und Nik Salsflausen trotz Corona und mit Maske ihren Workshop durchzogen, da rechne sie ihnen hoch an.